Fussball-Talk: YB-Rieder verabschiedet sich mit CL-Quali zu Top-Club
YB steht vor dem Millionen-Rückspiel gegen Maccabi Haifa und Timo Schultz kann beim FC Basel viele neue Spieler integrieren. Willkommen beim Fussball-Talk!
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag um 21 Uhr empfängt YB Maccabi Haifa im Wankdorf zum Playoff-Rückspiel.
- Der FCB trifft am Sonntag im Klassiker auf Leader FCZ – mit diversen neuen Spielern.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Für YB geht es morgen gegen Maccabi Haifa um die Champions League – es winken Millionen! Packen die Berner die Gruppenphase?
Mischi Wettstein: Das ist für mich eine ganz klare Sache, es bleibt kein Zweifel. Die Israeli haben es zuhause vergeigt, für das Rückspiel vorzulegen. Die technischen Fehler von Maccabi haben mich überrascht, sie waren offensiv viel zu harmlos. Für mich war das zu wenig! YB wird das zuhause vor dem fantastischen Berner Publikum durchbringen und mit seiner starken Offensive entscheiden.
Christoph Böhlen: Dein Wort in Fussball-Gottes Ohr! Ich gehe sportlich mit Dir einig, dass YB das Ding zuhause eigentlich schaukeln müsste. Im Wankdorf sind die Berner auch international nicht leicht zu bezwingen. Was die Atmosphäre angeht, dürften wir aber noch überrascht werden: Maccabi Haifa soll ein treues Auswärtspublikum haben! Gut möglich, dass die Israeli die Hexenkessel-Stimmung von letzter Woche auch nach Bern mitliefern…
Nau.ch: Für Fabian Rieder ist es das letzte Spiel im YB-Dress, er steht vor einem Wechsel zu Stade Rennes. Eure Meinung?
Mischi Wettstein: Von aussen betrachtet, könnte das nach einer «1B Lösung» klingen. Das ist es aber überhaupt nicht. Stade Rennes ist in den letzten Jahren immer in den Top-6 gelandet und ist sportlich reizvoll. Zum Vergleich: Rieders bisherige Wunsch-Destination Gladbach ist mit einem Punkt gestartet, als nächstes kommen die Bayern… In Rennes spielt Rieder vorne mit, mit Alex Frei und Gelson Fernandes haben dort zudem schon zwei Schweizer gute Erfahrungen gemacht.
Der Club hat mit François-Henri Pinault einen Top-Besitzer, der richtig etwas bewegen will. Zudem hat er das Geld, das Gladbach gefehlt hat. Wegen der Verletzung von Manu Koné fiel der Transfer des Franzosen bisher ins Wasser. Und damit auch der Rieder-Wechsel zu den Fohlen – ausser, es geschieht in den letzten Tagen der Transferperiode noch ein Wechsel-Wunder mit Koné.
Christoph Böhlen: Als grosser Bundesliga-Fan bedauere ich natürlich, dass es mit dem Wechsel in meine Lieblings-Liga nicht klappt. Es spricht nicht gerade für die letzten Gladbach-Jahre, dass ein Transfer in dieser Grössenordnung offenbar derart unrealistisch ist.
Klappt es mit Rennes, darf man Fabian Rieder aber definitiv gratulieren! Die Nordfranzosen sind ambitioniert und haben sich, wie YB oder der FCB, zum optimalen Sprungbrett gemausert. Jérémy Doku (ManCity), Lovro Majer (Wolfsburg) oder Eduardo Camavinga (Real) sind nur einige wenige Beispiele.
Nau.ch: Apropos Transfers: Beim FC Basel ist zuletzt einiges passiert, wie schätzt ihr die Aktivitäten der Bebbi ein?
Mischi Wettstein: Wie man hört, ist die Transferphase bei den Baslern noch nicht abgeschlossen. Mindestens zwei neue Spieler sollen noch kommen, ich erwarte eine Transfer-Schlussoffensive. Mit Last-Minute-Transfers darf man unter David Degen beim FC Basel immer rechnen. Unabhängig davon ist Timo Schultz aber gut beraten, ein Team zu finden, dass gegen den Leader aus Zürich bestehen kann!
Christoph Böhlen: Trotz des Leaderthrons wirkt der FCZ derzeit nicht unwiderstehlich auf mich. Die Zürcher sind schlagbar, zumal der FCB insgesamt zwei Wochen Zeit zur Vorbereitung hat. Hand aufs Herz: Einen weiteren Punktverlust der Bebbi mag es nicht mehr leiden, schon gar nicht im Joggeli!
Nau.ch: Traut Ihr dem FC Basel und Timo Schultz denn jetzt den Aufschwung zu?
Mischi Wettstein: Wenn man die Tabelle und den Spielplan genau anschaut, werden die Basler vor der Nati-Pause sowieso nicht mehr unter die ersten sechs kommen. Nach dem Spiel gegen den FCZ folgt nämlich nur noch der Cup gegen Bosporus.
Damit bleibt der FCB sicher hinter den «kleinen» aus Winterthur und Yverdon. Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber es nervt die Bebbi trotzdem beim Blick auf die Tabelle. Der FC Basel muss jetzt loslegen und richtig punkten, sonst wird es eng mit den Top-6.
Christoph Böhlen: Schon nur, dass wir uns diese Fragen stellen, ist eines FC Basels unwürdig. Trotz Mega-Umbruch und schwachem Start sind die Top-6 ein Muss für die Bebbi. Die kleinen Teams in der Liga zeigen, dass man trotz vielen Wechseln im Team performen kann. Das darf man auch beim FC Basel erwarten, zumal Leitwolf Taulant Xhaka endlich wieder spielberechtigt ist.
Nau.ch: Was ist Euch vom letzten Wochenende sonst noch hängen geblieben?
Mischi Wettstein: Grosses Kompliment an den FC Winterthur: Fünf Tore in einem Spiel hat der FCW in der Super League noch nie erzielt. Und das erst noch auswärts in Lausanne, das ist aller Ehren wert – Bravo Päti Rahmen!
Dafür hat der FCSG ein Offensiv-Problem! Die Zeidler-Truppe hat in fünf Spielen erst sechs Tore erzielt, da happert es noch gewaltig. Und wie bereits erwähnt, fliegt auch der FCZ nicht so hoch, wie es der erste Platz vermuten lässt. Es braucht schon einen Genie-Streich von Jonathan Okita, damit das Henriksen-Team gegen den FCSG in Führung geht.
Christoph Böhlen: Ich möchte Marco Schällibaum und seinem Yverdon ein grosses Lob aussprechen. Der Aufsteiger überzeugt gegen Servette, erzielt gleich vier Tore in einem Spiel und hat jetzt schon sieben Punkte auf dem Konto. Dabei vermelden die Waadtländer gefühlt jeden zweiten Tag drei neue Spieler. Doch Routinier Schällibaum kriegt es hin, aus den Einzelspielern blitzschnell ein Team zu formen. Chapeau!
Mischi Wettstein: Noch ein Blick in die Challenge League: Der FC Aarau bringt es fertig, als erste Mannschaft gegen Schaffhausen Punkte abzugeben. Das war meine Enttäuschung vom Wochenende! Im Brügglifeld muss man über die Bücher, sonst klaffen Ansprüche und Realität schon sehr bald auseinander. Es würde mich nicht erstaunen, wenn beim Club von Trainer Alex Frei bis Ende des Transferfensters noch etwas passieren würde.