So befreien Sie sich von Perfektionismus
Perfektionismus blockiert uns und ist oft frustrierend. Coach und Autor Attila Albert erklärt in seinem neuen Buch, wie Sie sich davon befreien.
Das Wichtigste in Kürze
- Perfektionisten dulden keine Fehler – weder bei sich, noch bei anderen.
- Perfektionismus blockiert und führt zu Frust.
- Perfektionismus ist das Thema des neuen Buches von Coach und Autor Attila Albert.
Jede Präsentation so lange überarbeiten, bis sie zu spät fertig ist. Beim Dating jeden Kandidaten direkt ablehnen, der nicht ideal ist. In den Ferien erwarten, dass beim Hotel und Wetter nichts schiefgehen darf. «Perfektionismus verunsichert, blockiert und zieht runter», sagt Coach und Buchautor Attila Albert. «Sie bekommen am Ende nichts erledigt, ärgern sich über jeden Fehler und stressen sich völlig unnötig.»
Perfektionismus zeigt sich in überzogenen Erwartungen an sich und andere: keine Fehler machen wollen, keine bei anderen dulden. Im Berufsleben ist das am offensichtlichsten, gefolgt vom Dating (zum Beispiel unerfüllbare Anforderungen an einen möglichen Partner haben).
Aber Perfektionismus gibt es in allen Lebensbereichen. Beispiel: Selbstgemachter Sport- und Freizeitstress.
Perfektionismus ist ein Problem
Wer immer 150 Prozent erreichen will, bekommt bald gar nichts mehr erledigt und verausgabt sich völlig. Unerreichbar hohe Ansprüche führen zu ständigen Enttäuschungen, überlasten und frustrieren.
Perfektionisten wollen jeden Fehler vermeiden und werden deshalb oft sogar langsamer und umständlicher. Das stresst sie zusätzlich.
Unterschied zu Ehrgeiz
Wer ehrgeizig ist, nimmt sich in entscheidenden Situationen vor, sein Bestes zu geben. Es gelingt nicht immer, macht aber besser und motiviert.
Wer perfektionistisch ist, hält das Beste für etwas, das selbstverständlich immer erreicht werden muss. Eigentlich will er immer über dem Soll abschliessen.
Das ist unmöglich, unnötig, frustriert und demotiviert.
Die übertriebene Angst, Fehler zu machen, kritisiert, blamiert oder enttäuscht zu werden, sind die häufigsten Ursachen von Perfektionismus.
Oft ist sie das Ergebnis schwieriger Erfahrungen in Kindheit und Jugend: Dass man sich Liebe und Anerkennung erst verdienen musste und nur etwas Wert war, wenn man mehr als die anderen geleistet hat.
Das kann bis ins Erwachsenenleben nachwirken.
Es gibt auch positiven Perfektionismus
Positiven Perfektionismus gibt es in zwei Bereichen: Wenn die Risiken hoch und die Fehlertoleranzen minimal sind (z. B. beim Steuern eines Flugzeuges, Betrieb eines Kraftwerks, medizinische OPs).
Und aus Liebe zu Qualität oder Freude bei der Umsetzung (z. B. Massanfertigung, Kunsthandwerk). Bei Routine-Aufgaben im Alltag muss das Ergebnis nicht perfekt sein – gut reicht.
Sich vom Perfektionismus befreien
Erinnern Sie sich daran, dass Ihre Zeit, Geld und Energie begrenzt sind und Sie nicht nur eine Aufgabe haben. Unterscheiden Sie deshalb bei jedem Vorhaben: Wo ist Perfektion machbar und sinnvoll, wo nicht?
Im Alltag ist meist nur entscheidend, dass Sie überhaupt etwas abliefern, das seinen Zweck erfüllt – oft sogar nur für eine begrenzte Zeit.
Mit der Angst vor Kritik umgehen
Wo immer sich etwas bewegt, geschehen Fehler. Manchmal wirklich wegen Versäumnissen. Häufig aber wegen Unerfahrenheit oder dem Versuch, etwas einmal anders anzugehen.
Fehler sind damit nicht nur normal, sondern notwendig für jede positive Veränderung. Nur wer nicht ständig perfekt sein will, wird langfristig besser, klüger und stärker.
Wenn man ständig perfekt sein will
Was können Sie also tun, um den Perfektionismus loszuwerden?
Legen Sie für jede Aufgabe anhand konkreter Kriterien fest, wann das Ergebnis zwar nicht perfekt, aber bereits gut genug wäre, um seinen Zweck zu erfüllen.
Mehr delegieren, um Verantwortung zu teilen, sich zu entlasten (z. B. die Wäsche wechselnd dem Partner übertragen, auch wenn er sie nicht perfekt erledigt).
Nutzen Sie keine Aufgabenlisten (To-do-Listen), sondern Prioritätenlisten. Was dort oben steht, muss perfekt gelingen – je weiter unten, desto unwichtiger.
Erkunden Sie die schwierigen, komplizierten Seiten Ihrer Biografie, um sich selbst versöhnlicher wahrzunehmen (z. B. Lebenslauf auf zwei bis vier Seiten erzählen).
Mehr im Buch: Perfektionismus ist ein Arschloch von Attila Albert, erschienen bei Gräfe und Unzer. 192 Seiten, erhältlich für 23.90 Fr. (UVP).