Die Skikrise schlägt auf das österreichische Gemüt

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Österreich,

Ja, Matthias Mayer hat die Hahnenkamm-Abfahrt gewonnen. Trotzdem herrscht in Ski-Österreich Krisenstimmung – jetzt wird bei der Schweiz geklaut. Ein Kommentar.

ÖSV Peter Schröcksnadel Österreich
Es ist zum Verstecken: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel erlebt eine Zeitenwende im alpinen Skiweltcup. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Österreich wird in diesem Winter wohl erstmals seit 30 Jahren nicht den Nationencup holen.
  • ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bekräftigt, dass das doch gar nicht so schlimm sei.
  • Insgeheim wurmt es den Ösi-Skiboss aber offenbar ganz gewaltig. Ein Kommentar.

Mit dem Rücktritt von Marcel Hirscher war klar, dass Ski-Österreich ein schwieriger Winter bevorsteht. Der Rücktritt des Langzeit-Dominators deckt die Schwächen im System auf – und macht die Ski-Granden dünnhäutig. Österreich hat es versäumt, sein veraltetes Weltcup-Modell neu aufzustellen, und zahlt jetzt den Preis dafür.

Geschenkt, die rot-weiss-rote Bilanz in diesem Winter ist akzeptabel. Matthias Mayer bescherte den Österreichern in der Hahnenkamm-Abfahrt einen Achtungserfolg. Der erste österreichische Streif-Sieg seit 2014 wird heuer über einiges hinwegtrösten müssen.

Wer gewinnt heuer den Nationencup?

Denn es deutet alles darauf hin, dass der prestigeträchtige Nationencup erstmals seit drei Jahrzehnten verloren geht. 299 Punkte sind es, die Österreich auf die Schweiz fehlen – schwer aufzuholen. Die Schweiz hat eine ganze Reihe von Podest- und Siegfahrern, Österreich aktuell nur eine Handvoll.

Dann klauen wir eben bei den Schweizern

Ösi-Skiboss Peter Schröcksnadel nimmt's betont gelassen, man könne dem Lieblingsrivalen ja mal einen Sieg gönnen. «Ob wir das gewinnen oder nicht, es verändert sich nichts», beutert der 78-Jährige.

Insgeheim wird's ihn aber gewaltig fuchsen, dass die rot-weiss-rote Alleinherrschaft zu Ende geht. Intern brodelt es, auch bei Schröcksnadel, der jetzt sogar öffentlich gegen Kritiker schiesst. Und der jetzt ganz offen zugibt, dass man in der Jugendarbeit Mist gebaut hat.

Junge Talente (wie hierzulande etwa Marco Odermatt oder Loïc Meillard) hielt man oft zurück, bis sie 23 oder 24 waren. Das soll sich ändern – weil man sieht, dass es bei den Schweizern funktioniert. Statt die jungen Wilden im Europacup versauern zu lassen wie bisher, sollen sie jetzt plötzlich ganz oben mitspielen dürfen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass man beim ÖSV in der Post-Hirscher-Ära bei der Schweiz abkupfert. Immerhin liess man in den Marcel-Jahren kaum eine Chance aus, den Sieg über den Erzrivalen zu bejubeln. Man hätte lieber vor der eigenen Türe schneegeschaufelt...

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