Rafael Nadal: «Wir sind Menschen und keine Superhelden»
Nach dem Rücktritt spricht Tennis-Ikone Rafael Nadal offen über mentale Probleme. Vor einigen Jahren sei er durch ein tiefes Tal gegangen, gibt er zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Im November beendete Tennis-Ikone Rafael Nadal seine grosse Karriere.
- Jetzt spricht der 38-Jährige offen über mentale Probleme während seiner Aktiv-Zeit.
- Er habe mit Angstzuständen gekämpft und zwischenzeitlich über eine Pause nachgedacht.
Fast genau einen Monat ist es her, dass die grosse Karriere von Rafael Nadal zu Ende ging. Der Spanier scheiterte mit seinem Nationalteam im Davis Cup an Holland. Ein merkwürdiges, für viele unwürdiges Ende einer ganz besonderen Tennis-Laufbahn.
Den Rücktritt des 38-Jährigen hatte man bereits seit Jahren kommen sehen. Anders als seine Dauer-Rivalen Roger Federer und Novak Djokovic kämpfte Nadal stets auch gegen seinen eigenen Körper. Ein Kampf, den er in den letzten Jahren immer öfter verlor.
Und dieser Kampf gegen sich selbst setzte dem Spanier auch mental zu, wie er nun offen zugibt. In «The Players' Tribune» spricht der Spanier frei über die körperlichen Beschwerden, die ihn seit jungen Jahren ausbremsten. Und über die mentalen Probleme, die daraus folgten.
Rafael Nadal ist «kein Superheld»
«Vor ein paar Jahren hatte ich eine psychisch sehr schwierige Phase», gibt Nadal zu, ohne den Zeitraum zu präzisieren. «An körperliche Schmerzen war ich sehr gewöhnt. Aber es gab Zeiten auf dem Platz, in denen ich Schwierigkeiten hatte, meine Atmung zu kontrollieren.»
Er habe in dieser Zeit nicht mehr auf höchstem Niveau spielen können. Heute weiss der Spanier – die Atemprobleme, die Angstzustände, waren mental bedingt. «Jetzt fällt es mir nicht mehr schwer, das zu sagen. Schliesslich sind wir Menschen und keine Superhelden.»
Das gelte nicht nur für ihn, sondern für alle Athleten – ob im Tennis oder in anderen Sportarten. «Die Person, die Sie auf dem Center Court mit einer Trophäe sehen, ist ein Mensch. Erschöpft, erleichtert, glücklich, dankbar – aber eben auch nur ein Mensch.»
«Abgemüht, aber nie aufgegeben»
«Zum Glück bin ich nicht so weit gekommen, dass ich Dinge wie Angstzustände nicht mehr kontrollieren kann. Es gab Monate, in denen ich darüber nachgedacht habe, eine komplette Tennispause einzulegen», so Nadal.
Letztlich habe er sich aber dafür entschieden, sich durch die Blockade zu arbeiten. «Ich habe es überwunden, indem ich immer weitergemacht habe, und ich wurde langsam wieder ich selbst. Ich bin stolz, dass ich mich zwar abgemüht, aber nie aufgegeben habe.»