Red Bull – Technik-Chef Wache: «Auto liefert nicht wie erhofft»
Red Bull hat in der Formel 1 nicht mehr das beste Auto – eine unerwartete Wende nach der dominanten Vorsaison. Technik-Chef Pierre Wache gibt sich kämpferisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Red Bull hat mit dem RB20 deutlich mehr Probleme als mit dem Vorgänger-Auto.
- Technik-Chef Pierre Wache gibt zu: Das Auto liefert nicht so ab wie erhofft.
- Ein Grund dafür soll der veraltete Windkanal in Milton Keynes sein.
Vor dem Saisonbeginn galt Red Bull in der Formel 1 als das Mass aller Dinge. Im Vorjahr hatte der österreichische Energy-Drink-Rennstall alle Rennen bis auf eines für sich entschieden. Doch die Dominanz des Teams rund um Max Verstappen ist vorbei – McLaren, Ferrari und Mercedes haben die Lücke geschlossen.
Das zeigt schon der Blick auf die Tabelle, wo der Vorsprung auf McLaren nur noch 42 Zähler beträgt. Weitere 21 Punkte dahinter liegt die Scuderia, und auch Mercedes ist mit 142 Punkten Rückstand noch in Reichweite. Die Formkurve zeigte bei der Konkurrenz vor der Sommerpause nach oben, bei Red Bull nach unten.
Technik-Chef Pierre Wache gibt sich im Interview mit «Motorsport.com» ernüchternd über die Entwicklung des RB20 im Vergleich mit der Konkurrenz. «Wir haben uns im Vergleich zum letzten Jahr verbessert, ohne Zweifel. Aber das Auto liefert in einigen Bereichen nicht das, was wir erwartet haben.»
Red Bull sieht zwei klare Schwächen beim RB20
«Vor allem in den schnellen Kurven haben wir ein bisschen mehr erwartet als das, was wir haben», so Wache. «Bei mittleren und niedrigen Geschwindigkeiten haben wir uns im Vergleich zum letzten Jahr stark verbessert. In den Hochgeschwindigkeitskurven waren wir im Vergleich zum letzten Jahr etwas schwächer als die Konkurrenz.»
Die grösste Schwäche des RB20 ortet das Weltmeisterteam aber auf unebenen Strecken mit Bodenwellen oder hohen Randsteinen. «Da sind wir eindeutig schwach, aber das waren wir auch letztes Jahr schon», gibt Wache zu. «Ich denke, wir haben in diesem Bereich nicht die erwartete Verbesserung erzielt.»
Ist der alte Windkanal schuld am RB20-Problem?
Ein möglicher Grund für die Diskrepanz zwischen Erwartungen und tatsächlicher Leistung des RB20 sei der Windkanal. «Wir benutzen einen ziemlich alten Windkanal», gesteht Wache. Die aktuelle Anlage in Milton Keynes ist mehr als 70 Jahre alt. Sie diente im Kalten Krieg der Entwicklung von Kampfflugzeugen.
Bei Red Bull ist man sich dieser Schwäche bewusst – und eine Lösung ist bereits in Arbeit. Eine der letzten Entscheidungen von Dietrich Mateschitz (†78) vor dessen Tod war die Absegnung eines Neubaus. Der neue Red-Bull-Windkanal soll 2026 einsatzbereit sein, für 2027 soll erstmals ein Auto darin entwickelt werden.