Fernando Alonso: Fünf Fragen und Antworten zum Formel-1-Comeback
In der kommenden Saison gibt Fernando Alonso sein Comeback in der Formel 1. Die Rückkehr des dann 39-Jährigen wirft aber auch einige Fragen auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Fernando Alonso kehrt nach zwei Jahren Auszeit in die Formel 1 zurück.
- Der Spanier sitzt ab 2021 wieder bei seinem Ex-Team Renault im Cockpit.
- Nau.ch gibt Antworten auf die fünf wichtigsten Fragen zur Formel-1-Sensation.
Der Fahrermarkt in der Formel 1 war lange nicht mehr so sehr in Bewegung wie in diesem Jahr. Mitten in die Corona-Pause hinein kam die Ferrari-Ankündigung, man werde nicht mit Sebastian Vettel verlängern. Was folgte, war ein heiteres Plätzetauschen, an dessen vorläufigem Ende das Comeback von Fernando Alonso steht.
Der zweifache Weltmeister kehrt 2021 nach zwei Jahren Formel-1-Auszeit in die Königsklasse zurück. Bei seinem Ex-Team Renault, mit dem er 2005 und 2006 Weltmeister wurde, ersetzt er Daniel Ricciardo. Beim Comeback Anfang 2021 wird der Spanier 39 Jahre alt sein – und er besitzt einen mehrjährigen Vertrag.
Die Verpflichtung des Spaniers wirft durchaus Fragen auf – immerhin nahm der Asturier zweimal Reissaus von Renault. Ende 2006 wechselte er – als amtierender Weltmeister – zu McLaren. Nach nur einer Saison kehrte er zurück, nur um zwei Jahre später bei Ferrari anzudocken. Nun gibt es also den dritten Anlauf mit dem französischen Werksteam.
Warum holt Renault Fernando Alonso noch einmal?
Für die Franzosen ist Fernando Alonso auf mehreren Ebenen eine vernünftige, wenngleich überraschende Lösung. Das Alter des Spaniers könnte neben seinem jungen Teamkollegen Esteban Ocon tatsächlich ein Vorteil sein. Ocon muss sich nicht sorgen, Alonso ewig vor der Nase zu haben – nur die nächsten zwei Jahre. Und Renault kann sich erlauben, mit Alonso kurz- bis mittelfristig zu planen.
Zudem scheint der Spanier seit seinem Abschied von McLaren Ende 2018 erheblich gereift zu sein. Mit Toyota feierte er zwei Le-Mans-Siege und den Langstrecken-WM-Titel, stellte seine Klasse unter Beweis. Fernando Alonso, der so auf sein Vermächtnis bedacht ist wie kaum ein Formel-1-Fahrer zuvor, war das besonders wichtig. Während der schwachen McLaren-Jahre kamen Zweifel an ihm auf, vielleicht auch bei ihm selbst.
Von der zusätzlichen Ruhe und Gelassenheit, die Alonso jetzt zur Schau stellt, profitiert auch Renault. Denn bei den Franzosen läuft es in der Formel 1 überhaupt nicht nach Wunsch. Es braucht ein starkes Zugpferd, das Team und Ingenieure antreibt. Alonso hat das Potenzial, genau diese Rolle einzunehmen.
Was erhofft sich Fernando Alonso von seinem Comeback?
Der Spanier macht keinen Hehl daraus, dass er noch einmal um Siege und Titel mitfahren möchte. Für viele ist das Talent des 38-Jährigen mit «nur» zwei Weltmeistertiteln unter Wert geschlagen. Seine Ambitionen stellte der Spanier schon im Vorjahr mehrfach unter Beweis. Sowohl bei Mercedes als auch Red Bull brachte er sich für vermeintlich freie Cockpits selbst ins Gespräch.
Alonso weiss aber auch, dass er mit Renault 2021 definitiv kein Weltmeisterauto zur Verfügung hat. In seinem ersten Statement betonte er bereits, dass er «2022 auf das höchste Niveau zurückkehren» wolle. Mit anderen Worten: Nächstes Jahr ist ein Übergangsjahr, der volle Fokus liegt auf der übernächsten Saison.
Das hat einen guten Grund: Die ursprünglich für 2021 geplanten Reglement-Änderungen wurden um ein Jahr verschoben. Die umfassenden Neuerungen könnten das Kräfteverhältnis in der Formel 1 gehörig verschieben. Renault habe ihm einen glaubhaften Plan vorgelegt, dass man dann zur Spitze aufschliessen könne, so Alonso.
Was heisst das für seine Triple-Crown-Pläne?
In den vergangenen Jahren jagte Alonso – weil der Formel-1-Weltmeistertitel ausser Reichweite war – die «Triple Crown». Darunter versteht man Siege bei den drei bedeutsamsten Rennen des Motorsports, was bisher nur Graham Hill gelang. Er gewann den Grand Prix von Monaco, die 24 Stunden von Le Mans und die 500 Meilen von Indianapolis.
Alonso ist einer von derzeit zwei aktiven Piloten, die realistische Chancen auf die Triple Crown haben. Den Monaco-GP gewann der Spanier 2006 und 2007, in Le Mans siegte er 2018 und 2019. Nur ein Erfolg in Indianapolis fehlt ihm noch – deren zwei kann Juan-Pablo Montoya vorweisen. Der Kolumbianer gewann 2003 auch in Monaco, ihm fehlt noch ein Le-Mans-Sieg.
Es ist durchaus denkbar, dass Alonso sich vertraglich zusichern liess, zumindest 2021 in Indianapolis zu starten. Renault ist dort nicht vertreten, aber gegen ein Engagement bei einem Top-Team spricht nichts. In dieser Saison startet Fernando Alonso dort noch mit McLaren, das wird 2021 aber eher nicht der Fall sein.
Wer waren die Alternativen für Renault?
Vor dem Grand Prix der Steiermark bestätigte Sebastian Vettel, dass er mit Renault lose Gespräche führte. Auch Mercedes-Pilot Valtteri Bottas, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, soll sich zumindest erkundigt haben. Bei beiden ging es aber dem Vernehmen nach nicht über formlose Anfragen hinaus.
Anders die Lage in der Nachwuchs-Akademie von Renault. Denn mit Ex-Ferrari-Junior Guanyu Zhou haben die Franzosen einen echten Rohdiamanten unter Vertrag. Der Chinese war im Vorjahr bester Rookie in der Formel 2. Beim Saisonauftakt in Spielberg lag er auf Kurs zum Sieg, ehe ihn ein Defekt stoppte.
Für die Fahrerakademie von Renault sind es ohnehin alles andere als rosige Zeiten. Nachwuchstalent Jack Aitken kehrte dem Team Ende des Vorjahres den Rücken. Der Engländer dockte stattdessen bei Williams an und gibt beim Steiermark-GP sein Trainingsdebüt. Einen Formel-1-Aufsteiger brachte das Renault-Nachwuchsteam bisher nicht zustande.
Was sagen Alonsos Konkurrenten zum Comeback?
Für die meisten ist das Comeback von Fernando Alonso in der Formel 1 eine gute Nachricht. Sein künftiger Teamkollege Esteban Ocon berichtete etwa, dass sich der Spanier schon über das Team erkundige. «Er ist sehr, sehr motiviert», so der Franzose. «Er hat mir gestern geschrieben, und er brennt darauf, zurückzukommen.»
Alonsos Renault-Vorgänger Daniel Ricciardo rechnet nicht damit, im Training für den Spanier weichen zu müssen. «Ich habe irgendetwas von ‹Fernando Alonso helfen› gehört», so der Australier vor dem Steiermark-GP. «Er braucht keine Hilfe, es sieht nicht aus, als wäre er mit dem Alter langsamer geworden.»
«Je mehr Top-Fahrer wir haben, desto besser ist es für den Sport», meint auch Lewis Hamilton. «Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen, also kenne ich seine Beweggründe nicht. Aber ich gratuliere ihm», so der sechsfache Weltmeister und Ex-Teamkollege des Spaniers. Auch Sebastian Vettel meinte, Alonsos Comeback sei «gut für die Formel 1 – mal sehen, wie es für ihn läuft.»