Handball-Nati spielt EM-Eröffnungsspiel vor 53'000 Fans
Die Schweizer Handball-Nati ist mit viel Selbstvertrauen nach Düsseldorf an die EM gereist. Dennoch wäre das Erreichen der Hauptrunde eine Überraschung.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Mittwoch startet die Handball-EM in Düsseldorf mit dem Spiel Deutschland-Schweiz.
- Auf die Nati wartet im Fussball-Stadion der Fortuna die Rekordkulisse von 53'000 Fans.
Die Schweizer nehmen zum dritten Mal in der Ära von Nationaltrainer Michael Suter an einem grossen Turnier teil. Und zum zweiten Mal an einer EM. An der WM 2021 in Ägypten erreichten sie die Hauptrunde, die auch in Deutschland ins Visier genommen wird.
Um diese zu erreichen, muss vieles zusammenpassen. Die Schweizer wurden in eine sehr schwierige Gruppe gelost; sie bekommen es mit dem Gastgeber, Frankreich und Nordmazedonien zu tun.
Michael Suter: «Wird eine coole Sache»
Gegen die Deutschen spielen sie am Mittwoch vor der Weltrekordkulisse von über 50'000 Zuschauern im Fussballstadion von Düsseldorf. «Ausser für Andy (Schmid) ist es für alle eine neue Erfahrung. Es wird etwas anderes sein, das gilt es zu akzeptieren. Es ist aber eine coole Sache», sagt Suter.
Die DHB-Auswahl gehört nicht zu den ersten Medaillenkandidaten. Mit ihr ist gleichwohl insbesondere wegen des Heimvorteils zu rechnen.
An der WM 2007 ging letztmals ein grosses Turnier im Handball in Deutschland über die Bühne. Damals entfachte der Gastgeber eine riesige Euphorie, die im Titel gipfelte. Auf einen ähnlichen Effekt hofft das Team von Trainer Alfred Gislason auch diesmal.
Allerdings lastet am Mittwoch ein enormer Druck auf den Deutschen. Eine Niederlage können sie sich eigentlich nicht leisten. «Klar sind sie breiter aufgestellt als wir», sagt der zu den Schweizer Teamleadern gehörende Aufbauer Lenny Rubin.
«Wenn wir jedoch einen guten Tag erwischen und jeder an seine Leistungsgrenzen geht, haben wir alle Chancen gegen die Deutschen.» Auf die Stimmung im Stadion ist er «sehr gespannt».
Lenny Rubin auch in der Defensive mit Schlüsselrolle
Rubin ist in der Offensive allein schon wegen seiner Grösse von 2,05 m eine Waffe in der Nati. Nicht umsonst ist er in der Bundesliga die Nummer 10 der Torschützenliste in der laufenden Meisterschaft.
An der EM nimmt er auch in der Defensive eine Schlüsselrolle ein. Er wird aufgrund des Ausfalls des an der Hand verletzten Abwehrchefs Samuel Röthlisberger im Innenblock zum Einsatz kommen. Diesen werden vorwiegend zwei aus dem Trio Rubin/Lucas Meister/Lukas Laube bilden.
«Es ist eine ganz andere Belastung. Sie ist viel, viel grösser. Daran musste ich mich gewöhnen», sagt Rubin. Zumindest am Yellow Cup von vergangener Woche funktionierte der Innenblock über weite Strecken. «Es sah schon relativ gut aus, wir konnten uns gut einspielen – genau das brauchten wir.»
Überhaupt überzeugten die Schweizer in Winterthur. Die Folge waren klare Siege gegen die EM-Teilnehmer Rumänien (37:31) und Bosnien-Herzegowina (39:21) sowie gegen Argentinien (35:27). «Wir zeigten drei begeisternde Auftritte und tankten Selbstvertrauen», bilanziert Suter.
Einziger Wermutstropfen war der Ausfall von Jonas Schelker, der gegen Argentinien unter anderem einen Kreuzbandriss im linken Knie erlitt.
Der 24-jährige Aufbauer war gut in Form und hätte im rechten Rückraum eine wichtige Rolle einnehmen sollen. Ersetzt wird er durch den 20-jährigen Felix Aellen, der ein Versprechen für die Zukunft ist.
Happige EM-Gruppe für die Handball-Nati
Das Gefühl vor der EM könnte also kaum besser sein. Und das ist auch nötig. Nach dem Startspiel in Düsseldorf dislozieren die Schweizer nach Berlin. Dort wird am Sonntag Frankreich der zweite Gegner sein.
Die Franzosen gehören wie stets in den letzten Jahren nebst Weltmeister Dänemark, Titelverteidiger Schweden und Spanien zu den Topfavoriten.
Die abschliessende Partie der Vorrunde am 16. Januar gegen Nordmazedonien wird ebenfalls alles andere als ein Selbstläufer.
Die letzten sechs Duelle gegen die Südosteuropäer gingen allesamt verloren. Um die Hauptrunde zu erreichen, müssen die Schweizer in der Gruppe A mindestens Zweite werden.
Als Ziel wurde definiert, «siegreich heimzukehren». Zudem möchte Suter die EM-Bühne dazu nutzen, dass der Handballsport in der Schweiz an Attraktivität zulegt. Und mehr Junge den Sport ausüben.