Formel 1 auf dem Holzweg – Madrid-GP ist der jüngste Beweis
Ein Drittel des Kalenders der Formel 1 besteht bereits aus Strassenkursen. Jetzt kommt mit Madrid der nächste hinzu. Dabei wollen die Fans genau das Gegenteil.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel 1 gastiert ab 2026 auf einem neuen Strassenkurs in Madrid.
- Überraschend kommt die Ankündigung nicht – eine Enttäuschung ist sie dennoch.
- Für die Fans geht die Entwicklung in die falsche Richtung. Ein Kommentar.
Die Reaktion auf die offizielle Ankündigung der zukünftigen Heimat des Spanien-GP hätte nicht klarer ausfallen können: Ab 2026 wird die Formel 1 statt auf dem Traditionskurs von Catalunya in den Strassen von Madrid gastieren. Und bei den Fans herrscht angesichts dieser – wenig überraschenden – Enthüllung vor allem eins: Langeweile.
Denn Strassenkurse sind im F1-Kalender mittlerweile weder eine herausragende Attraktion noch ein besonderes Highlight – im Gegenteil. Acht der 24 für 2024 geplanten Grands Prix finden auf Strassenkursen in irgendeiner Form statt. (Fairerweise sei gesagt: Bei Melbourne und Montreal könnte man das gut übersehen.)
Fans sprechen sich klar gegen Stadtrennen aus
An einem spannenden Stadtkurs ist per se nichts auszusetzen: Monaco gehört selbst für Puristen unverzichtbar zur Formel 1 dazu. Und auch Singapur hat sich in seinen mittlerweile 15 Jahren als Nacht- und Strassenrennen einen Platz in den Fanherzen gesichert.
Aber die Anzahl der Stadt-Events nimmt inflationär zu: Mit Baku, Miami, Jeddah und zuletzt Las Vegas sind in den letzten Jahren regelmässig neue Strassenkurse aufgenommen worden. Madrid wird sich in diese Riege seelenloser Betonkanäle nahtlos einreihen.
Das Schlimme daran ist: Bei den Fans kommen die Strassenkurse schon seit Jahren nicht gut an. Die Fanfavoriten sind seit jeher Traditionskurse wie Monza, Spa, Silverstone oder Monaco. Das zeigte zuletzt etwa die «F1 Global Fan Survey» im Jahr 2021.
Trotzdem eilen die F1-Verantwortlichen von einem Stadt-Event zum nächsten immer dem dicksten Scheck hinterher. Von einem finanziellen Standpunkt aus sicherlich verständlich. Für die Formel 1 selbst aber der falsche Weg.
Die Formel 1 hat aus Valencia nichts gelernt
Zumal gerade in Spanien zwei Argumente klar gegen einen Grand-Prix-Austragungsort Madrid sprechen: Erstens gibt es eine Vielzahl hervorragender Rennstrecken von Barcelona über Jerez bis Aragon. Und zweitens war das letzte Stadt-Gastspiel in Valencia ein Debakel.
Dass Madrid gleich einen Zehnjahresvertrag erhält, zeigt allerdings auch, dass Fanbedenken keine Rolle spielen. Ähnlich wie in Las Vegas hat das Prestigeprojekt Vorrang vor dem sportlichen Wert.
So schafft die Formel 1 ihre Identität und ihr Erbe Stück für Stück selbst ab.