Lewis Hamilton: Laut Villeneuve ist er «Risiko nicht mehr gewohnt»
Im Kampf gegen Max Verstappen unterläuft Lewis Hamilton in Imola ein seltener Fehler. Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve erkennt beim Rekord-Champion ein Muster.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Fehler kosten Lewis Hamilton in Imola die Chance auf seinen zweiten Saisonsieg.
- Der Brite muss erstmals seit Jahren wieder um den WM-Titel kämpfen.
- Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve glaubt: Hamilton ist Druck nicht mehr gewohnt.
Nicht nur Mercedes-Teamchef Toto Wolff wird ungläubig auf den Bildschirm gestarrt haben: Im Regen von Imola unterläuft Dauer-Weltmeister Lewis Hamilton einer seiner seltenen Fehler. Beim Überrunden rutscht er von der nassen Strecke ins Kiesbett und in die Mauer.
Solche Patzer leistet sich der siebenfache Formel-1-Champion normalerweise nicht. Für einen seiner Vorgänger, Jacques Villeneuve, zeichnet sich da ein Muster ab. 2021 sei eine ungewohnte Situation für Hamilton, meint der Weltmeister von 1997.
«Man hat in Imola gesehen, dass Lewis nicht mehr gewohnt ist, grosse Risiken einzugehen», analysiert der Kanadier bei «F1-Insider». In den letzten Jahren habe der Brite stets unbedrängt zum Titel fahren können. Das sei in diesem Jahr anders.
«Er muss jetzt Risiken eingehen, weil er einen Gegner auf Augenhöhe hat. Und der fährt auch noch für ein anderes Team», so Villeneuve. Zuletzt einen ernsthaften Rivalen hatte Hamilton 2016 in seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg.
Zwei Fehler im Regen von Imola
Dass der Brite erstmals seit Jahren wieder unter Druck steht, erkennt Hamilton an zwei Situationen im Chaos-GP von Imola. «Lewis hätte schon in Kurve eins gegen Max zurückziehen müssen. Er hielt dagegen – und ruinierte sich so sein Rennen.»
Tatsächlich kommt es in der Variante Tamburello zur Berührung zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen. Der Mercedes-Star beschädigt sich dabei den Frontflügel. Laut seinem Team kostete das pro Runde zwischen zwei und drei Zehntel.
Der zweite Fehler ist aber ungleich kostspieliger. Hamilton will den Williams von George Russell überrunden, unterschätzt dabei aber die Bedingungen. Auf der nassen Strecke rutscht er ins Kiesbett. Beim Versuch, sich zu befreien, touchiert er auch noch die Wand.
Sein Glück: Der schwere Unfall von Russell und Valtteri Bottas führt kurz darauf zur Roten Flagge. So bleibt Hamilton eine Überrundung erspart – und er kann Platz zwei retten. Ohne den Rennabbruch wäre der Brite wohl am hinteren Ende der Punkteränge gestrandet.
«Er hat zu viel riskiert – ich bezweifle, dass ihm das in den letzten Jahren passiert wäre», meint Villeneuve. «Die rote Flagge hat ihn gerettet, aber er hat sehr viel Glück gehabt. Darauf sollte er sich ab jetzt nicht mehr verlassen.»
Teamkollege als Nachteil für Lewis Hamilton?
Villeneuve zieht den Vergleich mit seinem eigenen Titelkampf gegen Michael Schumacher 1997. «Damals war mein Teamkollege Heinz-Harald Frentzen klar besser und schneller als Schumachers Teamkollege Eddie Irvine.» Das habe den Unterschied ausgemacht.
«Ohne seine Unterstützung besonders im letzten Rennen wäre es schwierig geworden. Beim Finale in Jerez konnten wir Schumacher gemeinsam unter Druck setzen. Irvine dagegen spielte keine Rolle», erinnert sich der Ex-Weltmeister.
Hier habe Verstappen klar die besseren Karten. «Perez ist neu bei Red Bull und trotzdem schon stärker als Bottas, der seine fünfte Mercedes-Saison fährt. Checo kann Max mehr helfen, als es Bottas bei Lewis Hamilton kann.»