Der Saisonstart von YB ist missglückt – und sorgt auch bei Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde für Fragezeichen. Geht es nach ihm, muss der Meister nachrüsten.
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Nau.ch Kolumnist Lars Lunde schreibt über YB. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Das Wichtigste in Kürze

  • YB verliert gegen Sion und Servette – und reist jetzt am Sonntag nach St. Gallen.
  • Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde vermisst beim Meister unter anderem die Spritzigkeit.
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Zwei Spiele – null Punkte! Was ich bis jetzt von YB gesehen habe, macht mir Sorgen. Was mir vor allem zu denken gibt: Sion und Servette wirkten beide spritziger als der Meister! Sie waren schneller am Ball und zweikampfstärker. Das sollte nicht so sein.

Die Liste der Baustellen ist lang: Für mich hat man sich in der Goaliefrage falsch entschieden. David von Ballmoos hat grosse Verdienste, aber Anthony Racioppi ist der bessere Goalie. «Dävu» lässt zu viele Bälle abprallen!

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YB verliert in Genf bereits das zweite Saisonspiel. - keystone

Als Not-Innenverteidiger ist Sandro Lauper für mich zu langsam. Er kann die Abwehr zudem nicht genügend organisieren – da helfen die vielen Ausfälle natürlich auch nicht.

Ein weiteres Fragezeichen ist Joel Monteiro: Vor Wochen war er noch die Schweizer EM-Hoffnung, jetzt macht er Werbung für Schlaftabletten statt für einen Auslandstransfer. Er hat schon zwei Gegentore (mit-)verschuldet!

Können die Spieler mit dem Druck bei YB nicht umgehen?

Ich frage mich: Was ist los bei YB? Es gibt einige Spieler, die bei ihren ehemaligen Klubs eine Klasse besser gespielt haben als jetzt.

Das gilt bei Imeri (Servette), Males (Basel) – aber auch bei Cedric Itten. Als er zu YB kam, war er deutlich besser im Schuss als jetzt. Immerhin hat er jetzt getroffen, das könnte den Knoten lösen. Von ihm bin ich nach wie vor überzeugt.

Kann YB am Sonntag in St. Gallen reagieren?

Aber was ist das Problem? Können diese Jungs mit dem Druck beim Meister nicht umgehen? Oder sind sie vielleicht doch nicht so gut, wie man gedacht hat?

Die Spieler müssen sich bewusst sein, was es bedeutet, für YB zu spielen! Ich finde gut, greift Trainer Patrick Rahmen bisher durch: Wer nicht liefert, der muss raus. Doch er kann auch nicht elf Spieler auswechseln …

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Patrick Rahmen ist der Start bei YB nicht geglückt. - keystone

Ich hätte zum Beispiel in Genf schon in der Pause Ebrima Colley für Monteiro gebracht. Er hat letzte Saison Ansätze gezeigt, dass er ein Unterschiedsspieler sein kann, wenn man ihm Vertrauen schenkt.

Altes Problem: Es fehlen die Leadertypen

Ein grosses Problem zieht sich schon aus der letzten Saison hin: Es hat zu viele ähnliche Spielertypen und vor allem zu wenige Leader. Einer der wenigen ist Loris Benito. Aber ob er nach seiner Verletzung gleich wieder das Team anführen kann? Das wird schwierig. Zudem kann er aktuell nicht gross mithelfen.

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Captain Loris Benito (vorne) fehlt bei YB weiterhin. - keystone

Wenn wir früher mit YB zweimal hintereinander verloren haben, hatten Spieler wie Georges Bregy Schaum vor dem Mund. Da hat es im Training ordentlich gekracht! Wer sorgt im aktuellen Training dafür? Ich weiss es nicht.

Nur: Kann man einen erfahrenen Leader einkaufen? Zuletzt gelang die wohl mit Steve von Bergen und Fabian Lustenberger. Die sportliche Führung muss jetzt nachlegen, auch wenn man bisher der Meinung war, dass das Team so genügt.

«YB braucht ein Mentalitätsmonster»

Aber die ersten beiden Spiele belegen, dass man die Situation unterschätzt hat. YB braucht jetzt ein Mentalitätsmonster! Das Beispiel FCB zeigt: Es ist schwieriger, oben zu bleiben, als nach oben zu kommen.

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Joel Monteiro kann in den ersten beiden Saisonspielen mit YB nicht überzeugen. - keystone

Für das schwierige Auswärtsspiel in St. Gallen muss YB unbedingt die Fehlerquote senken. Wenn man sich die Tore fast selber einschenkt, kann man kein Spiel gewinnen. Monteiro würde ich gegen die Ostschweizer eine Denkpause verordnen.

Ich bin aber sicher, dass Patrick Rahmen bei der Aufstellung für das dritte Saisonspiel durchgreifen wird. Es sollen die elf Spieler auflaufen, die sich zerreissen und den Kopf bei der Sache haben.

Hopp YB!

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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.

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Lars Lunde (Mitte, links Dario Zuffi) schiesst YB 1986 zum Meistertitel. - keystone

Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit Anfang Jahr auch Nau.ch-Kolumnist!

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