WHO-Geldstopp von Donald Trump schadet Corona-Bekämpfung weltweit
Donald Trump hat inmitten der Corona-Krise entschieden, die WHO-Beitragszahlungen der USA zu stoppen. Selbst bei WHO-Kritikern stösst dies auf Unverständnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA stoppen ihre Beitragszahlungen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
- Diese habe gemäss Donald Trump ihren Job beim Ausbruch des Coronavirus nicht gemacht.
- Eine USA-Expertin erklärt, was dieser Zahlungsstopp bedeutet.
Donald Trump sorgt in der Corona-Krise weiter für Schlagzeilen. Am Dienstag kündigte er an, dass die US-Regierung ihre Beitragszahlungen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einstelle. Die USA würden überprüfen, welche Rolle die WHO bei der «schlechten Handhabung und Verschleierung der Ausbreitung des Coronavirus» gespielt habe.
Trump wirft der Organisation vor, «viele falsche Informationen» zu den Übertragungswegen und der Sterblichkeit durch das Coronavirus verbreitet zu haben. Der US-Präsident macht die WHO indirekt für den Tod tausender Menschen verantwortlich.
Hätte die WHO anders gehandelt, hätte zudem ein «weltweiter wirtschaftlicher Schaden verhindert» werden können, sagte er weiter. Die WHO habe stattdessen jedoch die «Aktionen der chinesischen Regierung verteidigt».
Donald Trump greift WHO-Status in finanziell kritischem Moment an
«Die USA sind der wichtigste Beitragszahler mit 400 Millionen US-Dollar pro Jahr. Dies bei einem WHO-Jahresbudget von 4,8 Milliarden», erklärt Claudia Franziska Brühwiler, Amerika-Expertin der Universität St. Gallen. Die WHO werde nicht nur finanziell in einem kritischen Moment geschwächt, sondern auch ihr Status werde angegriffen.
«Trumps Entscheid reiht sich ein in seine anderen Angriffe gegen die Vereinten Nationen, wie dem Austritt aus dem Menschenrechtsrat.» Der US-Präsident sei natürlich nicht der Einzige, der Schwächen in der WHO-Strategie sehe, glaubt Brühwiler.
Aber: «Selbst unter anderen WHO-Kritikern stösst sein drastischer Schritt auf Unverständnis. Zumal internationale Zusammenarbeit als Schlüssel zur wirksamen Eindämmung der Pandemie unabdingbar ist.»
Das Verhalten Trumps sei grundsätzlich von der bei ihm üblichen Widersprüchlichkeit geprägt. Und einem Unwillen, sich wissenschaftlichen Rat zu holen und dementsprechend zu handeln.
«Noch am 24. Februar meinte Trump, das Virus sein in den USA unter Kontrolle. Obschon er genügend Warnungen erhalten hatte, nicht nur seine Worte vorsichtiger zu wählen, sondern auch einen umsichtigeren Kurs einzuschlagen.»
«Trump macht den Anschein eines Getriebenen, der einen Sündenbock sucht»
Die USA galten eigentlich als eines der Länder, das am besten für einen Kampf gegen eine Pandemie gewappnet wäre. «Doch dies bedingt, dass man die Ressourcen richtig nutzt», meint Brühwiler. «Nun macht Donald Trump den Anschein eines Getriebenen, der einen Sündenbock sucht.» Gemäss einer YouGov-Umfrage glauben mehr als die Hälfte der Amerikaner, der Präsident habe zu langsam auf die Pandemie reagiert.
Könnte seine Wiederwahl in diesem Jahr also am Corona-Management scheitern?
«Die Antwort darauf hängt davon ab, inwiefern die republikanischen Wähler die Entwicklung der Krise tatsächlich Trump anlasten werden.» Noch seien ihm diese auch unter den aktuellen Umständen wohlgesinnt.
Es sei aber möglich, dass die Stimmung bald kippe. «Zuerst müssen wir aber sehen, wie die Organisation der Wahlen vonstattengehen kann», schliesst Brühwiler ab.