Euro 2020: Wer wird es? Nau.ch-Experten tippen den Europameister
Das Wichtigste in Kürze
- Vom 11. Juni bis zum 11. Juli läuft in ganz Europa die Euro 2020.
- Die Schweiz trifft in der Gruppe A auf Italien, Wales und die Türkei.
Am Freitag geht es endlich los! Mit einem Jahr Verspätung startet die Euro 2020 mit dem Eröffnungsspiel Türkei gegen Italien. Die «Squadra Azzurra» darf den Auftakt mit einem Heimspiel im Olympiastadion von Rom bestreiten.
Schon am Samstag steigt dann auch die Schweizer Nati in die Endrunde ein. Um 15 Uhr trifft das Team auf Wales – und kann dabei schon die Weichen für ein erfolgreiches Turnier stellen.
Wie weit es reicht? Das grosse Ziel des Petkovic-Teams ist klar: Der Achtelfinal-Fluch soll endlich besiegt werden.
Sonst ist die Ausgangslage offen. Gleich mehrere Team dürfen sich Chancen auf den Sieg an der Euro 2020 ausrechnen. Nicht nur Weltmeister Frankreich reist mit einem schlagkräftigen Team an.
So tippen die Nau.ch-Experten den Ausgang der Euro 2020 – und das Abschneiden der Schweizer Nati.
Micha Zbinden, Nau.ch-Chefredaktor
Spanien hat beim 6:0-Sieg über Deutschland gezeigt, wie stark es ist. Nationaltrainer Luis Enrique fehlen jetzt zwar frühere Stützen, das Team ist aber gespickt mit technisch starken Spielern. Allen voran: Thiago Alcantara (Liverpool).
Klar, Corona-Fälle im Team können ein Chaos veranstalten, aber auch ein Team zusammenschweissen. Spanien kann sich in der leichten Gruppe mit Schweden, der Slowakei und Polen langsam warm spielen. Und das nötige Selbstvertrauen holen. Vorne ist auf Skorer Morata (Juventus) Verlass. Wie man am Ende den Titel gewinnt, wissen die Spanier.
Und die Schweizer Nati? Ohne Weltklasse-Stürmer übersteht das starke Kollektiv zwar die Vorrunde, für mehr reicht es aber nicht. Der Achtelfinal bleibt unsere Stolperstein. Leider.
Mischi Wettstein, Fussball-Chefreporter
Der Weltmeister stellt die beste Mannschaft der Welt! Und es gibt keinen Grund, wieso Frankreich nicht auch Europameister werden sollte. Das Team ist bärenstark. Die einzigen, die «les Bleus» stoppen können, sind sie selber.
Trägt der Hahn den Kopf zu hoch, kann es in die Hosen gehen. Aber wenn die Franzosen jedes Spiel ernst nehmen, sind sie der klare Favorit.
Selbstverständlich würde ich mich über einen Effort unser Nati an der Euro 2020 sehr freuen. Doch leider habe ich da meine Zweifel. Denn: Ich glaube nicht, dass unser Nati-Trainer Vladimir Petkovic der richtige Mann am richtigen Ort ist.
Die Nati-Spieler haben eine sehr hohe Qualität, nicht umsonst spielen fast alle mittlerweile im Ausland. Doch was nützen die besten Zutaten, wenn der Koch nicht das richtige Rezept findet?
Was mir auch einige Stirnfalten bereitet: Die ewige Diskussion um das Thema «Wir müssen in den Viertelfinal!» Achtung! Wie kann man vom Dessert sprechen, wenn man die Hauptmahlzeit noch nicht mal verdaut hat? Es gibt da noch drei Gegner in der Gruppenphase, gegen die zuerst erfolgreich gespielt werden muss.
Wales wird kämpfen bis zum letzten Atemzug, die Italiener müssen zuhause gewinnen. Und das Spiel gegen die Türkei in Baku wird ein Ritt auf der Rasierklinge. Da ist jeder Ausgang möglich.
Ich lasse mich sehr gerne vom Gegenteil überraschen. Doch ich rechne damit, dass die Begegnung mit der Türkei das letzte Spiel der Schweiz an der Euro 2020 ist. Nach der Gruppenphase ist Schluss!
Christoph Böhlen, stv. Sportchef Nau.ch
Hat eigentlich jemand Italien auf dem Zettel? Die «Squadra Azzurra» zählt zwar bei jedem Turnier zum Favoritenkreis. Doch in den letzten Jahren muss der Europameister von 1968 unten durch. Aber: Im Schatten der Franzosen oder den Deutschen haben die «Azzurri» klammheimlich einen Umbruch durchgeführt.
Klar: Die Defensive um Leonardo Bonucci ist immer noch das Prunkstück der Italiener. Doch die Zeiten des «Catenaccios» sind längst vorbei.
Unter Trainer Roberto Mancini spielt das Team offensiv, temporeich und attraktiv. Beispiel gefällig? Wettbewerbsübergreifend hat Italien die letzten acht Spiele allesamt gewonnen – und zwar zu 0!
Mit Ciro Immobile, Federico Chiesa oder dem jungen Giacomo Raspadori hat Italien mehrere torgefährliche Spieler im Kader. Das wird nicht nur in der Schweizer Gruppe zum Sieg reichen. Italien wird zur «Überraschung» des Turniers – und holt den zweiten EM-Titel.
Es bricht mir das Fan-Herz – aber für die Schweizer Nati ist wieder nach dem Achtelfinal Schluss. Leistungsträger wie Xherdan Shaqiri sind nicht in Form, ganz vorne fehlt ein Weltklasse-Stürmer. Und die Reiserei zwischen Rom und Baku ist ebenfalls eher suboptimal.
Doch dank Rang drei in der Gruppe A, gibt es immerhin eine K.o-Runde zu bestreiten.