Sony überrascht auf der CES mit Elektroauto
Experten rechnen schon lange damit, dass ein Elektronik-Konzern ein eigenes Auto vorstellt. Meist wurde Apple als Kandidat gehandelt - doch nun gibt es stattdessen ein Elektroauto von Sony. Wie ernst es die Japaner meinen, blieb jedoch zunächst unklar.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Elektronik-Riese Sony geht überraschend unter die Autobauer.
Der japanische Konzern stellte auf der Technikmesse CES in Las Vegas (7. bis 10. Januar) den Prototypen eines Elektroautos vor, schwieg allerdings zu Produktionsplänen.
Kurz zuvor kündigte der japanische Autobauer Toyota den Bau einer eigenen kleinen Retortenstadt zum Testen von Zukunftstechnik wie Roboterwagen an - und der koreanische Konkurrent Hyundai präsentierte den Prototypen eines Lufttaxis.
Sony stellt Zukunftsmodell Vision-S vor
Sonys Konzeptauto blieb aber die grösste Überraschung zum CES-Auftakt. Der Prototyp namens Vision-S solle demonstrieren, welche Möglichkeiten in den technischen Entwicklungen aus dem Hause Sony steckten, sagte Konzernchef Kenichiro Yoshida. Dazu zählen Software, Sensoren und Sicherheitstechnik ebenso wie ein komplettes Entertainmentsystem. «Dieser Prototyp verkörpert unseren Beitrag zur Zukunft der Mobilität», sagte Yoshida.
Seinen Angaben zufolge hat Sony den Wagen zusammen mit einer ganzen Reihe von Partnern entwickelt - allen voran Magna Steyr aus Österreich, aber auch den drei grossen deutschen Zulieferern Bosch, Continental und ZF. Die eigens neu entwickelte Elektro-Plattform sei geeignet, auch andere Fahrzeugtypen wie etwa SUVs anzutreiben. Sony selbst ist unter anderem stark bei Kamerasensoren, die zum Beispiel in vielen Smartphones zum Einsatz kommen. Im Innenraum des Vision-S fällt ein langes Display auf, das fast von Tür zu Tür reicht.
Experten hatten schon lange damit gerechnet, dass mit dem Vormarsch von Elektrofahrzeugen auch Elektronik-Konzerne in das Autogeschäft einsteigen. Das wurde aber allem von Apple erwartet - der iPhone-Konzern stutzte aber sein jahrelanges Entwicklungsprogramm und konzentriert sich aktuell auf Roboterwagen-Technologie.
Toyota baut Stadt der Zukunft
Trotz des Sony-Paukenschlags blieb die ambitionierteste Ankündigung des CES-Starts der Plan von Toyota, eine experimentelle Stadt der Zukunft zu bauen, um Technologien wie das autonome Fahren verstärkt in realen Umgebungen zu testen. Dafür soll das Gelände einer stillgelegten Fabrik des Autobauers in der Nähe des Bergs Fuji umgebaut werden, wie Firmenchef Akio Toyoda ankündigte. In der kompakten «Woven City» («Verflochtene Stadt») sollten zunächst rund 2000 Menschen leben - unter anderem Toyota-Mitarbeiter mit ihren Familien, Ruheständler und Forscher. Die Grundsteinlegung sei für kommendes Jahr geplant.
Das Gelände hat den Angaben zufolge eine Fläche von gut 70 Hektar. Als Stadtplaner wurde der dänische Star-Architekt Bjarke Ingels engagiert. Ein grosser Teil der Infrastruktur - zum Beispiel Brennstoffzellen-Anlagen für die Energiegewinnung - werde unter die Erde verlegt.
Eine zentrale Rolle in dem Konzept spielen Toyotas autonome Mehrzweckfahrzeuge, die zum Transport von Menschen, aber auch als mobile Geschäfte oder Büros eingesetzt werden können. Die kastenförmigen Wagen mit dem Namen e-Palette hatte der Konzern vor zwei Jahren in Las Vegas vorgestellt. Am Montag (6. Januar) präsentierte der südkoreanische Konkurrent Hyundai ein ähnliches Konzept.
Für ihn sei der Aufbau einer Zukunftsstadt ein Lebenstraum, sagte der 63 Jahre alte Konzernchef Toyoda. Er sehe ein, dass es Skeptiker geben werde: «Hat dieser Mann den Verstand verloren? Hält er sich für eine Art japanischen Willy Wonka?», scherzte Toyoda in Anspielung auf die Figur aus «Charlie und die Schokoladenfabrik». Er sei aber überzeugt, dass alle von dem Plan profitieren würden, weil man das Zusammenspiel verschiedener Technologien an einem Ort erforschen könne.
Toyota ist nicht der erste Technologie-Konzern, der den Aufbau einer Stadt-Infrastruktur versucht. Google kündigte bereits 2017 ein ähnliches Projekt in der kanadischen Metropole Toronto an, allerdings nur auf einer Fläche von knapp fünf Hektar.
Zum Auftakt der wurde auch deutlich, wie Pläne für die Roboterwagen-Zukunft immer konkretere Gestalt annehmen. Das zeigt sich auch daran, dass neue Player in die Branche drängen. So kündigte der Chip-Konzern Qualcomm den Einstieg ins Geschäft mit Computern für automatisiertes Fahren und Robotaxis an. Erste Fahrzeuge mit Qualcomm-Systemen sollen zum Jahr 2023 auf die Strasse kommen. Der chinesische Drohnen-Spezialist DJI will den Markt für Laserradare, mit denen Roboterwagen ihre Umgebung abtasten, mit deutlich günstigeren Geräten als bisher aufmischen.