Aus Angst vor Affenpocken: Angriffe auf Affen in Brasilien

Der jüngste Ausbruch hat nichts mit Affen zu tun, dennoch werden in Brasilien aus Angst vor dem Virus erste Tiere mit Steinen und Gift attackiert.

Vom Aussterben bedrohte Goldene Löwenäffchen halten sich an Bäumen in der Waldregion Silva Jardim. Aus Angst vor Affenpocken haben die Angriffe auf Affen in Brasilien zugenommen. - Silvia Izquierdo/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Zuletzt sind immer mehr Affenpocken-Fälle aufgetaucht.
  • Der jüngste Ausbruch hat jedoch nichts mit den Tieren zu tun.
  • Dennoch wurden in Brasilien erste Affen Opfer von Attacken.

Seit die einst obskuren Affenpocken sich in der Welt ausbreiten, warnen Experten wegen des Namens. Krankheitsnamen sollen nichts und niemanden stigmatisieren. Jetzt werden aber die ersten Affen Opfer.

Als das neuartige Coronavirus von Wuhan in China aus Anfang 2020 in der Welt ausbreitete, wurden vielerorts Menschen ausgegrenzt, die für Chinesen gehalten wurden. Wegen der Schweinegrippe 2009 wurden in vielen Ländern Millionen Schweine geschlachtet, und wegen der Affenpocken sind jetzt in Brasilien die ersten Affen mit Steinen und Gift attackiert worden – alles irrationale Reaktionen in der irrigen Annahme, man könne sich dadurch vor einer neuen Gefahr schützen.

Die WHO macht seit Wochen Druck, dass der Name Affenpocken geändert wird. Aber sind so einprägsame Bezeichnungen nicht besser als Buchstaben- und Zahlenkombinationen wie H1N1 für Schweinegrippe oder Sars-CoV-2 für das Coronavirus? «Was einfach ist, ist ja nicht notwendigerweise geboten», sagt Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel der Deutschen Presse-Agentur.

Natürliche Wirte sind Nagetiere – keine Affen

Er unterzeichnete im Juni einen Aufruf, neutrale Namen für Affenpocken-Untergruppen zu finden und nicht von «Westafrika»- oder «Kongobecken»-Gruppen zu reden. Damit werde der falsche Eindruck erweckt, die jüngsten Ausbrüche überwiegend in Europa, den USA und Brasilien hätten etwas mit Afrika zu tun, heisst es darin. Das sei diskriminierend und stigmatisierend. Die mehr als zwei Dutzend Viirologinnen und Virologen kritisierten, dass dazu auch noch oft mit Fotos afrikanischer Patienten gestellt werden würden.

Affenpockenviren unter Mikroskop - Centers for Disease Control and Prevention/AFP/Archiv

Das Affenpockenvirus heisst so, weil es in den 1950er Jahren in Dänemark erstmals in Affen nachgewiesen wurde. Es hätte auch dänisches Virus heissen können, wie das Marburg-Virus, das so heisst, weil es in den 1960er Jahren der hessischen Stadt identifiziert wurde. Bei den Affenpocken ist heute klar, dass sich zwar Affen - wie Menschen - infizieren können. Natürliche Wirte sind aber Nagetiere. Bei der jüngsten Ausbreitung wird das Virus durch engen Körperkontakt zwischen Menschen übertragen und hat mit Affen nichts zu tun.