Maskenpflicht im Weissen Haus - aber Trump gibt Entwarnung
Präsident Trump will das Land möglichst schnell wieder öffnen. Corona-Infektionen im Weissen Haus passen da schlecht dazu. Trump redet das Problem klein - ordnet aber neue Massnahmen an.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Weisse Haus hat wegen der jüngsten Corona-Infektionen eine Maskenpflicht eingeführt.
- Trump stellt jedoch klar: Diese gilt nicht für ihn selbst und seinen Vize Mike Pence.
- Alles weitere zur Corona-Krise in den USA finden Sie hier.
US-Präsident Donald Trump sieht die jüngsten Fälle von Corona-Infektionen im Weissen Haus nicht als Problem. Gleichzeitig ordnete er aber an, dass die Mitarbeiter der Regierungszentrale nun als Vorsichtsmassnahme Gesichtsmasken tragen müssen.
Trump selbst und Vizepräsident Mike Pence sollen von der Maskenpflicht aber ausgenommen sein. Die Regierung habe die Situation «sehr gut unter Kontrolle», sagte Trump im Weissen Haus.
Die jüngsten Infektionen seien kein Beleg dafür, dass die Sicherheitsvorkehrungen sich nicht bewährt hätten. «Das kann passieren», sagte Trump.
Masken für (fast) alle
Die neue Maskenpflicht gilt für alle öffentlichen Bereiche der Regierungszentrale, jedoch nicht für einzelne Büros, wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichteten.
Mitarbeiter des auf dem Gelände liegenden Bürogebäudes sollten Besuche im Weissen Haus soweit möglich vermeiden. Die Massnahmen soll dabei helfen, eine weitere Verbreitung des neuartigen Coronavirus im Weissen Haus zu verhindern.
Trump macht seit Tagen Druck, die Corona-Beschränkungen im ganzen Land wieder zu lockern, damit sich die Wirtschaft erholen kann. Die Infektionen im Weissen Haus zeigen jedoch, wie schwierig eine Rückkehr zu einem Normalbetrieb werden dürfte.
Trump will nicht mit gutem Beispiel vorangehen
Trump will selbst keine Maske tragen. «In meinem Fall - ich komme niemandem so nahe», sagte Trump. Es sei daher für ihn nicht nötig, eine Maske zu tragen, sagte der Präsident bei einer Pressekonferenz.
Er stand dabei auf einem Podium im Garten des Weissen Hauses in sicherer Entfernung zu Mitarbeitern und Journalisten. Auch bei einer Reise in den Bundesstaat Arizona hatte Trump jüngst auf eine Maske verzichtet.
Bereits im April, als die Gesundheitsbehörde CDC Amerikanern das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit empfahl, distanzierte sich Trump sofort davon. Er werde keine Maske tragen, es handle sich um eine freiwillige Massnahme, keine Vorschrift, sagte er.
Trump wird täglich getestet
Der US-Präsident, der Vizepräsident und Top-Mitarbeiter, die direkt mit ihnen in Kontakt kommen, werden inzwischen täglich auf das Coronavirus getestet.
Trump erklärte, jeden Tag kämen Hunderte Menschen ins Weisse Haus, bislang habe es aber nur einen Infektionsfall gegeben.
Tatsächlich wurden vergangene Woche zwei Mitarbeiter positiv getestet. Trump betonte, drei Mitglieder der Corona-Arbeitsgruppe des Weissen Hauses hätten sich wegen Kontakts zu der betroffenen Person lediglich vorsorglich in Quarantäne begeben.
Top-Gesundheitsbeamte in Quarantäne
Am Freitag war bekanntgeworden, dass die Sprecherin von US-Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller, positiv auf Corona getestet worden war.
Drei ranghohe Mitglieder der von Pence geleiteten Corona-Arbeitsgruppe des Weissen Hauses erklärten daraufhin US-Medien zufolge, dass sie sich vorsichtshalber zu Hause isolieren würden.
Es handelt sich dabei um den Immunologe und Trump-Berater Anthony Fauci, der Chef der US-Gesundheitsbehörde (CDC), Robert Redfield, und der Leiter der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA), Stephen Hahn.
Pence selbst will sich trotz der Infektion seiner Sprecherin Medienberichten zufolge nicht in Quarantäne begeben.
Trump: Deutschland und die USA sind Vorbilder
Trump verbrachte einen grossen Teil seiner Pressekonferenz damit, seine Regierung für ihren - seiner Ansicht nach - erfolgreichen Kampf gegen «den unsichtbaren Feind», das neuartige Coronavirus, zu loben.
Dabei behauptete er auch, Deutschland und die USA seien weltweit die erfolgreichsten Staaten, wenn man betrachte, wie viele Todesopfer es pro Hunderttausend Einwohner gebe. Darauf sei er am meisten stolz.
Zahlen der Universität Johns Hopkins zufolge trifft das allerdings nicht zu. Die USA haben demnach pro 100'000 Einwohner gut 24 Todesopfer zu beklagen, Deutschland neun.
Einige Staaten liegen zudem zwischen den Werten der USA und Deutschlands, zum Beispiel Kanada (13,5) und Portugal (11).
Andere Länder wie Österreich, Ungarn, Südkorea und Finnland weisen Johns Hopkins zufolge noch niedrigere Sterblichkeitsraten als Deutschland auf.
Coronavirus in USA längst nicht unter Kontrolle
Die Coronavirus-Pandemie ist in den USA in vielen Landesteilen längst nicht unter Kontrolle. Das gilt auch für die Hauptstadt Washington und die angrenzenden Bundesstaaten Maryland und Virgina.
In den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, gibt es der Johns Hopkins zufolge inzwischen 1,35 Millionen bestätigte Corona-Infektionen und 80'000 Todesfälle. Das neuartige Virus Sars-CoV-2 kann die Lungenerkrankung Covid-19 verursachen.