Will Yamaha im kommenden Jahr einen Angriff auf die Krone der MotoGP lancieren, gibt es nur einen Kandidaten: Fabio Quartararo. Das ist ein Problem.
Fabio Quartararo Yamaha MotoGP
Yamaha steht in der MotoGP vor einem Dilemma: Will man auf Fabio Quartararo setzen, muss man Valentino Rossi loswerden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der raketenhafte Aufstieg von Fabio Quartararo bereitet Yamaha Kopfzerbrechen.
  • Das Supertalent muss gehalten werden – aber im Werksteam ist kein Platz.
  • Altmeister Valentino Rossi wird für den Franzosen nicht den Weg freimachen.
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Als Fabio Quartararo zum Beginn der Saison in die MotoGP aufstieg, war er ein Risiko-Faktor für sein Team. Nach vier eher mageren Jahren in der Moto3 und Moto2 galt der gerade 20-Jährige als unerfülltes Talent. Nach sechs Titeln in acht Jahren spanischer Meisterschaften waren die Erwartungen hoch. Aber in der Motorrad-WM holte er nur vier Podestplätze, davon ein Sieg 2018 in Catalunya.

Trotzdem vertraute man beim 2019 neu gegründeten Petronas-Team auf den jungen Franzosen. Und auf der Yamaha – als Einsteiger-freundliches Motorrad bekannt – brillierte Quartararo seither. Nach einem unauffälligen Saisonstart holte er sich in Catalunya den Rekord für den jüngsten Polesitter in der MotoGP. Im Rennen wurde er Zweiter, liess seither vier weitere Podestplätze folgen.

Naht der Machtwechsel in der MotoGP?

Und was noch viel wichtiger ist: Er scheint derzeit der einzige zu sein, der Marc Marquez einigermassen konstant fordern kann. Platz sieben in der WM ist für einen Rookie beeindruckend – erzählt aber nur die halbe Wahrheit. Denn schon beim Spanien-GP in Jerez hätte er auf dem Podest stehen können. Ein technischer Defekt kam ihm in die Quere.

Fabio Quartararo MotoGP
Fabio Quartararo ist in seiner ersten Saison in der MotoGP die Entdeckung des Jahres. - Keystone

Nur zwei Zähler fehlen dem Jungstar auf Altmeister Valentino Rossi. Die Wahrscheinlichkeit, dass Quartararo den «Dottore» bis zum Jahresende überholt, ist hoch. Und damit unterstreicht der Franzose auch seinen Anspruch auf eine wesentliche Rolle in Yamahas Zukunftsplanung. Rossi selbst meinte bereits, Yamaha wäre verrückt, den 20-Jährigen nicht langfristig zu binden.

Und da beginnen die Probleme der Marke mit den drei Stimmgabeln im Wappen. Denn mit Maverick Vinales und eben Altmeister Rossi sind die Plätze im Werksteam besetzt. Und Rossi, obgleich mit 40 Jahren doppelt so alt wie Quartararo, will noch nicht aufhören. Sein Vertrag im Yamaha-Team läuft erst Ende 2020 aus.

Yamaha braucht ein zweites Werksteam

Ein vorheriger Abgang des «Dottore» aus dem Werksteam ist auszuschliessen. Der Italiener hat den Traum vom zehnten WM-Titel noch nicht aufgegeben. Damit stellt er die Marke aus Iwata vor ein Problem – denn wirklicher Titelkandidat ist der Altmeister keiner mehr.

Quartararo hingegen könnte Yamaha im kommenden Jahr sehr wohl zum WM-Titel führen – wenn er Werksunterstützung bekommt. Denn aktuell ist der Franzose auf einer Kunden-Yamaha ohne aktuelles Werksmaterial unterwegs. Und trotzdem ist er der einzige aus dem Yamaha-Kader, der konstant vorne dabei ist.

Fabio Quartararo MotoGP
Der konstanteste Marquez-Jäger der MotoGP: Fabio Quartararo. - Keystone

Die Ideallösung für Yamaha wäre ein Fahrerwechsel schon im kommenden Jahr. Quartararo könnte man an die Seite von Maverick Vinales ins Werksteam holen. Rossi könnte seine Karriere beim Petronas-Kundenteam ausklingen lassen und Franco Morbidelli unterstützen. Der Brasilo-Italiener gehört zur VR46-Akademie, steht aber im Schatten Quartararos.

Rossi will nicht zum alten Eisen gehören

Allerdings ist unwahrscheinlich, dass Rossi bei so einem Tausch mitmacht – und sich als altes Eisen abstempeln lässt. Der 40-Jährige will seinen Vertrag beim Yamaha-Werksteam bis zum Saisonende 2020 erfüllen. Danach wird sein Platz an Quartararo gehen, davon ist auszugehen.

Der Franzose dürfte indes schon im kommenden Jahr ein vollwertiges Werksmotorrad erhalten. Yamaha betreut bereits deren drei, denn auch Morbidelli hat eine werksunterstützte Maschine unter sich. Vier statt drei sollte für die Marke aus Iwata kein Problem darstellen – und Quartararo noch stärker machen.

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Mit gerade einmal 20 Jahren fährt Fabio Quartararo um Siege in der Königsklasse. - Keystone

Das kurzfristige Luxus-Problem, einen zu starken Jungstar zu haben, lässt sich für Yamaha nicht lösen. Langfristig muss man Quartararo zweifellos halten, will man in der MotoGP ganz vorne dabei sein. Und mit Werksmaterial könnte der 20-Jährige schon nächstes Jahr um die Krone der MotoGP mitfahren.

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