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Vergiftung Nawalny: Russland-Botschafter fordert Aufklärung

Deutschland sagt es deutlich: Nawalny wurde vergiftet. Nun spielt Russland den Ball allmählich zurück. Auch der russische Botschafter in der Schweiz.

Russland Alexej Nawalny
Der russische Botschafter in der Schweiz Sergei Garmonin (l.) verteidigt das Vorgehen der Regierung Putins im Fall des vergifteten Alexej Nawalny (m.). - Russische Botschaft, dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der russische Regierungskritiker Alexej Nawalny fiel am 20. August ins Koma.
  • Die deutsche Regierung sieht es als erwiesen an, dass Nawalny vergiftet wurde.
  • Der russische Botschafter in der Schweiz fordert Fakten seitens der Deutschen.

Für viele ist es glasklar: Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny wurde mit einem militärischen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Bundeskanzlerin Merkel betitelt den Vorfall als «versuchten Giftmord», ein Sprecher von Putin weist die Schuld ab.

Klar ist: Es gibt keine Beweise, dass der Kreml oder sogar Präsident Putin hinter dem Giftanschlag steckt. Doch dass staatliche Strukturen mitgewirkt haben, scheint für Beobachter unbestreitbar. Bisher kam von offiziellen russischen Stellen keine plausible Erklärung, was mit Nawalny passiert ist.

Bundeskanzlerin Merkel Alexej Nawalny
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte Russland zur umgehenden Freilassung von Alexej Nawalny auf. - dpa

Der russische Botschafter in der Schweiz Sergei Garmonin stellt sich hinter Putins Regierung. Sein Sprecher Stanislav Smirnov widerspricht auf Anfrage von Nau.ch, dass die russische Seite den Fall zu wenig kommentiere.

«Der Pressesprecher des Präsidenten hat sich mehrmals dazu geäussert.» Für eine gründliche Auseinandersetzung brauche es aber Fakten. «Die würden wir gerne von der deutschen Seite haben. Wir haben leider schon oft erlebt, wie voreilige unbegründete Vorwürfe zur Verschlechterung der Beziehungen führen», so Smirnov.

Russland Botschaft
Sergei Garmonin, der russische Botschafter für die Schweiz, wehrt sich gegen Vorwürfe der Anwohner im Diplomatenviertel in Bern. - Botschaft der russischen Föderation

Damit spielt der russische Botschafter den Ball zurück nach Deutschland, wie dies auch etwa russische Forscher tun. Darunter Leonid Rink, Mitvater des Nervengifts. «Nawalny und seine Unterstützer spielen uns etwas vor», mutmasst Rink im russischen Staatsfernsehen.

«Nawalny hat sich selbst vergiftet!»

Rink stellt infrage, dass deutsche Chemiker den Kreml-Kritiker kurzerhand mit einer Kopie des eigentlichen Nervengifts selber vergiftet haben. Dies sei überhaupt nicht abwegig, da die deutschen Spezialisten «sehr erfahren seien».

Der Wissenschaftler geht noch weiter. «Vielleicht hat Nawalny sich auch selbst vergiftet!» Auch wenn sich Rink in Sachen alternativer Nawalny-Theorien vor Eifer beinahe überschlägt, ist er sich in einer Sache ganz sicher: «Irgendwo sitzt einer und reibt sich vor Freude über eine gelungene Mission die Hände.»

Ebenfalls am Donnerstag stellte der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko giftige Vorwürfe in den Raum. Bei einem vom Fernsehen übertragenen Treffen mit dem russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin in Minsk behauptete Lukaschenkok, er habe Beweise dafür, dass der Giftanschlag vom Westen vorgetäuscht worden sei.

Lukaschenko, Putin
Wladimir Putin (l), Präsident von Russland, und Alexander Lukaschenko, Präsident von Weissrussland. - dpa

Seine Geheimdienste hätten ein entsprechendes Telefonat zwischen Berlin und Warschau abgefangen. Mit dem Anschlag solle Moskau von einem Eingreifen in Belarus abgehalten werden.

Der russische Botschafter Sergei Garmonin hingegen betont, wie wichtig die umfassende Untersuchung sei. Im Gegensatz zu Putin nennt er auch den Namen den Kreml-Kritikers: «Wir wünschen Herrn Nawalny gute Besserung.»

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