Félix Auger-Aliassime schlug an einem Tag Grigor Dimitrov und Nick Kyrgios. Das Ausnahmetalent hat allerdings keinen Nerv für das Gehabe des Australiers.
Felix Auger-Aliassime spricht nach seinem Sieg über Nick Kyrgios

Das Wichtigste in Kürze

  • Auger-Aliassime schlug Kyrgios trotz der Mätzchen in drei knappen Sätzen 6:7, 7:6, 7:5.
  • Der 18-Jährige Kanadier gilt als heisser Anwärter auf zukünftige Grand-Slam-Titel.
  • Er bewundert Kyrgios für dessen Tennis-Können, kann ihn als Person aber nicht leiden.
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Der Unterschied hätte kaum grösser sein können. London, Queen's Club, Achtelfinal. Auf der einen Seite Nick Kyrgios (ATP 39), unbeherrscht, laut, launisch. Auf der anderen Seite Félix Auger-Aliassime (ATP 21), zurückhaltend, ruhig, besonnen.

Kyrgios deckt die Linien- und den Schiedsrichter mit Kritik ein, flucht das Publikum an, wird ausgebuht. Auger-Aliassime konzentriert sich auf sein Tennis, spielt gegen einen chaotischen Gegner souverän – und gewinnt 6:7, 7:6, 7:5.

Kommende Grand-Slam-Sieger?

Was die so gegensätzlichen Profis eint: sie sind das grosse Versprechen für die Zukunft.

Oder waren es, im Falle von Kyrgios. Der Heisssporn gilt schon seit Langem als potenzieller Grand-Slam-Sieger, wenn er sich denn endlich in den Griff bekäme. Nur tut er das nicht.

Anstatt, dass es mit dem Australier besser würde, wird es schlimmer. Turnier für Turnier, Saison für Saison.

Die meisten Fans und Experten haben ihn darum bereits abgeschrieben. Zumal er auch schon 24 ist, ein Alter, in dem man längst nicht mehr als Talent gelten kann.

Nick Kyrgios wirft am ATP-Turnier von Rom einen Stuhl.

Der unglaubliche Aufstieg des Félix Auger-Aliassime

Ganz anders Félix Auger-Aliassime. Der Aufstieg des 18-Jährigen ist nicht nur kometenhaft, sondern scheint auch nachhaltig.

Vor einem Jahr lag er in der Weltrangliste auf Rang 172. Zu Beginn des Jahres war er die Nummer 106 und aktuell die Nummer 21 der Welt. Wie schnell es für den Kanadier aus Montreal nach oben ging, sieht man an seiner Grand-Slam-Bilanz.

Felix Auger-Aliassime gewinnt als siebtjüngster Spieler überhaupt ein Challenger-Turnier.

Erst eine Grand-Slam-Teilnahme als Weltnummer 21

Félix Auger-Aliassime hat nämlich, als baldiger Top-20-Spieler, erst eine Teilnahme zu verzeichnen. An den US Open 2018, wo er sich durch die Qualifikation spielte. Es fanden seit seinem Aufstieg schlicht noch nicht besonders viele Grand Slams statt, an denen er überhaupt hätte teilnehmen können.

Ein Turniersieg auf der ATP-Tour fehlt «FAA», wie er oft genannt wird, bis jetzt noch.

Eine Frage der Zeit. Mit Rio de Janeiro, Lyon und Stuttgart erreichte er in diesem Jahr bereits drei Finals. In Miami stürmte er als Qualifikant in den Halbfinal. Und scheiterte mit 6:7 und 6:7 an Aufschlagsgigant John Isner (ATP 9).

Félix Auger-Aliassime
Félix Auger-Aliassime im Einsatz gegen Dustin Brown am ATP-Turnier in Stuttgart, wo er den Final erreichte. - Keystone

Grigor Dimitrov und Nick Kyrgios am selben Tag besiegt

Auch im Londoner Queen's Club überzeugt der sympathische Youngster bisher. Innerhalb weniger Stunden besiegte er Grigor Dimitrov (ATP 45) und eben Nick Kyrgios am selben Tag.

Nach dem Spiel sagte er im Interview mit «Tennis Life Media»: «Es war ein seltsames Match. Es war schwierig, konzentriert zu bleiben.» Und weiter: «Nick zeigt dir ein bisschen von allem. Es ist sehr schwierig, so im Match zu bleiben.»

«Ich will nichts mit der Person Kyrgios zu tun haben»

Sein Erfolgsrezept gegen den Meister der Trick-Shots: «So ruhig bleiben wie nur möglich. Wenn ich keine positiven oder negativen Emotionen zeigen, kann ich Energie für das Ende sparen.»

Und zu Kyrgios' Verhalten auf dem Platz sagt er: «Ich denke, dass er ein guter Tennis-Spieler ist. Aber ich könnte jemanden wie ihn nie zu meinen Freunden zählen. Wir sind viel zu verschieden.»

«Es gibt», so Auger-Aliassime weiter, «den Tennisspieler Kyrgios und die Person Kyrgios. Und mit der Person will ich nichts zu tun haben.»

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