Olympia 2021: Sprinterin nach Entführungsversuch «in Sicherheit»
Was wie ein Hollywood-Thriller klingt, wurde bei Olympia 2021 zur Realität: Sprinterin Kristina Timanovskaya sollte in ihre Heimat Belarus entführt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Kristina Timanovskaya sollte bei den Olympischen Spielen für Belarus starten.
- Neben dem 200-Meter-Sprint wurde sie auch für die 400-Meter-Staffel gemeldet.
- Das kritisierte sie – und sollte deshalb gewaltsam nach Belarus zurückgebracht werden.
Weil einige ihrer Landsfrauen den Doping-Test verpassten, wurde Kristina Timanovskaya für die 4x400-Meter-Staffel von Belarus nachnominiert. Nur: Die 24-Jährige wusste nichts davon – und hatte sich auch gar nicht auf den Wettbewerb vorbereitet.
Das kritisierte die 200-Meter-Sprinterin im Anschluss auf Instagram. «Wie immer haben unsere grossartigen Chefs alles für uns entschieden», höhnte die Leichtathletin. Das sorgte in ihrer Heimat Belarus für einen Skandal.
Entführungs-Krimi bei Olympia 2021
In den Medien wurde Timanovskaya deshalb als «Schande für die Nation» bezeichnet. Und laut der Athletin erhielt ihr Cheftrainer die «Anweisung von oben», sie zu «entfernen». Der Chef des belarussischen Olympia-Komitees ist Diktatorensohn Viktor Lukaschenko.
Am Sonntag kamen Betreuer auf ihr Zimmer und gaben ihr die Anweisung, ihre Sachen zu packen. Timanovskaya wurde zum Flughafen Haneda in Tokio gebracht. Dort wandte sie sich an die Polizei und bat um Hilfe.
Via Instagram – ihr Konto ist mittlerweile gelöscht – rief sie auch das IOC zum Handeln auf. «Ich werde unter Druck gesetzt. Man versucht, mich gegen meinen Willen aus dem Land zu bringen.» Gegenüber «Tribuna» sagte sie, sie fürchte, ins Gefängnis gesteckt zu werden.
Asyl-Gesuch in der EU geplant?
Mittlerweile befindet sich die 24-Jährige in der Obhut der japanischen Behörden. Ihr Aufenthaltsort wird geheimgehalten, ein auf Flüchtlings-Fragen spezialisierter Anwalt steht ihr bei. Berichten zufolge plane sie, in der EU um Asyl anzusuchen.
Demnach hätte die 24-Jährige den Wunsch geäussert, nach Deutschland oder Österreich zu reisen. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür bisher nicht. Polen und Tschechien hatten der Sprinterin indes ein Visum angeboten.