Sebastian Vettel: Welche Optionen nach dem Alonso-Comeback bleiben
Langsam wird es eng für Sebastian Vettel. Mit dem Comeback von Fernando Alonso bei Renault schwinden die Chancen auf einen Formel-1-Verbleib nach dieser Saison.
Das Wichtigste in Kürze
- Sebastian Vettel steht nach dem Ferrari-Aus vor einer ungewissen Zukunft in der Formel 1.
- Mit der Rückkehr von Fernando Alonso ist nun auch bei Renault die Tür zugegangen.
- Der vierfache Weltmeister hat noch vier plausible Optionen für einen Formel-1-Verbleib.
Die Formel-1-Saison 2020 ist zwar erst ein Rennen alt, aber sie bietet schon jetzt reichlich Gesprächsstoff. Denn auf dem Fahrermarkt herrscht ein so reges Treiben wie schon seit einigen Jahren nicht mehr. Mittendrin im Sturm der Cockpit-Wechsel – Sebastian Vettel, der seinen Platz bei Ferrari verliert.
Und für den vierfachen Weltmeister wird es allmählich eng mit einem Verbleib in der Formel 1. Denn die vielversprechendsten Türen haben sich mittlerweile geschlossen. Mercedes-Boss Ola Källenius will an «unseren beiden Jungs» Lewis Hamilton und Valtteri Bottas festhalten. Und selbst wenn Bottas sein Cockpit verlieren sollte, wartet mit George Russell ein hauseigenes Riesentalent.
Gibt es ein Comeback bei Red Bull?
Die Gerüchteküche sieht den Ex-Red-Bull-Star auf dem Weg zurück zu seinem früheren Team. Dass ein Bullen-Comeback für Sebastian Vettel sinnvoll wäre, darf aber bezweifelt werden. Zwar stünde ihm ein Siegerauto zur Verfügung – aber er hätte mit Max Verstappen wieder einen jungen Nummer-1-Fahrer im Team. Genau diese Konstellation erwies sich bei Ferrari mit Charles Leclerc als zu explosiv, um sie fortzusetzen.
Beim ersten Jäger der Top-3-Teams, McLaren, sind beide Cockpits auf absehbare Zeit besetzt. Mit Daniel Ricciardo holt der englische Traditionsrennstall einen erfahrenen Siegerpiloten. Und Lando Norris gilt nicht erst seit seinem spektakulären Debüt-Podestplatz beim Saisonauftakt als Supertalent.
Mit dem Comeback von Fernando Alonso ist auch die Türe bei Renault zugegangen. Der Spanier soll einen langfristigen Vertrag haben – so wie sein Teamkollege Esteban Ocon. Und das einstmals mächtige Williams-Team wird sich Vettel im Herbst seiner Karriere kaum antun wollen. Der Traditionsrennstall hat sich zwar gesteigert, ist aber immer noch Schlusslicht.
Sebastian Vettel hat vier Optionen
Im Wesentlichen bleiben dem vierfachen Weltmeister vier taugliche Optionen für einen Formel-1-Verbleib. Bei Alfa Romeo könnte Sebastian Vettel den gleichen Weg beschreiten wie Kimi Räikkönen und seine Formel-1-Karriere ausklingen lassen.
Der Finne denkt über einen Rücktritt nach, auch Antonio Giovinazzi fährt um seine Zukunft. Allerdings ist das Alfa-Sauber-Team aufgrund der brustschwachen Ferrari-Motoren 2020 ins Hintertreffen geraten.
Auch bei Haas wird 2021 wohl mindestens ein Cockpit frei, Romain Grosjean stand schon 2019 am Rande des Rauswurfs. In Spielberg fabrizierte er zwei Ausritte, die aber wohl auf die Bremsprobleme am amerikanischen Renner zurückzuführen sind.
Allerdings ist unklar, ob Teambesitzer Gene Haas das teure Formel-1-Projekt über die Saison hinaus fortführt. Angesichts der Corona-Krise ist Sparen angesagt, das könnte das Team die Zukunft kosten.
Eine Chance auf eine Red-Bull-Rückkehr wäre ein Engagement bei AlphaTauri. Beim italienischen Rennstall – damals noch Toro Rosso – bestritt Sebastian Vettel 2008 seine erste volle F1-Saison.
In Monza feierte er damals einen Sensationssieg, eine Rückkehr wäre also durchaus emotional. Allerdings widerspräche eine Verpflichtung des 33-Jährigen dem Zweck von AlphaTauri als Nachwuchsteam von Red Bull Racing.
Die wohl besten Chancen – auch, wenn es derzeit keine Gespräche gibt – hat Vettel wohl bei Racing Point. Das Team heisst ab 2021 Aston Martin und könnte einen zugkräftigen Starpiloten gut gebrauchen.
Das Problem: Mit Lance Stroll, dem Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll, ist ein Cockpit fix besetzt. Und Stammfahrer Sergio Perez hat gute Chancen, auch 2021 an Bord zu sein.
Bleibt Vettel in der Formel 1?
Sebastian Vettel weiss selbst noch nicht so recht, was er in Zukunft machen möchte. Ein Abschied aus der Formel 1 wäre keine Überraschung, mit 33 Jahren aber noch sehr früh. Und wenn Vettel Adieu sagt, dann permanent – das betonte der Deutsche zuletzt unmissverständlich. «Wenn du sagst, du machst die Türe zu, dann solltest du sie zumachen und nicht erwarten, sie wieder zu öffnen.»
Die Türe bei Ferrari ist für den Deutschen zugegangen. Der schwache Auftritt beim Saisonauftakt in Österreich lässt für die Abschiedssaison wenig Hoffnung aufkeimen. Ex-Teamkollege Mark Webber rät sogar zu einem vorzeitigen Abschied von der Scuderia. «Je früher es bei Ferrari vorbei ist, desto besser für alle Beteiligten», meint der Australier.
In der Corona-Saison 2020 ist das sogar ein denkbares Szenario. Weil die Teams mit grossteils unveränderten Autos in die kommende Saison gehen, wären frühe Wechsel sinnvoll. Und Vettel ist durchaus zuzutrauen, dass er vorzeitig seinen Abschied von Ferrari vollzieht. Mit einem Team, das ihn loswerden wollte, nur hinterherzufahren – dafür ist der Deutsche nicht in der Formel 1.