Die Nati startet mit zwei Niederlagen in die Nations League. Trotzdem herrscht kein Grund zur Panik. Und was passiert im Cup? Willkommen beim Fussball-Talk.
Fussball-Talk
Die Schweizer Nati wird in Genf kalt geduscht. Ein Thema im Fussball-Talk. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz Überzahl verliert die Nati mit 1:4 gegen Europameister Spanien.
  • Die fehlenden Spieler können (noch) nicht 1:1 ersetzt werden.
  • Am Wochenende steht im Schweizer Cup die zweite Runde an.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Der Auftakt in die Nations League ist der Nati missglückt! Nach der starken EM startet die Schweiz mit zwei Niederlagen. Was sagt ihr zu den beiden Auftritten?

Mischi Wettstein: Das Spiel in Dänemark haben wir genug thematisiert, zu Schiri, VAR und Roten Karten ist alles gesagt. Beim Spanien-Spiel beschränken wir uns auf die spielerischen Aspekte.

Die zweite Halbzeit hat uns die aktuellen Limiten in unserem Team, das sich im Umbruch befindet, aufgezeigt. Nach den Wechseln von Rodriguez und Zakaria fehlt mir die Ordnung dann schmerzlich. Und prompt fangen wir uns noch zwei Tore in Überzahl ein.

Schweizer Nati
Murat Yakin und die Schweizer Nati müssen in Genf als Verlierer vom Platz. - keystone

Man muss klar sagen: Nach der EM sind mit Sommer, Shaqiri und Schär drei Persönlichkeiten zurückgetreten. Dazu fehlen mit den gesperrten Elvedi und Xhaka zwei wichtige Spieler, Widmer ist nach dem Warm-Up auch noch kurzfristig ausgefallen. Und in der Offensive fehlt Dan Ndoye verletzt! Das hatte also nichts mehr mit der Mannschaft der EM zu tun. Die ist Vergangenheit.

Christoph Böhlen: Im Tor ist der Übergang zu Kobel kein Problem. Die neue Nummer 1 schätze ich sogar noch stärker ein als Yann Sommer. Und auch Xherdan Shaqiri spielte nur noch als Joker eine Rolle, den Abgang können wir – bei allem Legendenstatus – gut verkraften.

Aber in der Defensive waren wir im Vergleich zur EM ungewohnt wacklig unterwegs. Gregory Wüthrich und Becir Omeragic haben in Genf zeitweise Lehrgeld bezahlt.

Mischi Wettstein: Wir wurden in Überzahl von den Spaniern viel zu einfach ausgeknockt. Und das lag am ganzen Team, nicht nur an Omeragic und Wüthrich. Verteidigen beginnt ganz vorne. Klar kommen die beiden jetzt nicht besonders gut weg, aber man darf nicht den Stab über sie brechen.

Man kann mal verlieren – und gegen den Europameister ist das auch keine Überraschung. Verlieren ja – aber bitte nicht so naiv!

Schweizer Nati
Joel Monteiro kommt zu seinem Nati-Debüt. - keystone

Christoph Böhlen: Ging vielleicht der Poker mit den Auswechslungen nicht auf? Monteiro und Duah kommen rein – und gleich darauf schlägt es ein. Vielleicht haben die Wechsel auch der Stabilität geschadet.

Mischi Wettstein: Murat Yakin hat mit seinen Einwechslungen wenigstens noch das 2:2 zum Ausgleich gesucht. Diese Idee war richtig, wurde aber mit dem direkten Gegentor zum Rohrkrepierer. Trotz der beiden Niederlagen kannst du sicher sein: Muri wird wieder die richtigen Schlüsse aus den beiden Spielen ziehen.

Schweizer Nati
Murat Yakin verliert mit der Schweizer Nati gegen den Europameister. - keystone

Nau.ch: Dann müssen wir uns nach dem 0-Punkte-Fehlstart in die Nations League keine Sorgen machen?

Mischi Wettstein: Wir sind unter Yakin auch schon mal mit drei Niederlagen in die Nations League gestartet. Bitte keine Panik auf der Titanic!

Manuel Akanji hat es richtig gesagt: Es warten jetzt Serbien (auswärts) und Dänemark (zu Hause). Mit sechs Punkten ist man wieder dabei – und das ist absolut möglich. Im Oktober sind die gesperrten Spieler Xhaka und Elvedi wieder dabei und unsere Spieler sind allgemein wieder besser im Rhythmus.

Nations League hin oder her: Mich interessiert nur die Qualifikation für die WM 2026. Und da zweifle ich keine Sekunde am Yakin-Team.

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Du sprichst da etwas Wichtiges an, Mischi. Im Oktober sind die Spieler wieder voll im Liga-Betrieb. Aber ich finde: Die Länderspiel-Termine im September sind ein Witz! Vor allem in EM- und WM-Jahren kommt dieser Zusammenzug viel zu früh.

Die Nati-Spieler hatten erst spät Ferien, verpassen damit den grössten Teil der Vorbereitung. Und kaum sind die ersten Spiele absolviert, geht es schon wieder in die Nati. Diesen Termin könnte man meiner Meinung nach ersatzlos streichen! Zumal die Nations League ja auch nur Testspiele sind, denen man mit einem Modus eine künstliche Spannung aufzwängt.

Mischi Wettstein: Ich kann deinen Terminärger nicht nachvollziehen, schreib doch der UEFA einen Beschwerden-Brief. Aber du bist entschuldigt: Du schaust auch lieber Testspiele als Meisterschaftsspiele ...

Nau.ch: Verlassen wir das Nati-Thema und wenden uns dem heimischen Fussball zu. Es wartet die zweite Cup-Runde. Wo seht ihr Potenzial für eine Überraschung?

Mischi Wettstein: Die Barrage-Revanche Thun gegen GC ist für mich der spannendste Vergleich.

Und das Spiel Aarau gegen Luzern klingt auf dem Papier spannend. Aber nach dem quälenden Saisonstart der Aargauer sehe ich wenig Potenzial auf eine Überraschung.

FC Thun
Kann sich der FC Thun an GC für die Barrage-Niederlage revanchieren? - keystone

Christoph Böhlen: Halt, Mischi: Da muss ich widersprechen! Aarau hat im Testspiel GC besiegt und damit Mut getankt. Zudem ist es Cup, das ist ein anderer Wettbewerb. Ich vergleiche das Spiel mit YB gegen Galatasaray, da hat auch niemand auf die Berner gesetzt.

Thun hat mit GC noch eine Rechnung offen und diese wird am Freitag beglichen. Der Club aus meiner Heimatstadt wird die Hoppers aus dem Cup werfen.

Das dritte Spiel, bei dem ich Schwierigkeiten für den Favoriten sehe, ist der FCB-Match gegen Stade Nyonnais. Die Waadtländer sind ein unangenehmer Gegner und der FCB hat beim 0:6 im Testspiel gegen Freiburg nicht gerade gut ausgesehen. Auch wenn es nur ein Test war: Keiner der Spieler hat Werbung gemacht – auch nicht Kevin Carlos oder Xherdan Shaqiri.

Wer setzt sich im Cup durch?

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Ich habe mir Deutschland gegen Ungarn angeschaut. Ein Musiala und einen Wirtz könnten wir in unserer Nati auch gut gebrauchen.

Christoph Böhlen: Was die Italiener gegen Frankreich gezeigt haben, war sehr eindrücklich. Trainer Spalletti hat das Team nach dem EM-Aus gegen die Nati richtig umgekrempelt. Die Squadra Azzurra war beim 3:1-Sieg kaum wiederzuerkennen.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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