Euro 2020: Nicht mal Trompeten-Sigi reist an die Spiele
Wegen des Coronavirus können nur wenige Fans die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft an der Euro 2020 live miterleben. Auch der lauteste Unterstützer fehlt.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute beginnt mit Italien - Türkei (21 Uhr) die Euro 2020.
- Nur wenige Schweizer Fans reisen wegen Corona an die Spiele der Schweizer Nati.
- Auch Fan-Legende Trompeten-Sigi verpasst seine erste EM seit über 50 Jahren.
Europa ist im Fussballfieber: Heute Freitag startet die Euro 2020 – mit einem Jahr Verspätung – mit dem Eröffnungsspiel Türkei gegen Italien. Am Samstag hat die Schweizer Nati ihren ersten Auftritt, Tausende Fans jubeln dem Team in Baku zu. Würden, wäre da nicht Corona.
Nicht mal Trompeten-Sigi (73) reist mit dem Team mit. Und das will ganz schön etwas heissen! Seit über 50 Jahren begleitet der Kult-Fan die Schweizer Delegation, verpasst kaum ein Spiel und schon gar keine Endrunde.
Keine Trompete, kein Spiel
«Es tut weh, aber die Euro 2020 lasse ich aus», sagt der betrübte Schaffhauser zu Nau.ch. Einerseits ist der Super-Fan noch nicht geimpft.
Andererseits sind ihm die Auflagen zu streng: «Sie hätten mir die Trompete weggenommen», ist er überzeugt. Instrumente als potenzielle «Viren-Schleudern» wären ungern gesehen.
Ein Nati-Spiel ohne Trompete? Für den grössten Nati-Supporter ein No-Go. «Das ist mir bisher erst dreimal passiert: In Portugal, Brasilien und Frankreich.»
Bei den westlichen Nachbarn half nicht einmal, dass er sich eine Plastiktrompete angeschafft hatte. «Die Ventile waren aus Metall, also nahmen sie mir auch das Plastikding weg.»
Der Aufwand lohnt sich für Sigi Michel, wie der Kult-Fan mit bürgerlichem Namen heisst, dieses Jahr schlichtweg nicht. «Ich hatte zwar ein Ticket für das Italien-Spiel, habe es aber verkauft, die Situation ist mir zu unsicher.»
«An Euro 2020 mindestens über Achtelfinal hinaus»
Hinzu kommt, dass der 73-Jährige in zwei Wochen beide Schultern operieren muss. «Ich habe die OP schon zwei Mal verschoben, doch jetzt fanden die Ärzte, es sei höchste Eisenbahn.»
Dennoch will sich Trompeten-Sigi kein Spiel entgehen lassen. «Ich habe ja einen Fernseher Zuhause, vielleicht lasse ich mich auch an einem Public-Viewing blicken.» Oder wohl eher nicht, wie der Fan nach ein paar Sekunden Denkpause anfügt. «Dort werde ich ständig erkannt, dann muss ich allen erklären, warum ich nicht im Stadion bin.»
Für Michel ist klar: «Die Schweiz muss es mindestens über den Achtelfinal hinaus schaffen, sie spielen so gut!» In der Gruppe A der Euro 2020 trifft das Schweizer Team auf die Türkei, Wales und Italien. «Italien ist unberechenbar, aber die anderen beiden sind sicher machbar.»