Informationskompetenz: Der illusorische Wahrheitseffekt

Der illusorische Wahrheitseffekt hat schwerwiegende Auswirkungen. Diese nicht nur auf individueller Ebene, sondern vor allem im kollektiven Handeln und der öffentlichen Meinung. Das Verständnis darüber fördert die Informationskompetenz. Kann man ihn vermeiden, führt das zu fundierteren Entscheidungen.

Die erste Untersuchung zum illusorischen Wahrheitseffekt führten Hasher, Goldstein und Toppino 1977 durch. Sie wollten herausfinden, wie Menschen Wissen aufnehmen. Dabei vermuteten sie, dass die Wiederholung einer Aussage dazu beiträgt, dass man an die Richtigkeit dieser Aussage glaubt.

Um dies zu überprüfen wurde den Versuchspersonen an drei Messzeitpunkten jeweils Aussagen vorgegeben. Die eine Hälfte der Aussagen war wahr und die andere Hälfte falsch. Ein Drittel davon waren immer dieselben Aussagen, die restlichen von Messzeitpunkt zu Messzeitpunkt unterschiedlich. Die Versuchspersonen mussten dann auf einer 7-stufigen Skala beurteilen, für wie wahr sie die Aussagen hielten.

Die Ergebnisse zeigten, dass denjenigen Aussagen, die öfter präsentiert wurden, ein grösserer Wahrheitsgehalt zugesprochen wurde als den weniger präsentierten Aussagen. Dies zeigt, dass die Wiederholung einer Aussage dazu führt, dass diese als wahrer empfunden wird.

Der illusorische Wahrheitseffekt ist ein Schlüsselelement der Werbung und wird auf breiter Ebene eingesetzt. Werbetreibende verwenden oft dieselben Slogans in ihren Anzeigen und wiederholen sie plattformübergreifend. Selbst wenn die Behauptung falsch oder übertrieben ist, glauben die Konsumenten sie aufgrund der stetigen Wiederholung trotzdem.

In der Politik ist die Voreingenommenheit gegenüber der illusorischen Wahrheit ebenfalls ein Schlüssel zur Vermittlung von Botschaften. Politiker müssen in ihren Kampagnen lediglich die Aussagen wiederholen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist eine Behauptung von Donald Trump: Er habe bei seiner Amtseinführung die grösste Menschenmenge in der Geschichte gehabt.

Auch die individuelle Wahrnehmung ist meist stark beeinflusst durch den illusorischen Wahrheitseffekt. So zum Beispiel bei einer negativen Einstellung gegenüber einer bestimmten Gruppe oder Ethnie.

Das wiederholte Hören von negativen Stereotypen über diese Gruppe verfestigen diese Einstellungen. Oder wenn ein Freund sich ständig über seinen Job beklagt. Mit der Zeit glaubt man, dass der Job wirklich schlecht ist, auch wenn man selbst keine direkten Erfahrungen damit hat.

Um dem illusorischen Wahrheitseffekt nicht aufzusitzen, hilft Informationskompetenz. Informationen müssen auf ihre Richtigkeit überprüft werden, indem man sich auf mehrere Quellen zu stützen versucht. Dies kann dazu beitragen, Ungenauigkeiten und individuelle Wahrnehmungen und Verzerrungen in den spezifischen Informationen aufzudecken. Damit gewinnt man ein umfassenderes und genaueres Verständnis des jeweiligen Themas zu vermitteln.

Der eigenen Voreingenommenheit bewusst zu sein hilft ebenfalls, dem illusorischen Wahrheitseffekt nicht aufzusitzen. Wir müssen versuchen zu erkennen, wie unsere Voreingenommenheit unsere Wahrnehmung von Informationen beeinflusst. Kennt man die bestehenden Überzeugungen, die die Interpretation von Informationen beeinflussen, kann man Informationen kritischer betrachten.

Ganz generell ist kritisches Denken als Teil der Informationskompetenz ein hilfreiches Werkzeug. Fragen zu stellen, Quellen zu suchen und Informationen kritisch zu bewerten hilft, ein fundierteres Verständnis der Welt zu entwickeln