FC Luzern steht vor dem Monat der Wahrheit – inklusive Spitzenkampf
Zum Start hatte wenig darauf hingedeutet, dass der FC Luzern in der 6. Runde den Spitzenkampf bestreiten würde. Nach fünf Spieltagen sieht die Welt anders aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Luzern ist eine der grossen Überraschungen in der bisherigen Saison.
- Die Innerschweizer kämpfen am Sonntag gegen den FCZ um die Tabellenführung.
- Noch hält man sich beim FCL mit dem Optimismus aber zurück.
Es war ein bitterer Saisonstart für die Luzerner. Gegen Servette gab es eine Heimniederlage, gegen GC reichte es gerade noch zu einem Unentschieden. Auf den holprigen Auftakt folgte aber ein August, in dem die Innerschweizer Sieg um Sieg einfuhren.
Im Cup wurde Mendrisio aus der 1. Liga geschlagen, in der Meisterschaft gewann der FCL nacheinander gegen Sion, Lugano und Winterthur. Damit liegt Luzern vor dem Wochenende auf dem 2. Tabellenplatz, punktgleich mit Leader Zürich, dem Gegner vom Sonntag.
Doch wer jetzt eine Kampfansage erwartet, liegt falsch. Understatement ist die Devise bei den Luzernern – und das wohl nicht zu Unrecht. Die Tabelle ist gerade zu Beginn der Saison eine Gestaltwandlerin. Ein Sieg kann einen grossen Sprung nach oben, eine Niederlage einen tiefen Fall nach unten zur Folge haben.
Beim FC Luzern herrscht Zurückhaltung – noch
Deshalb sagt Luzerns Captain Pius Dorn: «Wir lassen uns nicht täuschen, die Tabelle ist im Moment noch wenig aussagekräftig.» Auch sei bei den letzten Erfolgen der Mannschaft nicht alles Gold gewesen, was geglänzt habe. «Die Spiele hätten anders ausgehen können.»
Auf die Europacup-Plätze angesprochen, lacht Dorn nur. «Keinesfalls» würde er dies jetzt als Saisonziel bezeichnen, sagt der 27-jährige Deutsche. Für Dorn ist es die dritte Saison beim FC Luzern, die erste als Captain – darum mahnt er zur Zurückhaltung. «Wir sind gut beraten, nach drei Siegen nicht gleich abzuheben.»
Es sind mit Bedacht gewählte Worte des Führungsspielers, Worte aus Erfahrung. Schon im Vorjahr empfing der zweitplatzierte FC Luzern in der neunten Runde den Leader FCZ. Die Innerschweizer gingen mit 1:4 unter und verpassten am Ende sogar die obere Tabellenhälfte.
Formschwankungen beim FC Luzern nichts Neues
Generell kennt man das Auf und Ab in der Innerschweiz nur zu gut. Entsprechend realistisch klingt die Selbsteinschätzung: «Wir können uns nicht auf die individuelle Klasse der Spieler verlassen», sagt Dorn. «Alles, was wir machen, müssen wir als Team machen – zusammen fighten, zusammen laufen, zusammen Fussball spielen.»
Was auf den ersten Blick logisch erscheint, wird klarer, wenn man sich das 3:2 gegen Lugano vor Augen führt. Ein Spiel gegen eine Mannschaft mit den besseren Einzelspielern. Das könne der FC Luzern nur gewinnen, wenn er «eklig» spielt, wie es Dorn ausdrückt. Das Team darf wenig Spielfluss zulassen, muss solidarisch verteidigen und Chancen eiskalt verwerten.
Bei allem Understatement sagt Dorn aber auch, dass sich in Luzern durchaus «etwas Schönes» entwickeln könne. Die Mannschaft ist eine andere als noch im Frühling, als Trainer Mario Frick beklagte, dass nicht alle Spieler mitziehen. Damals habe man sich durch interne Probleme «selbst auseinandergenommen».
FC Luzern besser aufgestellt als zum Saisonstart
Die Stimmung im Team sei jetzt deutlich ruhiger und besser, sagt der Captain. Das liege mitunter an den zuletzt guten Ergebnissen. Aber auch an der allgemeinen Entwicklung in den vergangenen Wochen. «Gerade die Neuzugänge haben sich gut integriert», so Dorn.
In der Abwehr hätten der lettische Nationalspieler Andrejs Ciganiks und Rückkehrer Stefan Knezevic für mehr Stabilität gesorgt. In der Offensive sei mit Sinan Karweina eine neue «spielerische Komponente» hinzugekommen.
Der Deutsche kam von Austria Klagenfurt zu den Luzernern und erzielte im letzten Spiel gegen Winterthur sein erstes Saisontor. Seinen Landsmann bezeichnet Dorn vor allem auch abseits des Platzes als Bereicherung für die Mannschaft. «Sinan sorgt für gute Stimmung. Er legt nach dem Spiel Musik auf und versucht, die Mannschaft zusammenzuschweissen.»
Innerschweizer Fokus auf den Nachwuchs
Zu den Neuzugängen gehört auch der von Inter Mailand ausgeliehene 19-jährige Serbe Aleksandar Stankovic. Dazu gesellen sich zahlreiche hoffnungsvolle Eigengewächse. Von denen haben einige bereits den Sprung in die Stammelf geschafft: Beispiele sind Goalie Pascal Loretz, Verteidiger Luca Jaquez oder Stürmer Lars Villiger.
Neben den drei steht auch Severin Ottiger im aktuellen Aufgebot der U21-Nationalmannschaft. Damit stellt der FC Luzern dort die klar grösste «Fraktion». Auch sie sind der Grund, warum Frick im Frühjahr prophezeite, dass «dieses Team in Zukunft richtig Freude machen wird». Bleibt die Frage, wann «die Zukunft» kommt.
Solche Gedankenspiele lässt Dorn aus den bekannten Gründen nicht zu. Es wäre unnötig, nach der erfreulichen Entwicklung der letzten Wochen jetzt Druck auf das Team auszuüben. Und überhaupt: Im September warten grosse Aufgaben auf die Luzerner.
Nach dem Spitzenspiel gegen den FCZ geht es nach St. Gallen und zum Abschluss empfängt man den FC Basel. Dazwischen kommt es in der zweiten Cuprunde zum Duell mit dem ambitionierten FC Aarau. Für Dorn ist daher klar: «Nach September werden wir eher sagen können, in welche Richtung es geht.»