Drama mit Videobeweis: Skicrosserin Maier holt Bronze

DPA
DPA

Deutschland,

In einem Ski-Cross-Krimi landet Daniela Maier auf Platz vier - bis die Jury das Finale überprüft. Im wilden Schneegestöber beginnen bange Minuten des Zitterns. Dann die Erlösung: Maier holt Bronze. Doch freuen kann sie sich zunächst nicht.

Skicrosserin Daniela Maier kämpft während der Flower Ceremony nach ihrem Bronze-Erfolg mit den Tränen. Foto: Angelika Warmuth/dpa
Skicrosserin Daniela Maier kämpft während der Flower Ceremony nach ihrem Bronze-Erfolg mit den Tränen. Foto: Angelika Warmuth/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Daniela Maier hockte erst enttäuscht im Schnee, lehnte dann irritiert und etwas hilflos an einer Wand - und wollte nach einem minutenlangen und nervenzehrenden Videobeweis ihre unverhoffte Bronzemedaille erst gar nicht haben.

«Meine Nerven lagen blank. Ich dachte, das war ungerecht», sagte die deutsche Skicrosserin nach dem grössten und wohl auch dramatischsten Erfolg ihrer Karriere. Erst als ihr Team sie nach der Jury-Entscheidung in die Arme schloss und mit «Du bist die beste Frau»-Gesängen feierte, kam bei der 25-Jährigen allmählich Freude auf.

Erste olympische Medaille für deutsche Skicrosserin

Maier wird diese emotionale Achterbahnfahrt wohl nie vergessen. Schliesslich hatte sie schon mit der ersten Olympia-Medaille für eine deutsche Skicrosserin abgeschlossen. Als Vierte überquerte Maier beim Olympiasieg der Schwedin Sandra Näslund hinter der Kanadierin Marielle Thompson und Fanny Smith aus der Schweiz den Zielstrich.

Doch auf der Videowand wurden im wilden Schneegestöber von Zhangjiakou zunächst nur Gold für Näslund und Silber für Thompson bestätigt. Der Rest war «Under review», die Jury zog aufgrund einer unfairen Aktion von Smith den Videobeweis heran. Minutenlang zitterte Maier bei minus 20 Grad, blickte gebannt auf die Anzeigentafel, biss auf die Fingernägel.

Dann endlich die Erlösung. Während Smith die Welt nicht mehr verstand, wusste Maier erst gar nicht, wie sie reagieren sollte. «Fanny hat durch ihr Manöver auf der Zielgeraden die Gelbe Karte bekommen. Es gibt ein relativ klares Regelheft. Wenn einer Fahrerin Absicht unterstellt werden kann und die Fahrt einer anderen deutlich verlangsamt wird, dann ist das eine Gelbe Karte», sagte der sportliche Leiter Heli Herdt in der ARD. «Es ist die Medaille. Da fragt morgen kein Mensch, wie die zustande gekommen ist.»

Jury disqualifiziert Schweizerin Fanny Smith

Verantwortlich für den Videobeweis war zwar der Deutsche Peter Krogoll. Die Entscheidung traf jedoch eine fünfköpfige Jury. Anfechtbar ist Maiers Medaille nicht mehr. Sie selbst äusserte sich zurückhaltend: «Sie hat mir schon ein bisschen den Speed genommen. Dafür haben wir eine Rennjury. Das ist Skicross pur.»

Renndirektor Klaus Waldner verteidigte die Zurückversetzung der Schweizerin. «Beim betreffenden Fall ist die Jury der Ansicht, dass Fanny Smith hätte gerade fahren können», sagte der Österreicher in der ARD. Doch Smith mache einen grossen Schritt nach links. «Dadurch hat Dani das Gleichgewicht und dadurch den ganzen Schwung verloren. Durch diese Aktion wurde das Resultat beeinflusst, da Dani ohne den Kontakt vorbeigefahren wäre.» Es sei eine harte Entscheidung, aber es solle fair sein.

Die gebürtige Furtwangerin Maier, die nach ihrem dritten Platz vor wenigen Wochen beim Weltcup im kanadischen Nakiska mit Aussenseiterchancen nach China gereist war, bescherte dem Deutschen Skiverband (DSV) die erste olympische Medaille in dieser Disziplin. «Weltklasse. So, so geil. Einfach mega», schwärmte Maier. Ihre persönliche Belohnung? «Vielleicht ein Sekt heute Abend.»

Schon im Viertel- und Halbfinale hatte die 25-Jährige kurz vor dem Aus gestanden. Vom zwischenzeitlich letzten Platz kämpfte sich Maier auf der eisigen Strecke immer wieder nach vorne. «Das war ein Krimi, sie hat es sich einfach verdient», lobte Herdt. Maiers Teamkollegin Johanna Holzmann aus Memmingen war zuvor bereits im Viertelfinale gescheitert. Für Maier heisst es jetzt erst einmal: «Realisieren und dann geniessen. Unglaublich, ich habe einfach Bronze». Und wieder flossen Tränen. Diesmal ausschliesslich aus Freude.

Kommentare

Mehr in Sport

Jannik Sinner