Schweizer Nati: Das macht Yakin besser als sein Vorgänger Petkovic
Die Schweizer Nati schafft unter Trainer Murat Yakin die Qualifikation für die WM 2022. Vieles hat sich seit August zum Besseren verändert. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einem 4:0-Sieg über Bulgarien qualifiziert sich die Schweizer Nati für die WM 2022.
- Einen grossen Anteil am Erfolg hat der neue Nati-Trainer Murat Yakin.
Keine Frage, Vladimir Petkovic (58) hatte grossen Erfolg mit der Schweizer Nati und wies einen fantastischen Punkteschnitt (1,79 Punkte pro Spiel) aus. Umso erstaunlicher war es, dass sich unter seiner Ära viele Schweizer Fussballfans von der Nati abgewendet haben.
Unter dem neuen Trainer Murat Yakin (47), der erst im August übernommen hat, ist der Erfolg geblieben, das WM-Ticket für Katar 2022 ist seit gestern im Sack. Vieles hat sich unter Yakin aber positiv entwickelt. Eine Analyse.
Die Taktik
Während Petkovic ziemlich stur an seinem Spielsystem festgehalten und immer auf den gleichen Stamm gesetzt hat, zeigt sich Yakin weitaus offener und flexibler. Mit Fabian Frei (32) hat Yakin ein weiteres Mal einen Oldie aus der Super League in die Stammelf beordert. Mit Erfolg! Yakin gilt als Taktikfuchs, hört auf sein Bauchgefühl und trifft seine Entscheidungen instinktiv. Seine taktische Ausrichtung auswärts gegen Italien (1:1) war eine Meisterleistung und entscheidend.
Die Kommunikation
Petkovic war unnahbar und oftmals sogar misstrauisch, was arrogant wirken konnte. Die Kommunikation gegen Aussen war deshalb mehr als schwierig. Das hat sich nun verändert: Yakin versprüht gute Stimmung, gibt sich entspannt und lässig. Er hält den Ball flach, nimmt sich selber nicht zu wichtig. Er macht aber auch klare Ansagen und kritisiert Spieler, wie beispielsweise Penaltyverursacher Ulisses Garcia («das war naiv») nach dem Foulspiel gegen Italien. Muris lockere Art tut dem doch etwas verstaubten Verband gut.
Die Stimmung im Team
Yakin ist im Gegensatz zu Petkovic nahe an den Spielern und ein Teamplayer. Er verzeiht vieles, drückt auch mal ein Auge zu, weil er früher selbst ein Schlitzohr gewesen ist. Das kommt bei den Nati-Stars natürlich gut an, sie mögen ihn. Stark, dass Yakin in der Nachspielzeit gestern noch Aebischer und Sow eingewechselt hat – und sie so am WM-Triumph teilhaben liess. Er blieb auch positiv, als sich viele Nati-Spieler verletzt haben. Nicht einmal hat Yakin gejammert.
Die Fans
Nach dem Bulgarien-Sieg klopfen Schweizer Nati-Fans an der Medienkonferenz lautstark an die Scheibe. Was macht Yakin? Er eilt noch zu später Stunde zu den Fans raus, verteilt geduldig Autogramme. Und er ist sich für kein Selfie zu schade. Ganz anders sein Vorgänger: Petkovic hat die Nähe zu den Fans definitiv nicht gross gesucht. Yakin vereint die Fussballschweiz nun wieder. Auch, wenn es Zeit braucht. Jetzt muss er nur noch selbst die Hymne mitsingen.
Die Zukunft
Ob gewollt oder nicht: Yakin hat in der Personal-Not auf junge, formstarke Spieler gesetzt. Er gibt dem talentierten Nachwuchs eine Chance. Muri nimmt den Schweizer Weg. Spieler, die unter Petkovic gesetzt waren, müssen sich hingegen in Acht nehmen. Die neue, pfeilschnelle Generation mit Okafor, Vargas & Co. begeistert – und hat den Umbruch möglicherweise bereits eingeläutet.