Super League: Darum hat unser VAR keine kalibrierte Abseitslinie

Pascal Moser
Pascal Moser

Bern,

Der Video-Schiri sorgt in vielen Ligen immer wieder für Aufsehen. In der Super League muss er sogar auf die Abseitshilfslinie verzichten. Das hat seine Gründe.

Super LEague VAR
Schiedsrichter Fedayi San bekommt einen Hinweis vom VAR aus Volketswil. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor bald drei Jahren wurde in der Super League der Video Assistent Referee eingeführt.
  • Dieser steht aufgrund von Fehlentscheidungen immer wieder im Mittelpunkt.
  • Weshalb muss unser VAR auf die Hilfslinie bei Abseitsentscheidungen verzichten?

Seit einigen Jahren wird in den meisten europäischen Ligen die Hilfe des VAR (Video Assistent Referee) in Anspruch genommen. Viele Fans standen der Technologie von Beginn weg kritisch gegenüber. Bis heute ist der Video-Schiri nicht über alle Zweifel erhaben.

So kommt es auch in der Schweizer Super League immer wieder zu umstrittenen Situationen. Auch am vergangenen Wochenende stehen Abseitsszenen zur Debatte.

YB wird ein regulärer Treffer aberkannt, dem FCZ ein wohl irregulärer anerkannt. Das wirft die Frage auf: Wo bleibt die kalibrierte Abseitslinie?

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Blaz Kramer steht beim 2:0 wohl knapp im Abseits. - SRF

Nau.ch hat beim Schweizerischen Fussballverband nachgefragt, weshalb darauf verzichtet wird. Der SFV schreibt: «Mit der Einführung des VAR in der Schweiz wurde diese Thematik intensiv diskutiert. Letztlich wurde aus technischen und finanziellen Gründen auf die Einführung dieser Technologie in der Credit Suisse Super League verzichtet.»

«Nicht alle Zweifel lassen sich beseitigen»

Erfahrungen und Beobachtungen in anderen Ligen würde zeigen, dass die Kalibrierungslinie durchaus ihre Berechtigung habe, so der SFV weiter. «Fakt ist aber, dass die kalibrierten Offside-Linien technisch nicht automatisch gesetzt, sondern anhand der Kamera-Positionen im Stadion manuell ausgelöst werden müssen.»

Das bedeute, dass im Video Operation Room das exakte Frame der TV-Produktionen bestimmt werden müsse, bei dem vor einem möglichen Offside die letzte Ballberührung vermutet werde. «In gewissen Fällen würden sich selbst mit einer kalibrierten Offside-Linie nicht abschliessend alle Zweifel beseitigen lassen.»

VAR Super League
Ein Blick hinter die Kulissen des Video Assistent Referee der Super League. - keystone

Das heisst: «Man würde auf Basis einer ‹hohen Genauigkeit› entscheiden.» Fakt sei zudem, dass man bei solchem «Millimetern» nicht mehr von einem «klaren und offensichtlichen Fehler» des Schiedsrichter-Teams sprechen könne, der einen Einsatz des VAR zur Grundvoraussetzung mache.

Österreich macht's der Super League vor

Anders wird die Situation bei unseren östlichen Nachbarn gehandhabt. In der österreichischen Bundesliga wurde der Video-Schiri erst zu Beginn der laufenden Saison eingeführt – mitsamt kalibrierter Hilfslinie.

«Es führt zu einer hohen Akzeptanz, und Entscheidungen werden als ‹richtiger› wahrgenommen, sagt David Reisenauer, Vorstand Spielbetrieb der österreichischen Liga, gegenüber Nau.ch. Er könne bisher ein positives Fazit ziehen. Als negativen Punkt nennt er den Aspekt, dass sich die Fans an längere Wartezeit gewöhnen müssen.

Bereits zum Saisonauftakt sei es im Topspiel zwischen Sturm Graz und Red Bull Salzburg zum ersten VAR-Einsatz gekommen. Ein Eigentor von Salzburgs Andreas Ulmer wurde vom Linienrichter wegen Abseits annulliert. Nach mehrminütiger Unterbrechung wurde das Tor dann aber – korrekterweise – gegeben.

Würden Sie in der Schweiz die Anwendung einer kalibrierten Linie befürworten?

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