Der Porsche Taycan Turbo S: elektrisch auf der Rundstrecke
Mit dem Porsche Taycan Turbo S wollen die Stuttgarter ein Elektroauto gebaut haben, dass auch höchster Dauerbelastung trotzt. Wir haben es getestet.
Das Wichtigste in Kürze
- Neues Modelljahr-Update macht den Taycan noch schneller
- Akku und Motoren halten grösster Belastung stand
- Stromverbrauch und Ladezeit passt für normalen Trackday
Der Porsche Taycan Turbo S beschleunigt im neuen Modelljahr noch schneller. Er braucht nun nur mehr 9,6 Sekunden für den Spurt auf 200km/h. Doch im öffentlichen Verkehr ist dieser Wert wenig wert – man muss schon auf die Rennstrecke um ihn zu erfahren. Wie sich der grosse Elektro-Porsche dort schlägt haben wir ausgiebig probiert.
Die Vorstellung mit einem Elektroauto auf die Rennstrecke zu fahren war bis vor kurzem noch undenkbar. Zu gross die Belastung für die Batterie, zu viel Hitzeentwicklung in den Motoren. Dazu kam das hohe Gewicht und die entsprechend eingeschränkte Fahrdynamik.
Der erste E-Sportler, der dauerhaft auf der Rennstrecke funktionieren soll
Mit dem Porsche Taycan Turbo S hat Porsche im vergangenen Jahr mit den Vorurteilen aufgeräumt. Denn der E-Sportler aus Stuttgart soll all das möglich machen, was vorher unmöglich schien.
Auch nach 45 Minuten auf der Strecke – und dies bei sommerlichen 32 Grad – blieb die Batterie locker gekühlt. Die beiden Elektromotoren waren ebenfalls weiterhin bester Laune und in der Lage die 761PS jederzeit abzugeben. Selbst die Reichweite war kein Problem. Zwar lag der Verbrauch mit etwas über 80kWh auf 100km hoch, doch die Wegstrecke ist auf dem Rundkurs kaum ausschlaggebend.
Vielmehr ist es die Fahrzeit. Auf unserem Trackday hatten fuhren wir einen guten 45-Minuten-Stint, die Batterie lag am Ende noch deutlich über 30%-Ladestand. In der folgenden Fahrpause der nächsten Gruppe kann man an einem 150kW-Schnellader genug Energie für einen weiteren Stint nachfassen. Batterie und Elektromotoren schränken den Fahrspass auf der Strecke slso schon einmal nicht ein.
Wie fühlt sich der Porsche Taycan Turbo S auf der Rennstrecke an?
Deutlich besser als erwartet. Auch wenn das Leergewicht des Porsche Taycan Turbo S jenseits der 2,3 Tonnen liegt, es fühlt sich nicht danach an. Die Kaschierung durch den extrem tiefen Schwerpunkt und die volle Porsche-Kompetenz in Sachen Fahrwerk wirkt. Es ist sogar so, dass der Elektro-Sportler für den Einstieg ideal geeignet ist.
Denn die Dosierbarkeit ist atemberaubend. Der Porsche Taycan Turbo S reagiert so extrem feinfühlig auf jede kleinste Bewegung des Fahrpedals, da kommt kein Verbrenner mit. Dazu kommt die perfekte Balance aus Bremsabstimmung, Lenkgefühl und Fahrwerks-Trittsicherheit. Schon nach wenigen Runden wirft man den schweren E-Sportler derart schnell um den Kurs, dass man es kaum glauben kann.
Es sind am Ende dann die Reifen, die als Erste aufgeben müssen. Ihnen merkt man an, dass sie das Gewicht nicht wegdiskutieren können. Dazu kommt die Tortur der über 1000Nm, die beim Beschleunigen aus jeder Kurve am Profil reissen.
Mit Sportreifen wird der Porsche Taycan Turbo S voll rennstreckentauglich
Andererseits: wir fuhren Strassenreifen mit ebensolchem Luftdruck. Wenn man hier auf Sport-Pneus wechselt und den Druck entsprechend der Temperatur nach unten korrigiert sollte das Problem gelöst sein. Und schon steht plötzlich mit dem Porsche Taycan Turbo S ein ernstzunehmender Trackday-Sportler in der Boxengassen.
Das hätten wir so nicht gedacht, vor allem aber macht es Hoffnung auf das was kommt. Denn wenn wir jetzt vom grossen Viertürer einen kompakten Zweisitzer ableiten, wird es spannend. Eine kleine Batterie, nur noch ein Motor und schön rückt das Gewicht in die richtige Richtung. Dem lautlosen Rennstrecken-Spass der Zukunft steht dann nichts mehr im Weg.