Der FCZ steckt in der Krise, der FCSG befindet sich im Tief. Zudem kassiert Basel einen Dämpfer und YB gehen die Verteidiger aus. Willkommen beim Fussball-Talk.
FC Zürich Fussball-Talk
Der FC Zürich steckt im Loch. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der FCZ wartet nach dem 0:3 in Yverdon seit sieben Spielen auf einen Sieg.
  • Der FCL klettert mit dem 1:0 über den FCSG auf Rang vier – Basel verliert gegen Lugano.
  • YB holt zwar drei Punkte in Lausanne, verliert aber Loris Benito.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Der Samstag in der Super League endet mit identischen Resultaten, alle Spiele gehen 0:1 aus – euer Fazit?

Mischi Wettstein: Der ganze Samstag bot kein Gourmet-Menü für den Fussballfan. Die Niederlage von GC gegen Winterthur verfolgte ich am TV, bei FCB gegen Lugano war ich im Stadion. Das war beides Magerkost pur. Diese bittere Heimniederlage zeigt GC klar auf: Es gibt noch viel zu tun für die neuen Investoren aus Amerika.

Nau.ch: Wie unerwartet kam der Rückschlag für den FC Basel?

Mischi Wettstein: Nach zwei Schritten vorwärts geht es jetzt wieder einen Schritt zurück. Diese Heim-Niederlage könnte in der Endabrechnung um Platz sechs noch schmerzen. Das hat man sich am Rheinknie wohl anders vorgestellt. Im Kampf um die Championship-Group wird es in den letzten elf Runden sehr eng.

Aber es ist immer noch möglich, falls die Basler endlich mehr Tore schiessen als bisher. Es ist ein Armutszeugnis, dass Liga-Dinosaurier Fabian Frei mit drei Toren immer noch der beste Torschütze ist. Das zeigt die Baustelle klar auf.

FC Basel
Fabian Frei und der FC Basel verlieren gegen Lugano. - keystone

Christoph Böhlen: Genau meine Rede: Der FC Basel ist vor allem in der Offensive zu harmlos. Auch wenn sich Thierno Barry unter der Woche endlich befreit hat: Es fehlt die «Torgarantie» bei der Celestini-Truppe. Darum verstehe ich auch nicht, wieso man mit Albian Ajeti einen Stürmer zurückholt, der noch lange nicht weiterhelfen wird. Im Rennen um die Top-6 hätte ein Knipser geholt werden müssen, der sofort abliefert.

Nau.ch: Das dritte 0:1 gelingt Meister YB – eure Worte zum Spiel?

Mischi Wettstein: Für einmal war für mich das Resultat zweitrangig. Die böse Verletzung von Loris Benito ist starker Tobak für YB und für Loris selbst. Er war so gut drauf, richtig im Saft – und auf dem Weg, mit der Nati an der EM in Deutschland dabei zu sein. YB hat den Sieg in Lausanne sehr teuer bezahlt, die drei Punkte rücken in den Hintergrund. Gute Besserung, Loris!

Christoph Böhlen: Benito hat in dieser Saison viele Kritiker eines Besseren belehrt und sich als Innenverteidiger zum Leistungsträger gemausert. Sein Ausfall schmerzt nicht nur ihn persönlich, sondern das ganze Team. Benito ist einer der wenigen richtigen Leadertypen, die bei YB aktuell im Kader stehen.

YB
Für YB-Pechvogel Loris Benito ist die Saison gelaufen. - keystone

Nau.ch: Müssen die Berner in der Innenverteidigung jetzt noch nachlegen?

Christoph Böhlen: Zum Glück für YB kehrt Ali Camara vom Afrika-Cup zurück. Er dürfte zusammen mit Aurèle Amenda und Fabian Lustenberger das Innenverteidiger-Trio bilden. Als Alternative kann auch Sandro Lauper dort spielen.

Weil aber Amenda wohl im Sommer in die Bundesliga wechselt und die Zeichen bei Captain Lustenberger auf Rücktritt stehen, wird YB so oder so nachlegen müssen. Ob bereits jetzt ein valabler Kandidat verfügbar ist? Im Zweifelsfall könnte man den verliehenen Joel Bichsel von Freiburg II zurückholen.

Nau.ch: Wechseln wir zum FCZ, der endgültig in der Krise angekommen ist. Was ist dein Fazit nach dem 0:3 in Yverdon, Mischi?

Mischi Wettstein: Da gibt es nichts zu verhandeln: Der FCZ braucht einen neuen Trainer, Schluss, Aus, Amen! Egal, ob Bo gegen Yverdon zuhause krank im Bett lag – das hat damit nichts zu tun. Die Unsicherheit des Teams habe ich durch den TV gespürt. Es gibt immer so Momente, in denen man merkt, dass es nicht mehr weitergeht.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verantwortlichen es anders beurteilen – wobei Präsident «Cillo» Canepa gerne gegen den Strom schwimmt. Am Samstag wartet das Derby gegen GC, dort darf man nicht verlieren. Schliesslich droht bei der aktuellen Form auch der Fall aus den Top-6, wenn die Talfahrt so weiter geht.

Die offene Trainerfrage muss jetzt sofort geklärt werden, damit wieder Ruhe einkehrt und die Negativspirale gestoppt wird. Alles Gute, Bo!

FC Zürich
Bo Henriksen und der FC Zürich haben mittlerweile seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen. - keystone

Nau.ch: Schauen wir noch auf den FCL-Sieg über den FCSG? Die Innerschweizer rücken nach einer perfekten englischen Woche weiter nach vorne – der FCSG steckt im Loch.

Mischi Wettstein: Es ist der Klassiker: Wer sie vorne nicht macht, kassiert sie hinten. Der FCSG hat mit Witzig die Führung auf dem Fuss, der Ball knallt nur an die Latte. Zudem spielte der Ausfall von Lukas Görtler dem FCL in die Karten, ohne ihn fehlt beim FCSG das Herzstück im Team

Der grosse Unterschied: Mario Frick kann beim FCL mit Meyer und Haas richtig nachladen, diese Qualität hat Zeidler bei St.Gallen nicht. Bei den Ostschweizern ist zudem das Momentum abhandengekommen.

Bestes Beispiel: Die Mega-Chance von Joker Mambimbi kurz vor Spielschluss. Bei Luzern ist es gerade umgekehrt, sie haben einen Lauf: Drei Siege in einer Woche sind aller Ehren wert.

Christoph Böhlen: Ohne Lukas Görtler fehlt dem FCSG der Leitwolf, er ist der wichtigste Spieler bei den Espen. Trotzdem sollte sich der FCSG wieder mehr auf sich und seine Leistungen konzentrieren. Auch im Vorfeld des FCL-Spiels war Görtlers Witz-Rot noch immer ein Thema – dabei ist es eine Woche her.

Ich sehe im Spiel des FCSG derzeit genügend Mängel, um die man sich kümmern sollte. Für meinen Geschmack wird in der Ostschweiz zu häufig der Fehler bei anderen gesucht und gejammert.

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Auch, wenn es fast untergeht: Trotz der 0:2-Niederlage zeigt der FC Aarau in Sion eine ansprechende Leistung. Der Leader aus dem Wallis setzt sich nur dank zwei Standardsituationen durch.

Der Blick auf die Challenge League zeigt auch: Baden und Vaduz wehren sich mit ihren Siegen gegen den FC Schaffhausen, der seine Aufholjagd gestartet hat. Wie die Ländle-Kicker gegen Xamax gleich fünf Tore erzielen konnten, ist mir dafür ein Rätsel.

Christoph Böhlen: Die Challenge League ist zwar auf den ersten beiden Plätzen entschieden, dahinter wird sich aber noch viel Spannung entwickeln: gewinnt Schaffhausen sein Nachtragsspiel gegen Nyonnais, liegen von Platz 5 und 10 alle Teams innerhalb von vier Punkten.

Trauen Sie Servette zu, YB im Meisterrennen noch abzufangen?

Was in der Super League fast zu wenig Beachtung findet: Servette ist mittlerweile seit 15 Spielen unbezwungen und bleibt YB als einziges Team auf den Fersen. Am 25. Februar kommt es im Wankdorf zum Direktduell! Entweder kommt in der Super League ganz neue Spannung auf – oder das Rennen ist gelaufen.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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