IndyCar: Wechsel zu Hybrid-Motoren für 2022 nimmt Gestalt an
Das Wichtigste in Kürze
- Die US-amerikanische IndyCar-Serie plant für 2022 den Umstieg auf einen Hybrid-Antrieb.
- Zehn Konzepte von potenziellen Lieferanten wurden eingeholt, drei werden weiterverfolgt.
- Das System soll dem aus der Formel 1 bekannten KERS ähneln und bis zu 900 PS ermöglichen.
Die Elektrifizierung des Automobils macht auch vor der US-amerikanischen Motorsportszene nicht halt. Die IndyCar, das nordamerikanische Pendant zur Formel 1, plant für 2022 den Umstieg auf Hybrid-Antriebe. Zehn Konzepte wurden dafür eingeholt, die vielversprechendsten werden nun eingehend geprüft.
«Ein paar Konzepte eliminieren sich selbst, weil sie nicht die Eigenschaften haben, die wir suchen», so IndyCar-Boss Jay Frye. «Ein paar hatten ungewöhnliche Ideen, die cool waren. Und dann gab es wahrscheinlich drei von den zehn Vorschlägen, die wir weiter verfolgen werden.»
IndyCar mit KERS wie früher die Formel 1?
Im nächsten Schritt sollen nun die beiden Motorenhersteller Chevrolet und Honda in den Prozess einbezogen werden. Deren 2,4-Liter-Twin-Turbo-V6-Motoren werden künftig mit dem – einheitlichen – Hybrid-System gekoppelt. Dabei wird es sich vermutlich um ein mit dem aus der Formel 1 bekannten KERS vergleichbares Konzept handeln.
Dieses würde beim Bremsen Energie zwischenspeichern, die dann auf Knopfdruck abrufbar wird – insgesamt bis zu 900 PS. Diese Energie fliesst dann in das «Push-to-pass»-System ein, das in der IndyCar bereits seit längerem üblich ist. Damit erhalten die Fahrer auf Knopfdruck einen kurzen Leistungsschub, der bisher aus erhöhtem Ladedruck im Turbolader entsteht.
Nicht zur Anwendung kommen wird das System vermutlich auf den Oval-Kursen im IndyCar-Kalender. Dort wäre ein KERS-ähnliches Modell auch nicht einsetzbar, da dieses seine Energie aus dem Bremsvorgang generiert. Weil auf Ovalen nicht gebremst wird – ausser bei Neutralisierungen oder in der Boxengasse – wäre ein KERS unwirksam.
Formel-1-Hybrid zu teuer für die IndyCar-Serie
Eine Alternative wäre demnach ein System, wie es die Formel 1 seit 2014 anstelle des KERS verwendet. Dieses regeneriert keine Bremsenergie, sondern nutzt die Abwärme des Turboladers. Der Nachteil für IndyCar: Die sogenannten ERS-H-Systeme sind in ihrer Entwicklung und Wartung erheblich teurer.
Ein Vorteil für die Einführung eines Hybrid-Modells wäre die Verkürzung von Fahrzeugbergungen. Aktuell brauchen IndyCars, wenn der Motor nach einem Dreher abstirbt, einen externen Starter. Ein Hybrid-System könnte stattdessen genutzt werden, um das Fahrzeug wieder in Gang zu bringen.
Die Nachteile liegen auf der Hand und sind aus anderen Rennserien wie Formel 1 und WEC bekannt. Die Hybrid-Komponenten bringen zusätzliches Gewicht mit sich. Zudem könnten Fahrzeuge nach Unfällen unter Strom stehen, was ein zusätzliches Sicherheitsrisiko darstellt.