Der FC Sion eint als FC Wallis einen ganzen Kanton
Den FC Sion gibt es seit 1909. Besonders im Cup hat der Club aus dem Wallis Schweizer Fussballgeschichte geschrieben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Sion wurde 1909 gegründet und gehört zu den wichtigsten Clubs der Westschweiz.
- Besonders im Cup war und ist Sion mit 13 Finalsiegen sehr erfolgreich.
Der FC Sion wurde im Jahr 1909 von Robert Gilliard gegründet. Er war der Kapitän einer Gruppe von Freunden, die zusammen Fussball spielten. Das erste Spiel gewann Sion gegen Aigle mit 3:2. Und das nach einem 0:2 Rückstand, eine Konstellation, die es in der Clubgeschichte noch ein paar Mal geben wird.
Der FC Sion absolvierte seine ersten Spiele auf der Planta. Noch heute hat der Platz im Zentrum der Stadt eine grosse Bedeutung. Alle Erfolge der Mannschaft werden hier gefeiert.
Fünf Jahre später nahm Sion erstmals an der Meisterschaft teil. Auch das erste offizielle Spiel gewannen Sion mit 3:2.
Verschiedene Spielfelder für den FC Sion in den ersten Jahren
In der ersten zeit musste der Vereine einige Male das Spielfeld wechseln. Zwischen 1914 und 1920 wurde die Spiele auf der Planta, auf dem Spielfeld des Gaswerks, im Champs des Îles. Danach einige Jahre bei Spital und ab 1928 im Parc des Sports. Bis zur Eröffnung des Stade de Tourbillon sollte das die Heimat des Clubs bleiben.
Die Walliser stiegen dann in die zweite Liga auf, feierten 1944 den Gruppensieg und den Aufstieg in die erste Liga. 1946 musste der Club wieder absteigen.
Zwischen 1947 und 1949 wurde der Club von Vittorio Barberis trainiert, dem Vater der späteren Clublegende Umberto Barberis. Vittorio Barberis absolvierte für Novara 72 Spiele in der italienischen Serie A und im Pokal. Der Flügel erzielte für den Club aus dem Piemont immerhin 19 Tore. 1952 folgte der Wiederaufstieg in die erste Liga für den FC Sion.
Erstmaliger Aufstieg in die Nationalliga
In der Saison 1956/57 dominierte der FC Sion die erste Liga. Der Verein stieg erstmals in der Geschichte in die Nationalliga B auf. Fünf Jahre später war es dann soweit: 1962 Sion steigt in die höchste Spielklasse der Schweiz auf. Das ganze Wallis steht ein erstes Mal wegen den Fussballern aus Sitten Kopf.
Der Club ist der grosse Stolz des ganzen Kantons. Der FC Sion verbindet das deutschsprachige Oberwallis und das Unterwallis der Romands.
Das Stade de Tourbillon
Der Club spielte im Parc des Sports, bis zur Eröffnung des Stade de Tourbillon vergingen noch ein paar Jahre. Am 11. August 1968 wurde dann das neue Stadion feierlich eröffnet.
Das Stadion entwickelte sich zusammen mit den heissblütigen Sion-Fans zu einem wahren Hexenkessel. Von feuriger Stimmung über Geisterspiele bis zum Promi-Besuch per Helikopter hat das Tourbillon schon alles erlebt.
1986 wurde das Stadion einem grösseren Umbau unterzogen. Ursprünglich fasste das Tourbillon 18'000 Zuschauer. Das Fassungsvermögen wurde später aus Sicherheitsgründen auf etwas mehr als 14'000 Fans reduziert.
Die wilden 60er - Erster Erfolg und erster Abstieg
1965 feiert der FC Sion seinen ersten Erfolg. Im Cupfinal im Berner Wankdorf wurde Servette Genf mit 2:1 geschlagen. Es war der erste Streich einer unglaublichen Serie mit 13 Finalteilnahmen und ebensovielen Siegen.
1969, nur eine Saison nach der Einweihung des Tourbillons, stieg der FC Sion in die NLB ab. Den Wallisern gelang aber der direkte Wiederaufstieg. In der Saison 1970/71 rettete sich Sion am Ende dank eines Sieges gegen Fribourg in einem Entscheidungsspiel in Lausanne. beide Teams hatten nach 26 Spielen je 19 Punkte auf dem Konto.
1974 qualifizieren sich die Walliser wieder für den Cupfinal. Natürlich gewinnen sie in Bern wieder. Diesmal ist Xamax Neuenburg der Gegner und das Resultat lautete 3:2.
Alain Balet - Mister Cupfinal in den 80ern
In den 80er-Jahren triumphierte Sion drei weitere Male im Cupfinal. 1980 mit 2:1 gegen die Young Boys, 1982 mit 1:0 gegen Basel und 1986 mit 3:1 gegen Servette. Das Wankdorfstadion ist definitiv zum zweiten Wohnzimmer der Sittener geworden.
Und ein Spieler fühlte sich in Bern jeweils besonders wohl: Alain Balet. Der Verteidiger erzielte in jedem seiner drei gewonnenen Cupfinals mindestens einen Treffer, alle mit dem Kopf. Drei Cupfinals, drei Siege und vier Tore erzielt - ein wohl einzigartiger Rekord für einen Abwehrspieler.
In der Meisterschaft klassierte sich der FC Sion in den 80er-Jahren immer im Mittelfeld der Tabelle. Ausser 1984 und 1987 als das Team in der Liga jeweils den dritten Rang herausspielen konnte.
Die 90er - das Jahrzehnt des FC Sion
Der FC Sion startete standesgemäss mit einem Cupsieg in sein erfolgreichstes Jahrzehnt. 1991 bezwangen die Walliser YB mit 3:2. Die Berner führten zur Halbzeit 1:0 und erzielten gleich nach der Pause das 2:0.
Doch Sion dreht das verrückte Spiel noch in einen 3:2-Sieg. Die Torschützen für Sion waren die jungen Walliser David Orlando (zum 1:2 und 2:2) und Alexandre Rey zum entscheidenden 3:2.
1992 wird Sion erstmals Schweizer Meister. Nach der Qualifikation lag das Team des späteren Schweizer Natitrainers Enzo Trossero noch auf Platz drei. Weil aber GC und vor allem Lausanne in der Finalrunde heftig patzten standen die Walliser am Ende zuoberst.
Sion hatte keinen Star, baute vor allem auf ein breites Team. Die besten Torschützen waren der kopfballstarke Verteidiger Mirsad Baljic aus Bosnien, David Orlando und Gabriel Calderon.
Drei Cupsiege in Folge
Der FC Sion gewann zwischen 1995 und 1997 drei mal in Folge den Schweizer Cup. Zuerst mussten die Grasshoppers dran glauben, Sion siegte 4:2. Outtara mit einem Doppelpack, Bonvin und Roberto Assis, der ältere Halbbruder von Ronaldinho erzielten die Tore.
Ein Jahr später drehte Sion im Final wie 1991 gegen YB wieder einen 0:2-Rückstand. Servette führte nach 62 Minuten durch Tore von Karlen und Neuville mit zwei Toren. Doch Bonvin, Wicky und Vidmar drehten das Spiel innert zehn Minuten. Der Mythos der unbezwingbaren Walliser in Cupfinals lebte weiter.
Auch 1997 stemmten die Spieler von Sion den Cup. In einem wieder dramatischen Final stand es nach der Verlängerung gegen Luzern 3:3. Sion entschied das Penaltyschiessen mit 5:4 für sich. Der dritte Cupsieg in Folge und der insgesamt achte Titel in diesem Wettbewerb standen fest.
Das Double geht ins Wallis
Der Cupsieg 1997 bedeutet gleichzeitig den Gewinn des Double. Wenige Wochen zuvor stand der FC Sion auch als Meister fest. Wie beim ersten Titel 1992 sicherte man sich die Meisterschaft dank einer starken Finalrunde im Frühling. Konkurrent und Wintermeister Xamax schwächelte in der Finalrunde und hatte am Ende statt sieben Punkte Vorsprung drei Punkte Rückstand.
Sion feierte seinen erfolg wie immer mit einer rauschenden Party auf der Planta bis in die frühen Morgenstunden. Auch in der Double-Saison war das Toreschiessen auf verschiedene Schultern verteilt. Der erfolgreichste Ligatorschütze war der Serbe Vladan Lukic mit zehn Treffern in der Quali und fünf in der Finalrunde. Stark waren auch Philippe Vercruysse, Christophe Bonvin und Sébastien Zambaz.
Christian Constantin und der FC Sion
Der Architekt und ehemalige Fussballtorhütern (Xamax, Lugano) Christian Constantin wurde nach dem ersten Meistertitel 1992 Präsident des FC Sion. Der charismatische «CC», wie er oft genannt wird, übernahm das Amt des langjährigen Präsidenten André Luisier (†). Luisier war über 40 Jahre lang Chefredaktor der Walliser Zeitung «Le Nouvelliste» und von 1981 bis 1992 Sion-Präsident. 1997 nach dem Doublegewinn trat Constantin als Präsident eines fast ruinierten Clubs zurück, 2003 kehrte er dann als «Retter» zurück.
Constantin gilt als eine der ebenso streitbaren wie schillerndsten Persönlichkeiten im Schweizer Fussball. Seine Führungsstil trägt in der medialen Wahrnehmung von «exzentrisch» über «extravagant» bis hin zu «diktatorisch» sämtliche Schattierungen.
Besonders auffällig ist die Anzahl der Trainerentlassungen. In seinen zwei Amtszeiten (1992 bis 1997 und 2003 bis heute) hat er insgesamt 62 Trainerwechsel vorgenommen (Stand April 2020). Dabei setzte er sich drei Mal für ein oder mehrere Spiele auch gleich selbst auf die Bank.
«Penaltyschiessen» und eine Ohrfeige
Rund um «CC» ranken sich zahlreiche Geschichten und Anekdoten. Eine besonders schöne ist jene mit seinem ehemaligen Spieler Geoffrey Serey Dié. Der Mittelfeldspieler erziele einfach zu wenig Tore, sagt «CC», Serey war beleidigt und forderte seinen Präsidenten zum «Penaltyschiessen» heraus.
Aus 18 Metern sollte Serey Dié auf den ehemaligen Goalie Constantin schiessen und mindestens 14 Tore erzielen. Bereits nach 18 Schüsse wurde das Spielchen abgebrochen mit «CC» als Sieger. Hätte Serey Dié die Ausmarchung für sich entscheiden, hätte er drei Tage lang den Ferrari seines Präsidenten fahren dürfen.
Eine weniger schöne Geschichte ist der Eklat von Lugano. Christian Constantin schlägt 2017 vor laufender Kamera den Teleclub-Experten Rolf Fringer. Einer der grössten Skandale in der Geschichte des Schweizer Fussballs.
«CC» erhält eine Platzsperre von neun Monaten und eine Busse von 30'000 Franken. Fringer und Constantin sprechen sich später aus und es kommt zur Versöhnung.
Weitere Cupsiege und die erste Final-Niederlage
Nach dem Doublegewinn holte Sion vier weitere Cupsiege und stand 2015 bei 13 Cupsiegen aus 13 Finalteilnahmen. Ein europäischer Rekord. 2006 gegen YB (5:3 nach Penaltyschiessen) gewann Sion zudem als erstes NLB-Team den Schweizer Cup.
2009 wieder gegen YB machte Sion ein weiteres Mal einen 0:2-Rückstand im Cupfinal wett um doch noch zu gewinnen. 2011 siegte Sion gegen Xamax und 2015 demütigten die Walliser den FC Basel in dessen Stadion gleich mit 3:0.
Doch auch dem FCB sollte es vorbehalten sein, die unheimliche Serie des FC Sion zu beenden. Im 14. Final der Clubgeschichte unterliegt Sion 2017 in Genf den Bebbi mit 0:3. Eine unglaubliche Story des Fussballs ging damit zu Ende.
Die Geschichte des ein bisschen verrückten FC Sion geht aber noch weiter.