Euro 2020: Jetzt ist Teamspirit gefragt - Blond schiesst keine Tore!
Die Schweizer Nati wird an der Euro 2020 von Italien vorgeführt. Jetzt braucht es eine Rückbesinnung auf das Kollektiv, sonst ist die EM vorbei. Zwei Meinungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweiz droht an der Euro 2020 schon in der Gruppenphase das Aus.
- Nach der Italien-Pleite ist ein Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei Pflicht.
- Die Nati spielt am Sonntag gegen die Türkei (18 Uhr).
Die Schweizer Nati stolpert an der Euro 2020 in eine schmerzhafte 0:3-Pleite gegen Italien. Natürlich – die Azzurri sind als Mitfavorit ins Turnier gestartet, sind unter Roberto Mancini wieder zu einer absoluten Fussballmacht geworden.
Trotzdem gibt der Auftritt der Nati in Rom zu denken.
Micha Zbinden, Chefredaktor Nau.ch: Nachdem wir jetzt alle Teams an der Euro 2020 haben spielen sehen, steht fest: Frankreich und Italien sind stark und spielen in einer anderen Liga. Wer zurzeit in Rom die Azzurri besiegen will, benötigt eine andere Qualität. Und vor allem eine andere Körpersprache als die harmlosen und blondierten Schweizer.
Was gestern viel schlimmer war als die erwartete Pleite, ist der fehlende Teamspirit! Die Nati sollte sich zwingend wieder auf ihre grosse Stärke, das Kollektiv, besinnen. Die Spieler verwarfen die Hände und blieben sogar stehen, wenn der Pass nicht genau ankam. Das ist neu. Was soll das?
Aber behalten wir kühlen Kopf, denn mit dieser Niederlage mussten wir rechnen. Unsere Nati hat nicht den Titelgewinn als Anspruch, sondern den EM-Viertelfinal. Und der liegt noch immer drin. Jetzt muss die Schweiz die offensichtlich schwachen Türken packen.
Mit einem (hohen) Sieg lebt die Chance auf das Weiterkommen noch. Ich glaube daran, wenn die Geschlossenheit zurückkehrt und die Attitüden ruckzuck wieder verschwinden. Da ist jetzt der Trainer gefragt. Blond schiesst halt keine Tore.
Mischi Wettstein, Fussball-Chefreporter Nau.ch: Lassen wir die Kirche im Dorf – gegen Italien wäre alles andere als eine Niederlage schon ein kleines Wunder gewesen. Ja, die Leistung war nicht berauschend – aber noch ist lange nicht alles verloren.
Jetzt gilt es, gegen die Türkei die Leistung abzurufen, die – das weiss man – in der Mannschaft steckt. Wer sich einen Coiffeur ins Team-Camp bestellen kann, der kann auch Leistung zeigen!
Genau darum geht es für die Schweizer Nati jetzt im Spiel gegen die Türkei. Die Hoffnung auf den Achtelfinal-Einzug stirbt erst mit dem Schlusspfiff. Und weil auch die vier besten Gruppendritten weiterkommen, stehen die Chancen gar nicht so schlecht.
Darum der Aufruf: Am Sonntag muss die ganze Schweiz vor dem Fernseher sitzen und die Daumen drücken. Wenn unsere Jungs dann noch die Leistung abrufen, dann klappt das. Sonst bleibt von der Euro 2020 nur der Coiffeur in Erinnerung – und das wäre schade.