Kristina Vogel bleibt auch im Rollstuhl stark und optimistisch

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Deutschland,

Sie ist Doppel-Olympiasiegerin auf der Bahn, nun sitzt sie nach einem Unfall im Rollstuhl. Für Kristina Vogel ist das jedoch kein Grund Trübsal zu blasen.

Kristina Vogel lacht während der Pressekonferenz im Spital von Berlin am Mittwoch 12. September 2018.
Kristina Vogel lacht während der Pressekonferenz im Spital von Berlin am Mittwoch 12. September 2018. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kristina Vogel ist elffache Weltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin auf der Radbahn.
  • Bei einem Trainingsunfall im Juni 2018 erlitt sie eine Querschnittslähmung.
  • Die 27-Jährige beeindruckt mit Optimismus nach ihrem Schicksalsschlag.

Kristina Vogel wirkt gefasst. Zum ersten Mal nach ihrem folgenschweren Unfall vom 26. Juni präsentiert sich die Doppel-Olympiasiegerin der Öffentlichkeit. Die vom siebten Brustwirbel abwärts gelähmte 27-Jährige sitzt am Mittwoch im Unfall-Krankenhaus Berlin-Marzahn im Rollstuhl. «Ich bin so weit zu sagen: Ich bin bereit, die Situation anzunehmen und was daraus zu machen.»

Keine Spur von Selbstmitleid

Die neben ihr sitzenden Ärzte sind beeindruckt von ihrer Zielstrebigkeit, ihrem Durchhaltewillen und ihrem Optimismus – manchmal nur ein bisschen genervt von ihrer Ungeduld. Betroffenheit über das schwere Schicksal der elfmaligen Weltmeisterin spürte man eigentlich mehr auf der von rund 80 Journalisten besetzten Tribüne im Hörsaal der Klinik.

Kristina Vogel zeigt sich nach ihrer Querschnittslähmung kämpferisch.
Kristina Vogel zeigt sich nach ihrer Querschnittslähmung kämpferisch. - Keystone

Kristina Vogel ist weit weg davon, dies tränenreich zu kommentieren. Von Selbstmitleid keine Spur. Auch wenn sie zugibt: «Ich bin keine Maschine und muss Tränen und Emotionen auch mal freien Lauf lassen.»

Keine Illusionen, aber Bewegungsdrang

Dieser Tage durfte sie zum ersten Mal ins Bewegungsbad, dann übte sie Rollstuhlfahren – und stürzte prompt: «Das Timing war nicht auf meiner Seite.» Sie sei «kontrolliert auf den Po» gefallen. «Wenn ich mich jetzt nicht hätte bewegen können, hätte ich randaliert», sagte sie mit einem Lächeln in Richtung ihrer Ärzte.

2016 in Rio gewann Kristina Vogel die Olympische Goldmedaille im Bahnsprint.
2016 in Rio gewann Kristina Vogel die Olympische Goldmedaille im Bahnsprint. - Keystone

«Ich werde nie wieder selbstständig gehen können», erklärte die ehemalige Ausnahme-Athletin und macht sich in dieser Beziehung keine Illusionen. Der junge Niederländer, mit dem sie auf der Betonpiste von Cottbus zusammengestossen war, hat sich noch nicht bei ihr gemeldet. Vielleicht auch deshalb, weil bis vergangene Woche eine funktionierende Nachrichtensperre herrschte.

Sie fiebert im Moment der nächsten Woche entgegen. «Ich freue mich unheimlich auf die Rückkehr nach Hause nach Erfurt. Eigenes Bett, selber kochen, mit der Familie allein sein», sagte die verletzte Sportlerin, die ihre Reha in Marzahn noch bis mindestens Weihnachten fortsetzen wird. «Ich musste verstehen, dass meine Arme jetzt meine Beine sind.»

Nach der Pressekonferenz verlässt Kristina Vogel den Saal.
Nach der Pressekonferenz verlässt Kristina Vogel den Saal. - Keystone

Neue Erfolge bei den Paralympics?

«Ich brauche Zeit, um neue Entscheidungen zu treffen, alles step by step», sagte sie. Athletensprecherin des Weltverbandes UCI wolle sie «auf alle Fälle» bleiben. Zu einer möglichen zweiten Karriere als Paralympics-Sportlerin wollte sie sich nicht konkret äussern, sagte aber auch: «Vielleicht hole ich meine zwölfte Goldmedaille woanders.»

Ihre Familie und ihr Lebensgefährte Michael sind ihr grosser Rückhalt. «Michael hat die ersten Nächte auf dem Stuhl nebenan geschlafen», erzählte sie. «Ich hab' durch ihn einen sicheren Halt. Ich weiss: Er ist immer für mich da.» Sie habe «so eine starke Familie. So konnte ich den Schmerz teilen.»

Nicht der erste Unfall

Bereits 2009 hatte Vogel einen schweren Trainingssturz erlitten. Der damals 18-Jährigen hatte ein Kleinbus die Vorfahrt genommen. Sie flog mit Tempo 50 durch die Heckscheibe, lag zwei Tage im Koma, erlitt zahlreiche Brüche am Brustwirbel, an der Hand, am Arm, am Kiefer und verlor fast alle Zähne. Es folgten unzählige Operationen und Reha-Massnahmen. Noch heute sind die Narben in ihrem Gesicht zu sehen.

Vielleicht sei dieser Unfall die «Vorbereitung auf jetzt» gewesen. «Die Kraft, die ich 2009 dadurch erlangt habe», erzählte sie neun Jahre später, die habe ihr nun geholfen.

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