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GC: Verwaltungsrat András Gurovits spricht über China-Investoren

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein

Zürich,

Rekordmeister GC steht kurz vor der Rückkehr in die Super League. Verwaltungsrat András Gurovits erklärt, was sich unter den China-Investoren verändert hat.

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GC ist auf dem besten Weg, in die Super League zurückzukehren. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor zwei Jahren ist GC fast pleite – jetzt stehen sie vor dem Wiederaufstieg.
  • Verwaltungsrat András Gurovits erklärt im grossen Interview, was sich verändert hat.

Fünf Spiele vor Schluss führt GC die Tabelle der Challenge League mit sieben Punkten Vorsprung an. Die Rückkehr in der Super League ist für die Hoppers zum Greifen nah.

Wie gross ist der chinesische Anteil am aktuellen Erfolg. Und wie nah stand GC eigentlich am Abgrund? Nau.ch hat sich mit Verwaltungsrat András Gurovits zum Interview getroffen.

Nau.ch: Dürfen wir GC schon zum Aufstieg gratulieren?

András Gurovits: Vielen Dank – aber nein. Wir sind natürlich froh, haben wir am letzten Freitag Thun geschlagen, jetzt sind wir sieben Punkte voraus. Aber es sind immer noch fünf Partien zu spielen. Das 3:1 gegen Thun im Spitzenkampf gibt uns aber sicher Rückenwind.

Nau.ch: Wie wichtig war das Heimspiel gegen Thun, das ja ein entscheidendes war?

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich vor der Partie auch ein Unentschieden unterschrieben. Wir hatten im einen oder anderen Spiel zuvor etwas Mühe. Dass es jetzt so gut rausgekommen ist, passt natürlich perfekt.

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Mit dem Sieg über Thun zementiert GC den Leaderthron in der Challenge League. - Keystone

Nau.ch: Was aufgefallen ist: Nicht unbedingt die Legionäre haben gegen Thun das Spiel an sich gerissen, sondern die Einheimischen?

Ja, absolut. Wenn man schaut, wer bei GC zum Stamm gehört, sind es zur Hälfte fast immer Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Das zeigt doch, dass die Hoppers in Zürich und im Kanton noch verwurzelt sind.

Es ist schön, können bei uns Einheimische zeigen, dass sie mithalten können. Und ich möchte eigentlich lieber nicht von «Legionären» sprechen. Es sind Spieler, die neu zu uns gestossen sind, sich aber ebenfalls voll für uns einsetzen.

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GC-Eigengewächs Petar Pusic bejubelt seinen Treffer gegen Thun. - Keystone

Nau.ch: Braucht es denn die Legionäre in Zukunft nicht mal unbedingt?

Es ist sicher gut, wenn man einen grossen Kader hat. Die Saison ist sehr lange, die Pausen kurz. Ich denke, es ist ein Vorteil, dass wir breit aufgestellt sind und der Trainer viel rotieren konnte. Das wäre auch in der nächsten Saison von Vorteil.

Nau.ch: Aber wenn man hört, dass Leo Bonatini zwei Millionen verdienen soll – dann muss man festhalten: Auf dem Platz hat man das bisher nicht gesehen?

Ob er wirklich zwei Millionen verdient, kann ich nicht sagen. Aber er steht jetzt bei acht Toren und spielt eine starke Rückrunde. Leider fehlte Bonatini gegen Thun verletzt, aber ich denke, er ist ein guter Stürmer. Was er verdient, ist eine Sache zwischen ihm und dem Club – und vor allem zwischen ihm und Wolverhampton.

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Leo Bonatini (rechts) spielt leihweise bei GC. Er gehört den Wolverhampton Wanderers. - Keystone

Nau.ch: GC ist seit einem Jahr in chinesischer Hand – wie läuft das eigentlich?

Es läuft gut! Und wenn wir berücksichtigen, dass wir seit über einem Jahr Pandemie haben, ist der Deal für GC ein Glücksfall.

Die Investoren halten sich an die Vereinbarungen. Die Gelder werden geschickt, wenn wir sie brauchen – sie sichern das Überleben von GC.

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Sky Sun spricht im ersten Teil des Interviews über die Schweiz und GC. - Nau.ch

Nau.ch: Es gab Gerüchte, dass Sie und Managing Director Jimmy Berisha eher nicht zusammen in die Ferien reisen würden. Haben Sie das Heu nicht auf der gleichen Bühne?

Es gab mal eine Geschichte, in der wir unterschiedlicher Meinung waren. Aber das haben wir schon lange ausdiskutiert, das ist gegessen. Wir haben es gut miteinander.

Nau.ch: Also kein Streit zwischen dem Manager und dem gut bezahlten Verwaltungsrat?

Nein. Aber bei dieser Gelegenheit möchte ich klarstellen: Ich bin der günstigste Mitarbeiter von GC – als Verwaltungsrat verdiene ich nämlich keinen Rappen!

Nau.ch: Vor zwei Jahren ist GC fast kollabiert – jetzt steht der Club vor dem Aufstieg. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Ich erinnere mich gut. Im Juni vor zwei Jahren hatten wir den Plan zur Liquidation der Grasshoppers Fussball AG schon vor uns liegen. Das waren schwierige Zeiten. Aber alle zusammen haben wir es gepackt – jetzt über den Aufstieg zu sprechen, ist natürlich super.

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András Gurovits im Gespräch mit Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein. - Nau.ch

Nau.ch: Auch in Basel ist das Thema ausländische Investoren aktuell. Verstehen Sie die Angst der Fans, wenn der Club vor einem solchen Deal steht?

Natürlich verstehe ich das, es war und ist auch bei GC ein Thema. Die Fans fürchten, dass der Club seine lokale Identität und seine Geschichte verlieren kann. Am Ende muss jeder Club für sich entscheiden, welches der richtige Weg ist. Wenn wir bei GC schauen, wie es in den letzten 10, 20 Jahre finanziell lief, war unser Entscheid richtig.

Nau.ch: Wo merkt man denn bei GC aktuell den chinesischen Einfluss?

Auf allen Ebenen. Es gab Wechsel in der Führung, Wechsel in der sportlichen Leitung und im Kader. Das ist klar der Einfluss der Investoren, die eine Linie haben – und diese auch verfolgen.

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Trainer Joao Carlos Pereira steht fünf Runden vor Schluss mit GC an der Tabellenspitze. - Keystone

Nau.ch: Und wo unterscheidet sich die chinesische Lösung im Tagesgeschäft von einer möglichen Schweizer Lösung?

Dort gibt es keine grossen Unterschiede. Wir sind weiterhin ein Schweizer Club, eine Schweizer Aktiengesellschaft – und die muss man nach Schweizer Grundsätzen führen. Von daher hat sich nicht viel verändert. Aber die strategischen Vorgaben von «oben» sind etwas anders.

Nau.ch: Können Sie uns bitte das «etwas anders» erklären, oder ein Beispiel nennen?

Nun ja, wir sind jetzt Teil eines grösseren Ganzen und international stärker vernetzt.

Wünschen Sie sich die GC-Rückkehr in die Super League?

Nau.ch: Nochmals der Blick nach Basel – können Sie die Unruhen verstehen?

Wie gesagt, von Fan-Seite hat man wohl Angst vor einem Identitätsverlust, sollte der Club in ausländische Hände gehen. Aber grundsätzlich möchte ich mich dazu nicht gross äussern. Das betrifft den FC Basel.

Nau.ch: GC steht mit einem Bein in der Super League, Geld scheint vorhanden: Stocken Sie die Mannschaft für die kommende Saison richtig auf?

Schauen Sie: Das ist etwas, das ich von Anfang an gesagt habe. Für uns ist mittelfristig wichtig, dass das Überleben von GC gesichert ist. Es ist nicht so, dass wir vom einen auf den anderen Tag zum Liga-Krösus werden. Da fehlen uns auch Bedingungen, wie zum Beispiel die Infrastruktur.

Wir haben kein eigenes Stadion, im Gegensatz zu anderen Clubs – so entgehen uns mehrere Millionen im Jahr. Das ist für die Zürcher Clubs nach wie vor ein Wettbewerbsnachteil.

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András Gurovits und FCZ-Präsident Ancillo Canepa stossen auf das neue Zürcher Stadion an. Gebaut ist es aber noch nicht. - Keystone

Nau.ch: Trotzdem, die aktuelle Mannschaft wäre in der Super League nicht konkurrenzfähig. Da muss noch etwas gehen?

Ich weiss nicht, ob das so ist. Wir haben im Cup gegen Lausanne ein gutes Spiel gemacht und sind weitergekommen. Gegen St. Gallen hatten wir in der ersten Halbzeit keinen Stich – aber nach der Pause kamen wir näher ran.

Haben wir uns an den höheren Super-League-Rhythmus gewöhnt, sind wir nicht so weit von den anderen entfernt. Schauen Sie doch mal, wie sich die beiden Aufsteiger Lausanne und Vaduz halten. Das hätte doch niemand erwartet und ist super.

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Im Cup scheitert GC am FC St. Gallen. - Keystone

Nau.ch: Stadtrivale FCZ ist nahe am Tabellenende. Wie ist das so unter Stadtclubs? Wünscht man dem Rivalen den Abstieg oder hofft man trotzdem auf Derbys in der nächsten Saison?

Nein, da würde man sich auf ein Derby freuen – und zwar in der Super League! Aber zuerst müssen wir ja auch mal aufsteigen. Generell ist es wichtig, dass wir den Respekt vor den Gegnern behalten und das jetzt durchziehen.

Nau.ch: Falls GC aufsteigt, ist ja immer noch Pandemie. Wie planen Sie allfällige Aufstiegsfeiern?

Das stimmt, wir klären aktuell mögliche Varianten ab. Viel ist wohl nicht möglich, aber ich kann noch nichts dazu sagen. Zuerst müssen wir aufsteigen.

Am Freitag um 20 Uhr trifft GC auswärts auf den FC Aarau.

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