Lara Gut-Behrami am Ort der Extreme
Nach dem WM-Frust geht es für Lara Gut-Behrami im Weltcup weiter. Am Wochenende startet die 31-jährige Tessinerin in Crans-Montana, einen für sie speziellen Ort.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende ist der Frauen-Weltcup zu Gast in Crans Montana.
- Für Lara Gut-Behrami ein spezieller Ort.
«Hier habe ich schon so viel erlebt. Gute Moment, aber auch schlechte», erklärte Gut-Behrami beim Medientermin am Donnerstag. Lange hatte sie ihr Potenzial auf der Piste Mont Lachaux nur andeuten können. 2014 war sie Trainingsbeste in der Abfahrt, schied im Rennen aber aus. Zwei Jahre später überzeugte sie wiederum mit starken Trainingsleistungen, die Bedingungen liessen dann jedoch keine Rennen im Wallis zu.
So dauerte es bis 2020, ehe Gut-Behrami erstmals aufs Podest stehen konnte – dafür gleich zuoberst. Am 21. Februar gewann sie die Abfahrt und beendete damit eine Durststrecke von über zwei Jahren ohne Weltcup-Sieg. Tags darauf doppelte sie in der zweiten Abfahrt nach. Die Erfolge seien speziell, da sie so unerwartet gekommen seien, sagte sie damals. «Und unerwartete Dinge sind die schönsten.»
Im Jahr darauf sollten mit dem Sieg im Super-G und dem 2. Platz in der Abfahrt zwei weitere Klassierungen auf dem Podium hinzukommen. Dass Gut-Behrami und Crans-Montana trotzdem nicht ein Herz und eine Seele wurden, lag an ihren Aussagen unmittelbar vor den Rennen. Sie bemängelte öffentlich den Zustand der Piste und stiess damit die Organisatoren vor den Kopf – zumal sich die Walliser noch im Bewerbungsprozess für die WM 2027 befanden.
Im letzten Jahr folgten schliesslich zwei enttäuschende Auftritte: Bei der ersten Abfahrt fuhr Gut-Behrami an einem Tor vorbei und schied aus, beim zweiten musste sie sich mit dem 19. Platz begnügen. Zwischen Freude und Frust: Für Gut-Behrami ist Crans-Montana ein Ort der Extreme. Es würde daher nicht überraschen, würde sie sich nach der enttäuschenden WM bei den Heim-Rennen (Abfahrt am Samstag, Super-G am Sonntag) mit einem Podestplatz zurückmelden.
Der Super-G geniesst bei Gut-Behrami für den Rest der Saison Priorität. Sie wünscht sich ihren vierten Disziplinensieg. Nach fünf von geplanten neun Rennen liegt sie mit 30 Punkten Rückstand auf die Führende Ragnhild Mowinckel auf dem 2. Platz.
Dass sie an der WM nach 2011 und 2019 zum dritten Mal ohne Medaillengewinn geblieben ist, hat Gut-Behrami inzwischen verdaut. Auch, weil es durchaus ansehnliche Leistungen waren. In Abfahrt, Super-G und Riesenslalom klassierte sie sich in den Top-10
Doch wenn man zwei Jahre zuvor drei Medaillen gewann – zweimal sogar Weltmeisterin wurde -, dann ist es bitter, beim nächsten Mal leer auszugehen. Gerade, dass im Super-G und im Riesenslalom nur sehr wenig auf die Medaillenplätze gefehlt hatte, machte es umso bitterer.
Jedenfalls schien Gut-Behrami nach ihrem letzten Auftritt in Méribel sehr verärgert. Sie lehnte es fast überall ab, Interviews zu geben. Ein paar Tage später erklärte sie sich in einer Medienkonferenz. Sie brauche jeweils eine Weile, um die Dinge sacken zu lassen. Die WM sei für sie keine einfache gewesen.
Die Nachricht vom Tod von Elena Fanchini, Gut-Behramis langjährige Mitstreiterin und Kollegin, habe sie sehr mitgenommen. «Es war schwierig, sich aufs Ski fahren zu konzentrieren. In einem Abfahrtstraining hatte ich Tränen in den Augen und wäre fast im Netz gelandet.»
Alles in allem sei sie jedoch gut gefahren, hielt Gut-Behrami fest. «Es hat einfach in jedem Rennen das kleine Etwas gefehlt, um den Podestplatz zu holen.» Vielleicht sind in Crans-Montana die Zehntelsekunden ja wieder auf ihrer Seite.