Super League: «Neuer Modus der Liga sorgt für Drama und ist unfair»
Spielt die Schweizer Super League bald nach dem Vorbild Schottlands? Der Journalist Gary Keown spricht über die Vor- und Nachteile des schottischen Systems.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Super League wird wohl auf 12 Teams aufgestockt, diskutiert wird noch der Modus.
- Im Raum steht die schottische Variante mit 33 plus 5 Runden.
- Nau hat mit dem schottischen Journalisten Gary Keown über Vor- und Nachteile gesprochen.
Im März entscheidet die Liga an einer ausserordentlichen Sitzung über die Zukunft der Super League. Die Aufstockung auf 12 Mannschaften ist so gut wie sicher, zu reden gibt der Liga-Modus. Zur Diskussion steht jener aus der schottischen Premier League.
So funktioniert der Schotten-Modus. Nach 33 Spieltagen, in denen die Teams je drei Mal gegeneinander spielen, wird die Liga geteilt. Die zwei 6er-Gruppen spielen noch einmal fünf Spiele um den Meistertitel oder den Abstieg. Die Punkte werden mitgenommen.
In Schottland dominieren die Glasgow Rangers (54 Titel) und Celtic Glasgow die Liga (50 Titel) nach Belieben. Von insgesamt 123 Meisterschaften gingen 104 an die beiden Giganten. Letztmals gewann mit Aberdeen 1985 ein anderer Club die Meisterschaft.
In der Schweiz gab es früher mehr verschiedene Titelkandidaten. In den letzten zehn Jahren wurden allerdings mit Basel (8) und YB (2) auch nur zwei Vereine Meister. Es herrschen also schon fast schottische Verhältnisse.
Nau.ch: Mister Keown, in der Schweiz wird über die Einführung des schottischen Modus gesprochen. Was sagen Sie dazu?
Gary Keown: Ich bin kein Freund von unserem Modus. Er sorgt zwar für Drama in der Schlussphase der Meisterschaft, ist aber sehr unfair!
Nau.ch: Warum?
Gary Keown: Die Heim- und Auswärtsspiele sind nicht gerecht verteilt. In der ersten Phase der Meisterschaft hat ein Team gegen ein anderes zwei Heim- und ein Auswärtsspiel.
Und es kommt immer wieder vor, dass ein Team sogar drei Heimspiele gegen den gleichen Gegner hat und nur einmal auswärts antreten muss. Das widerspricht dem Grundgedanken einer Liga.
Nau.ch: Dann kann es sein, dass die Rangers gegen Celtic – oder in der Schweiz Basel gegen YB – drei Heimspiele und nur ein Auswärtsspiel haben?
Gary Keown: Bei dieser Paarung hat bei uns immer das Team in der Finalrunde Heimrecht, welches in der Vorrunde zwei mal auswärts spielen musste. Aber das gilt nur für die beiden Top-Teams Celtic und Rangers.
Nau.ch: Und wie wird bestimmt, welches Team von drei Vorrunden-Spielen gegen den selben Gegner zwei Mal Heimrecht hat?
Gary Keown: Der Spielplan wird von einem Computerprogramm gemacht. Es ist ziemlich kompliziert.
Nau.ch: Wann ist die Liga am spannendsten? Gibt es jeweils einen heissen Finish?
Gary Keown: Je nach Saisonverlauf. In den letzten Jahren war auch der Finish nicht spannend, weil Celtic mit einem komfortablen Vorsprung in die letzten fünf Spiele steigen konnte. Aber es gibt schon Platz für Drama.
Es gab Jahre, da war die Liga recht eng. Weil in den letzten fünf Spielen die besten Teams aufeinandertreffen, ist die Chance grösser, dass der Leader noch Punkte lässt. Und auch im Kampf um die Europa League-Plätze war fast jedes Spiel ein Cupfinal.
Nau.ch: Soll die Schweiz den schottischen Modus übernehmen, was meinen Sie?
Gary Keown: Ich finde es persönlich keine gute Idee, weil die Unfairness wegen der Heim- und Auswärtsspiele zu gross ist. Aber viele Menschen in Schottland mögen den Modus auch, weil er am Schluss sehr spannend sein kann.
Der Reporter Gary Keown schreibt seit 30 Jahren für verschiedene Zeitungen über den schottischen Fussball. Aktuell für die Zeitung «Scottish Mail on Sunday».