Kommentar: Nach diesen Tränen sollte Nati-Trainerin Grings gehen
Bei Ramona Bachmann fliessen nach dem 1:7 gegen Spanien Tränen der Verzweiflung. Für Trainerin Inka Grings ist es Zeit, zu gehen. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Frauen-Nati wird von Spanien zum nächsten Mal niedergekantert.
- Beim 1:7 im Letzigrund offenbaren sich die Gräben zwischen Spielerinnen und Trainerin.
- Inka Grings trifft nach dem Spiel den Ton nicht. Ein Kommentar.
Ratlosigkeit, Wut, Verzweiflung. Ramona Bachmann läuft nach der 1:7-Niederlage gegen Spanien vom Feld, setzt sich auf die Bank. Und weint.
Ramona Bachmann weint wegen einer Niederlage. Weil sie nicht weiss, was man gegen die übermächtigen Spanierinnen tun soll. Weil die Schweizer Nati keine Lösungen hat. Weil die Schweizer Frauen-Nati unter Inka Grings keine Fortschritte macht.
Im Gegenteil.
1:5 unterlag man den Spanierinnen im WM-Achtelfinal, erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich. 0:5 liess man sich Ende September in der Nations League in Cordoba niederkantern. Jetzt kassieren die Schweizerinnen im Letzigrund die höchste Niederlage in der Ära Grings.
1:7 – es ist ein Tiefpunkt, der mit Ansage kommt. Die Gräben zwischen Team und Trainerin sind schon länger bekannt. Gestern wurden diese Gräben aber auch für jeden Fussball-Laien am TV offensichtlich.
Kurz vor der Halbzeit wird Torfrau Livia Peng kurzzeitig behandelt. In der Unterbrechung kommt es zu hitzigen Diskussionen an der Seitenlinie.
Die Trainerin gibt Anweisungen – so richtig verstehen kann (oder will) sie niemand. Crnogorcevic und Co. schütteln den Kopf. Am Ende gibt Ramona Bachmann ihre Tipps an die Mitspielerinnen weiter.
Nach dem Spiel kritisiert Grings ihre Spielerinnen. Wenn man bei Standards nicht richtig verteidige, sei das «nicht zu entschuldigen». Und: «Sobald eine meinte, anders denken zu wollen, dann funktioniert das gegen eine Weltklasse-Mannschaft nicht.»
Grings kündet Konsequenzen an, beim nächsten Zusammenzug werde man «neue Gesichter sehen».
Ihre Aussagen liefern gleich zwei Antworten auf die Frage, warum sich die Nati unter ihr nicht entwickeln kann...
Inka Grings trifft den Ton nicht
Einerseits trifft Grings den Ton nicht – wie zu hören ist, ist das auch im Training der Fall. Darüber beschweren können sich die Spielerinnen kaum. Als einzige interne Kritikstelle steht nur Frauenfussball-Direktorin Marion Daube zur Verfügung. Dumm: Die 46-Jährige kommt aus dem Grings-Lager, hat mit ihr eine gemeinsame FCZ-Vergangenheit und steht ihr nahe.
Andererseits droht Grings ihren Spielerinnen nach der 1:7-Pleite, aussortiert zu werden. Dabei braucht die Nati das Gegenteil: Konstanz!
Einmal wird Crnogorcevic aufgeboten, einmal nicht (mit kuriosen Erklärungen). Einmal steht Livia Peng im Tor, einmal Elvira Herzog. Im Schweizer Goal weiss man derzeit nicht einmal, wer die Nummer 1, 2 oder 3 ist.
Die Quittung: Nur ein Sieg in 14 Spielen unter der deutschen Trainerin. Bei der Männer-Nationalmannschaft wäre das das sichere Entlassungs-Schreiben.
Anfang Dezember gegen Schweden wollen wir nicht noch einmal Tränen sehen. Es ist Zeit für einen Wechsel an der Seitenlinie.