Andy Schmid: «Ich weiss jetzt, dass es keinen Handball-Gott gibt»
Nach dem Aus an der Handball-EM spricht Superstar Andy Schmid über seine Zukunft und lässt aufhorchen: «Vielleicht war es mein letztes Spiel überhaupt.»
Das Wichtigste in Kürze
- Handballer Andy Schmid spricht nach dem EM-Aus über seine Zukunft.
- Er spricht von einem emotionalen Abschied von der internationalen Bühne.
- Er freut sich aber auf seine neue Aufgaben als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft.
Andy Schmid wurde an der EM-Endrunde in Deutschland zum Spieler der Partie gekürt bei der 27:29-Niederlage der Schweiz gegen Nordmazedonien. Mit seinen zwölf Toren totalisiert er nun 1094 Treffer in Länderspielen, womit er Marc Baumgartner (1093) als Schweizer Rekordhalter abgelöst hat.
Nach der Partie war das Interesse in der Mixed Zone, in der die Spieler mit den Journalisten sprechen, am 40-jährigen Schmid gross. Dabei liess er aufhorchen, sagte er doch, dass es vielleicht sein letzter Match überhaupt gewesen sei.
Andy Schmid, was sagen Sie zur Partie?
«Wir zeigten in der zweiten Halbzeit einen aufopferungsvollen Kampf. Es ist für mich unerklärlich, warum wir in der ersten Hälfte (9:13) so gehemmt gespielt haben und so Nordmazedonien in die Partie kommen liessen.
Das führte dazu, dass wir fast schon eine perfekte 2. Halbzeit spielen mussten, um noch zu gewinnen, was uns annähernd gelang. Wir zogen das Momentum auf unsere Seite, gingen in Führung, gaben es dann aber wieder aus den Händen. Es ist enttäuschend, dass wir heute nicht im Minimum einen Punkt geholt haben, denn ich finde, dass wir von der Qualität her die bessere Mannschaft sind.»
Sie haben Marc Baumgartner als besten Schweizer Länderspiel-Torschützen abgelöst. Ist Ihnen das bewusst?
«Lukas Maros hat mir nach dem elften oder zwölften Tor gesagt, dass ich es jetzt geschafft habe. Das war aber ehrlich gesagt nicht das Ziel, sondern wir wollten logischerweise einen Punkt holen. Wenn ich dann noch langsamer und älter bin, werde ich sehen, dass ich darauf stolz sein kann.»
Es war Ihr letztes Spiel auf der ganz grossen Bühne, kommt da schon Wehmut auf?
«Ich habe in den letzten fünf Minuten 3:30 Minuten geweint. Von daher ist Wehmut wahrscheinlich leicht untertrieben. Es war mein letztes Spiel für die Nationalmannschaft und dies in jenem Land, in dem ich zwölf Jahre lebte, in dem meine Kinder auf die Welt kamen, in dem ich meine beste Zeit im Handball hatte. Deshalb ist es irgendwo ein schöner Abschluss der internationalen Karriere. Ich weiss nun definitiv, dass es keinen Handball-Gott gibt. Denn wenn dieser das Spiel geschaut hätte, hätte er uns siegen lassen in meiner letzten Partie. Von daher war es für mich die Bestätigung, dass es ihn nicht gibt.»
War es ein kitschiges Ende?
«Ich weiss nicht. Ich bin kein Fan von Kitsch, das wirft mir meine Frau vor. Ich bin auch kein Romantiker. Es war eine unglaublich lange Reise mit der Nationalmannschaft. Ich erlebte viele Tiefs, kämpfte immer wieder dagegen an. Dann bekamen wir ein paar junge Wilde dazu, die den Handball genau so lieben wie ich. Deshalb durften wir heute hier spielen. Ich werde versuchen, diesen Weg als Trainer weiterzugehen. Nun gehe ich erst einmal nach Hause und sammle meine Gedanken. Ich werde mit meinem Verein (Kriens-Luzern) sprechen, es gibt den Verband, ich habe eine Familie, vielleicht war es gar mein letztes Spiel überhaupt. Das werde ich in den nächsten Tagen entscheiden, ich weiss es noch nicht.»
Die WM-Playoffs sind also definitiv kein Thema?
«Nun werde ich auf das festgenagelt und dann laufe ich wieder auf. Ich wünsche es mir eigentlich nicht. Ich glaube, es ist an der Zeit, das Feld zu räumen für die Weiterentwicklung der anderen. Ich weiss, dass es in meinen Schatten nicht einfach ist zu gedeihen, und wir haben so viele junge Pflanzen, die gedeihen müssen. Deshalb ist es an der Zeit, ihnen das Sonnenlicht zu geben.»