Ferrari: Wer wird neuer Teamkollege von Charles Leclerc?
Das Wichtigste in Kürze
- Ferrari und Sebastian Vettel trennen sich nach der Formel-1-Saison 2020.
- Die Scuderia muss das Cockpit des vierfachen Weltmeisters dann neu besetzen.
- Kandidaten gibt es viele – für Ferrari bieten sich vier mögliche Szenarien.
Nach der Saison 2020 gehen Ferrari und Sebastian Vettel getrennte Wege. Ob der Deutsche seine Karriere fortsetzt, ist noch offen. Sicher ist nur, dass Ferrari einen Ersatz für den vierfachen Weltmeister braucht. Und die Suche nach einem geeigneten Kandidaten stellt sich nicht so einfach dar.
Grundsätzlich bieten sich Ferrari vier mögliche Szenarien, um das Cockpit neben Charles Leclerc zu besetzen. Man könnte einen arrivierten Piloten als langfristige Nummer zwei neben dem Monegassen holen. Alternativ könnte Ferrari einen «Statthalter» engagieren, bis ein Nachwuchspilot bereit ist – oder direkt einen solchen befördern. Oder man holt einen schon abgetretenen Formel-1-Veteranen zurück.
Wie soll Ferrari den Abgang von Sebastian Vettel kompensieren?
Szenario 1: Ferrari holt einen langfristigen Ersatz
Die wahrscheinlichste Lösung für das Ferrari-Dilemma ist ein hochklassiger Nummer-2-Fahrer, der noch ein paar Jahre fahren kann. In der Pole-Position dürfte McLaren-Teamleader Carlos Sainz sein. Der Spanier wäre eine gute Ergänzung und hat noch viele Jahre in der Formel 1 vor sich. Zudem stellt Sainz vorerst sicher keine Ansprüche auf bevorzugte Behandlung gegenüber Leclerc.
Das könnte beim zweiten Kandidaten, Daniel Ricciardo, durchaus anders aussehen. Der Australier hat schon Erfahrung bei einem Top-Team – nämlich Red Bull – gesammelt und Rennen gewonnen. Bei Ferrari würde er wohl gegenüber Leclerc nicht klein beigeben wollen. Damit wären Spannungen wie schon mit Vettel vorprogrammiert.
Der dritte Kandidat ist Haas-Pilot Kevin Magnussen. Der Däne würde bei Ferrari wohl eine solide Nummer 2 abgeben und sich – vorerst – ganz als Teamdiener präsentieren. Dazu passt, dass Magnussen ohnehin bereits beim Ferrari-Kundenteam Haas F1 unter Vertrag steht. Die Amerikaner würden sich bei einem Wechsel zur Scuderia wohl nicht querlegen.
Szenario 2: Ferrari holt einen «Statthalter»
Sollte Ferrari weder die Wunschpiloten Sainz, Ricciardo noch Magnussen bekommen, kommt eine Platzhalter-Lösung in Frage. Das wären ein, maximal zwei Jahre bei Ferrari, bis ein Jungstar aus der Akademie soweit ist. Die beste Option: Alfa-Sauber-Pilot Antonio Giovinazzi, der seit Jahren zum Förderkader von Ferrari gehört. Ihn könnte man problemlos für ein Jahr zur Scuderia holen und dann wieder zu Alfa Romeo schicken.
Ein weiterer Kandidat für eine solche Statthalter-Funktion wäre wohl Romain Grosjean. Der Franzose stand bei Haas im Vorjahr kurz vor einem Rauswurf. Mangels Alternativen behielt Grosjean dann aber sein Cockpit. Ferrari könnte ihn bei Haas durch einen Nachwuchspiloten ersetzen und 2022 einen Tausch vollziehen.
Bessere Chancen als der gebürtige Genfer hätte aber wohl Racing-Point-Pilot Sergio Perez. Der Mexikaner stand schon vor Jahren auf der Wunschliste der Scuderia, geklappt hat es aber nie. Aber: Perez hat schon einmal einen Abstecher zu einem Top-Team – McLaren –bereut. Zudem darf er mit Aston Martin (ab 2021) auf eine strahlende Zukunft hoffen.
Szenario 3: Ferrari befördert einen seiner Jungstars
Für die neue Saison hat Maranello nicht weniger als fünf Nachwuchspiloten in der Formel 2 platziert. Der bekannteste von ihnen ist ohne Zweifel Mick Schumacher, der auch schon für die Scuderia testen durfte. 2020 sollte das Jahr sein, in dem er sich für die Formel 1 empfiehlt. Dafür braucht es aber wohl nicht weniger als den Meistertitel in der Nachwuchsserie.
Ähnlich stellt sich die Ausgangslage beim vielleicht heissesten Eisen in der Ferrari-Talenteschmiede dar. Der Russe Robert Shwartzman dominierte im Vorjahr die Formel-3-Meisterschaft nach Belieben. 2020 ist er Teamkollege von Schumacher bei Prema in der Formel 2. Setzt er sich stallintern gegen den Deutschen durch, könnte er 2021 schon im Vettel-Cockpit sitzen.
Die anderen drei Formel-2-Piloten aus der Scuderia-Akademie dürfen mit einem Titel ebenfalls auf eine Beförderung hoffen. Vor allem Callum Ilott und Giuliano Alesi, Sohn von Ex-Ferrari-Pilot Jean Alesi, profitieren zudem von Formel-2-Vorerfahrung. Marcus Armstrong war 2019 Formel-3-Vizemeister und wird wohl noch etwas Zeit zum Reifen brauchen.
Szenario 4: Ferrari reaktiviert einen Grand-Prix-Veteranen
Mal eben einen Ex-Formel-1-Star aus dem Ruhestand zurückholen ist wohl nur die Notlösung. Aber erst vor einigen Tagen sagte etwa Nico Hülkenberg, dass ihn ein attraktives Angebot zum Comeback bewegen könnte. Der Deutsche galt vor einem Jahrzehnt als Ferrari-Wunschkandidat, die Karriere verlief dann nicht so steil wie erhofft. Als Platzhalter für einen Jungstar wäre der Deutsche aber ideal.
Ein Ex-Pilot mit Ferrari-Vergangenheit, der auf sein Formel-1-Comeback hofft, ist Fernando Alonso. Der Spanier hat aber wohl bestenfalls Aussenseiter-Chancen, denn bei Ferrari hat er einige Brücken abgebrannt. Zudem wäre der zweifache Weltmeister kaum eine dienliche Nummer zwei für Leclerc. Und er würde die Roten aus Maranello ein fürstliches Gehalt kosten.
Option 3 für dieses Szenario ist Robert Kubica. Der Pole stand vor seinem schweren Unfall 2011 schon mit einem Bein in Maranello. Das Formel-1-Comeback im Vorjahr verlief dank unterlegenem Material bei Williams unauffällig. Der Pole ist aber immer noch solide und würde sich gegen ein Jahr bei Ferrari kaum wehren.
Die aktuelle Lage
Aktuell deutet vieles darauf hin, dass Ferrari für 2021 mit McLaren-Pilot Carlos Sainz plant. Seinen Platz beim englischen Traditionsteam soll laut italienischen Medienberichten dann Daniel Ricciardo einnehmen. Renault steht vor dem Rückzug aus der Königsklasse, nach 2020 könnte bereits Schluss sein. Falls nicht, liesse sich das Ricciardo-Cockpit gut mit Fernando Alonso besetzen – oder gar mit Sebastian Vettel?