Premier League: Was zeigt uns die bisherige Saison?
Neun Spiele alt ist die Premier League 2019/20. Wie schlagen sich die grossen Titelanwärter? Welche Teams sorgen für Überraschungen? Hier das Zwischenfazit.
Das Wichtigste in Kürze
- Das erste Quartal der neuen Premier-League-Saison ist geschafft.
- Die üblichen Verdächtigen Liverpool und City liegen bereits an der Spitze.
- Wie schlagen sich «Top Four» und wer sorgt für erste Überraschungen?
Die englische Premier League gilt seit Jahren als die beste Liga der Welt. Zumindest das Attraktivitäts-Niveau der Spiele ist meist sehr hoch. Nach neun gespielten Runden zieht Nau die erste Zwischenbilanz der Spielzeit 2019/20.
Der (fast) makellose FC Liverpool
Die Reds starten furios in die Meisterschaft und reihen acht Siege aneinander. Die Klopp-Truppe scheint den Schwung aus der abgelaufenen Saison tadellos mitzunehmen. Ausgerechnet gegen das kriselnde ManUnited lässt Liverpool erstmals Punkte liegen.
Trotz Abwesenheit von Stamm-Keeper Alisson kassiert das Team nur gerade sieben Gegentreffer und stellt die beste Abwehr der Liga. Und auch offensiv läuft es wie gewohnt gut: Das «Trio infernale» – Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino – überzeugt auf ganzer Linie. 12 der 21 Liverpool-Tore haben die drei Star-Angreifer zusammen erzielt.
Der LFC hat seine Meisterambitionen bereits klar untermauert. Der Vorsprung auf den aktuellen Champion und Kronfavoriten Manchester City beträgt bereits sechs Zähler. In Liverpool weiss man aber über die Gefahren der Vorfreude. In der vergangenen Spielzeit lagen die Reds nach 20 Runden sieben Zähler vor City – neun Spieltage später war es bereits ein Punkt Rückstand.
Der rotierende Meister ManCity
Eigentlich läuft es dem Team von Star-Trainer Pep Guardiola wieder richtig gut. Die wertvollste Mannschaft der Welt (1,23 Milliarden Euro) zeigt immer wieder beeindruckende Leistungen. So wurde beispielsweise Tabellenschlusslicht Watford mit 8:0 aus dem Etihad Stadium geballert.
Doch auch die Skyblues haben schwierige Tage. So wurde man Mitte September von Aufsteiger Norwich City 3:2 bezwungen und unterlag vor zwei Wochen Wolverhampton zuhause mit 0:2. Und weil Rivale Liverpool beinahe makellos bleibt, beträgt der Rückstand bereits sechs Punkte.
Guardiola zeigt aber klar, wie stark seine Mannschaft in dieser Saison ist. Auch ohne den Langzeitverletzten Leroy Sané hat City einen unglaublich breiten Kader: Fast wöchentlich wird die Startformation bunt durchgemischt. Besonders im Sturm hat der Coach mit Raheem Sterling, Gabriel Jesus, Bernardo Silva, Sergio Agüero und Riyad Mahrez geballte Offensivpower. Schwierig, sich so für Stammpersonal zu entscheiden.
Das inkonstante Arsenal
Nati-Star Granit Xhaka führt die Gunners seit dieser Saison als nominell erster Captain aufs Feld. Der Mittelfeldmotor steht aber von den Fans immer wieder unter Beschuss, so werden ihm Schuldzusprüche bei Gegentoren angehängt. Auch mangelnde Gewinner-Mentalität wird Xhaka vorgeworfen.
Die Nord-Londoner investierten im Sommer in Neuzugänge. Rekordtransfer Nicolas Pépé wusste bisher überhaupt nicht zu überzeugen und bringt es in neun Spielen auf lediglich drei Torbeteiligungen. In der Defensive fehlte Kieran Tierney zu Saisonbeginn verletzt und David Luiz verschuldete bereits einige Gegentreffer.
Arsenal liegt wie so oft in den letzten Jahren ausserhalb der angestrebten Champions-League-Ränge. Gestern Montag der nächste Tiefschlag: eine peinliche 0:1-Pleite bei Aufsteiger Sheffield United. Einziger Lichtblick in dieser Saison ist Pierre-Emerick Aubameyang, der mit sieben Buden über die Hälfte der bisherigen Arsenal-Tore (13) erzielte.
Das desolate Manchester United
Mit zehn Punkten und Rang 14 legen die Red Devils den schlechtesten Start ihrer Premier-League-Geschichte ein. Damit unterbieten sie die eigene Leistung aus der vergangenen Saison, als man nach neun Spielen immerhin vier Zähler mehr gesammelt hatte. Besonders erschreckend tritt United auf fremdem Terrain auf.
Zwei magere Punkte aus vier Auswärtsreisen. Und die Gegner hiessen dabei «nur» West Ham, Newcastle, Southampton und Wolves – also noch kein Hochkaräter. Immerhin im Old Trafford spielt das Team besser und ringt am Wochenende ausgerechnet dem souveränen Leader ein Remis ab.
Trainer Ole Gunnar Solskjaer, der zu Beginn noch in den Himmel gelobt wurde, steht unter Beschuss. Ihm die alleinige Schuld zuzuschieben ist aber völlig verkehrt. Mit Anthony Martial, Paul Pogba und Eric Bailly muss er immer wieder auf Leistungsträger verzichten. Zudem liefert der 70-Millionen-Neuzugang Harry Maguire nicht wie erwartet ab.
Der überraschende FC Chelsea
Nach dem Abgang an Eden Hazard zu Real Madrid fehlen die Blues die ganz grossen Stars. Aufgrund einer Transfersperre durften sich die Londoner auch kaum verstärken. Vor der Saison hat dem Team von Neo-Coach und Club-Legende Frank Lampard kaum Einer grosse Chancen eingestanden.
Die 0:4-Pleite zum Saisonauftakt bei ManUnited sorgt bei den Fans auch gleich für viel Ärger. Doch die Truppe fängt sich, liegt punktgleich hinter Leicester auf Rang vier der Premier League. Nach einer 1:2-Heimniederlage gegen Liverpool vor einem Monat reihen die Blues drei Siege aneinander.
In den Vordergrund spielen sich vor allem die jungen Akteure. Tammy Abraham (22) führt mit Sergio Agüero zusammen die Torschützenliste an, beide haben acht Tore erzielt. Und auch der 20-jährige Mason Mount, der von seiner Leeds-Leihe zurückkehrte, spielt gross auf.
Das solide Leicester City
Seit Ende Februar wird die Mannschaft von Brendan Rodgers trainiert und verliert dabei nur fünf ihrer 19 Premier-League-Partien. In dieser Spielzeit liegen die Foxes aktuell auf dem starken dritten Rang, nur drei Zähler hinter ManCity.
Leicester City weist nach neun Spielen die drittbeste Defensive der Liga auf. Mitunter ein Grund dafür ist sicherlich Goalie Kasper Schmeichel, der absoluter Leistungsträger ist und auch schon unsere Schweizer Nati zum Verzweifeln brachte. Mit dem Innenverteidiger-Duo Evans/Söyüncü und Chilwell/Pereira auf aussen hat man eine mehr als solide Defensive.
Auf den Achter-Positionen brillieren die technisch starken Youri Tielemans und James Maddison. Und auch auf Tormaschine Jamie Vardy ist immer wieder Verlass. Sechs Treffer und einen Assist lässt sich 32-Jährige bisher gutschreiben.