Fussball-Talk: Dieses YB-Trio macht Sorgen! – FCB soll Barry abgeben
YB wartet weiter auf den ersten Sieg, holt aber den ersten Punkt. Beim FCB sorgt Torjäger Thierno Barry weiter für Schlagzeilen. Willkommen beim Fussball-Talk.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FCZ und YB trennen sich 2:2, beim Meister überzeugen nicht alle Spieler.
- Thierno Barry trifft für den FCB – und könnte vor dem Abgang stehen.
- GC verliert klar und deutlich und braucht dringend Verstärkungen.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Starten wir gleich mit dem Kracher vom Sonntag: Ihr wart beide bei YB-FCZ im Stadion. Euer Fazit nach dem ersten Punktgewinn des Meisters?
Mischi Wettstein: Ich habe ja ein Unentschieden vorausgesagt. Der Punkt hilft YB natürlich nicht weiter, aber zumindest konnte die Talfahrt mal gestoppt werden. Das freut mich für Trainer Patrick Rahmen.
Man hat gesehen, dass die Mannschaft Einsatz und Leidenschaft auf den Platz bringt. Das sind Attribute, die es in einer solchen Situation braucht. Darum mache ich mir um die Berner keine Sorgen: Wenn die neuen Spieler integriert sind und die Verletzten zurückkehren, wird es vorwärtsgehen.
Aber klar ist: Der Meister ist in dieser Saison richtig gefordert, die Konkurrenz schläft nicht! Lugano hat seine Ambitionen bereits unterstrichen.
Christoph Böhlen: YB muss sich nach diesem Saisonstart auf die einfachen Dinge konzentrieren und Demut zeigen. In der Regel sind in Heimspielen nur Siege gut genug – aber nach den fürchterlichen Auftritten in Genf und St. Gallen war das Spiel gestern ein Fortschritt.
Die blutjunge Abwehr hat sich wacker geschlagen. Zudem war die Systemanpassung mit Filip Ugrinic hinter Stürmer Ganvoula eine gute Idee von Rahmen.
Kritik gibt es trotzdem zu äussern: Drei Spieler machen mir bei YB derzeit richtig Sorgen! Darian Males ist ein Fremdkörper, ihm gelingt gar nichts. Dass er nach seinem schlechten Auftritt in St. Gallen erneut in der Startelf steht, hat mich bereits überrascht. Seine Leistung gestern hat die Nomination nicht gerechtfertigt.
Was die beiden Joker Joel Monteiro und Meschack Elia nach ihrer Einwechselung gezeigt haben, war ebenfalls haarsträubend. So drängt sich keiner von beiden für einen Auslandstransfer auf – im Gegenteil!
Nau.ch: Und wie sieht das Fazit aus FCZ-Sicht aus?
Mischi Wettstein: Für einen ausgeruhten FC Zürich, der unter der Woche nicht noch in Irland gespielt hätte, wären durchaus drei Punkte dringelegen. Aber so geht das Unentschieden über beide Halbzeiten gesehen absolut in Ordnung.
Es ist offensichtlich, dass der neue Konkurrenzkampf um die Startelf dem FCZ richtig guttut. Trainer Moniz profitiert davon auch, weil durch die Transfers das FCZ-Spiel viel variabler geworden ist.
Für die Zürcher geht es gleich Schlag auf Schlag weiter: Am Donnerstag wartet das Quali-Hinspiel gegen Vitoria Guimaraes, das ist eine andere Hausnummer als Shelbourne – auch wenn die Portugiesen erst am kommenden Montag in die Meisterschaft starten. Das Rückspiel in Portugal wird dann eine richtige Knacknuss.
Christoph Böhlen: Was mir aufgefallen ist: Beim FCZ sind die neuen Spieler schon sehr gut integriert, das Team wirkt eingespielt. In der Defensive sind aber schon noch Mängel festzustellen, ich fand die Abwehr phasenweise sehr wacklig, vor allem in der Phase vor der Pause. Gegen ein YB in Form kassieren die Zürcher dort gleich 2, 3 Gegentore.
Nau.ch: Wechseln wir zum zweiten Knaller des Wochenendes: Der FCB lässt GC beim 3:0 keine Chance.
Mischi Wettstein: Auch das habe ich vorausgesagt, denn: Was GC da momentan auf den Platz bringt, reicht nicht. So nett Sportchef Stephan Schwarz ist – aber mit der Aussage, dass es nicht an der Qualität liege, hat er unrecht. Das ist eine Fehleinschätzung, die Wahrheit sieht anders aus.
Es braucht einerseits die Neuzugänge Schmitz und Lee – und dann sollen laut Trainer Marco Schällibaum noch mal zwei Spieler kommen. Das ist auch bitter nötig. Mit Durchschnittsspielern wie Babunski, Paskotsi oder Ndicka wird es schwierig, sich in der Liga zu halten – und diese Namensliste könnte man auch noch ergänzen.
Nau.ch: Beim FCB feiert man den ersten Sieg – und die Doublette von Torschützenleader Thierno Barry. Für den soll es Angebote geben?
Mischi Wettstein: Ausgerechnet Barry trifft nach seiner Tribünenstrafe wieder. Für den Stürmer soll ein Angebot von Saint-Étienne auf dem Tisch liegen. Wenn das Angebot hoch genug ist, müsste man sich überlegen, was man macht.
Barry sorgt zwar für Tore, Disziplin scheint für ihn aber ein Fremdwort zu sein. Reisende soll man nicht aufhalten. Schon gar nicht, wenn man noch Kasse machen kann.
Christoph Böhlen: Wenn das Angebot stimmt, würde ich ihn als FCB sofort abgeben. Tore hin oder her: Nach den letzten turbulenten Jahren beim FCB ist Disziplin unglaublich wichtig. Und daran scheint sich Barry nicht zu halten. Dann holt man besser einen neuen Stürmer.
Mischi Wettstein: Nur wachsen Torschützen vom Dienst nicht auf den Bäumen. So wie sich Barry vom Fehleinkauf zum Torschützen entwickelt hat, gibt es also zwei Seiten der Medaille.
Abgesehen davon: Der Sieg war diskussionslos, der FCB hat viel mehr Qualität als GC. Um die Bebbi muss man sich in dieser Saison keine Sorgen machen, sie haben das nötige Rüstzeug für die Top 6.
Christoph Böhlen: Da wäre ich mir noch nicht sicher, Mischi. Sie haben jetzt mal GC besiegt nach zwei Niederlagen. Jetzt wartet die Reise zu Servette – da würde mich ein Punktgewinn überraschen.
Nau.ch: Apropos Servette: Blicken wir noch rasch auf den Spitzenkampf: Lugano schlägt die Genfer und ist Tabellenführer.
Mischi Wettstein: Nach dem VAR-Chaos von YB-Stürmer Ganvoula war der Bock von Servette-Goalie Mall die Szene des Wochenendes. Erst sein Lapsus hat Lugano auf die Siegesstrasse gebracht.
Christoph Böhlen: Für mich war es das Spiel der derzeit besten Teams der Super League. Dass Servette und Lugano um den Titel mitspielen wollen, haben sie in den ersten Runden untermauert. Es würde mich nicht überraschen, wenn der nächste Meister Französisch oder Italienisch spricht.
Nau.ch: Der FC Luzern feiert gegen Aufsteiger Sion den ersten Saisonsieg. Eure Meinung dazu?
Mischi Wettstein: Neuzugang Donat Rrudhani tut dem Spiel des FCL wie erwartet gut. Dass Nicky Beloko als Torschütze auftaucht, ist da eher überraschend. Er ist sonst eher der Zerstörer-Typ. Der Sieg ist sicher wichtig für den FCL, mit vier Punkten aus drei Spielen hat man einen anständigen Start hingelegt.
Was der Sieg gegen den Aufsteiger wert ist, sieht man dann am nächsten Wochenende: Dann muss das Frick-Team gegen Leader Lugano ran – eine schwierige Aufgabe.
Nau.ch: Der FC St. Gallen schlägt Lausanne in einem Torspektakel 4:3, Winti und Yverdon trennen sich torlos.
Mischi Wettstein: Trotz der Niederlage: Lausanne spielt unter Magnin einen attraktiven Fussball, nur an der Chancenauswertung hapert es derzeit. Ich freue mich auf den Auftritt der Waadtländer beim FCZ. Da muss aber in der Defensive noch etwas passieren: Acht Gegentore in den letzten zwei Spielen sind zu viel. Aber den Mannschaftsbus dürfen die Lausanner auch nicht im Tor parkieren.
Und dass Yverdon als auswärtsschwächste Mannschaft in Winterthur punktet, zeigt mir: Das Ziel kann für beide Teams nur der Klassenerhalt sein. Sie sind zusammen mit GC die ersten Abstiegsanwärter.
Christoph Böhlen: Ich bin beeindruckt von der Offensive des FC St. Gallen. Schon beim 4:0 über YB zeigen sich die Ostschweizer gefährlich, jetzt haben sie schon wieder vier Treffer erzielt. Auch Trainer Maassen lässt – wie Vorgänger Zeidler – offensiv spielen. Ob das Gleichgewicht zwischen Angriff und Verteidigung stimmt, wird sich aber noch zeigen.
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen? Mischi, wie fällt dein wöchentlicher Blick in den Aargau aus?
Mischi Wettstein: Den Saisonstart hat man sich in Aarau so vorgestellt – einfach umgekehrt. Denn: Will man den FCA oben sehen, muss man die Tabelle drehen. Nach drei Spielen wäre es zu früh, um eine Bilanz zu ziehen. Aber seit dem Abgang von Trainer Alex Frei hat der FCA in 13 Spielen nur zwei Siege geholt. Da ist offensichtlich: Seit dem Frei-Abgang wurde nicht alles richtig gemacht.
Christoph Böhlen: Auch am anderen Ende der Tabelle war es am Wochenende holprig: Der FC Thun büsst nach seinem starken Start erstmals Punkte ein. Beim 1:1 gegen Absteiger Ouchy gelingt den Berner Oberländern keine gute Leistung. Vielleicht waren die Lobeshymnen auf Thun etwas verfrüht. Will das Lustrinelli-Team aufsteigen, müssen solche Leistungen zu Hause vermieden werden.