Banden zahlen Teenies 20'000 Euro für Mord
In Köln, Solingen und anderswo führen Teenager gefährliche Taten aus. Dahinter steckt laut Europol ein perfides System der Anwerbung durch Banden.

Das Wichtigste in Kürze
- In den Niederlanden wurde ein 18-jähriger Tatverdächtiger festgenommen.
- Er soll einen Brandanschlag auf ein Modelabel in Köln verübt haben.
- Junge Täter werden über Messenger-Dienste für gefährliche Aufträge angeworben.
Die Kölner Polizei hat sechs Monate nach einem Brandanschlag auf das Modelabel LFDY einen Tatverdächtigen in den Niederlanden aufgespürt.
Der 18-jährige Elam G. soll am 18. September 2024 Schaufensterscheiben eingeschlagen und einen Brandsatz gezündet haben. Danach floh er über Düsseldorf nach Holland, wie «Focus» berichtet.
Überwachungskameras und Funkzellendaten führten die Ermittler zu ihm. Ein europäischer Haftbefehl wurde erlassen.
Tatverdächtiger Teil eines grösseren Drogenkriegs
Elam G. sitzt bereits wegen eines Raubüberfalls in den Niederlanden in Haft. In der Wohnung seiner Mutter fanden Ermittler seine mutmassliche Tatkleidung.
Laut Staatsanwaltschaft wurde Elam G. über Messenger-Dienste für den Anschlag angeheuert. Das Motiv soll Einschüchterung im Zusammenhang mit Geldforderungen an das Umfeld des Ladenbetreibers gewesen sein.
Die Ermittler vermuten, dass der Anschlag Teil eines Drogenkriegs in Köln ist. Es geht um 350 Kilogramm gestohlenes Cannabis.
Kriminelle Gruppen beauftragen gezielt junge Niederländer für gefährliche Aufträge wie Brandanschläge oder Geiselnahmen – sogenannte «Crime as a service». Diese Täter kennen meist weder die Hintergründe noch die Auftraggeber.
Junge Täter, gefährliche Aufträge
Ein weiterer Fall: Ein 17-jähriger Niederländer verübte im Juni 2024 einen Brandanschlag in Solingen, bei dem er sich tödlich verletzte.
Solche Jugendlichen werden laut Europol oft von der «Mocro-Mafia» rekrutiert. Sie stammen meist aus sozialen Brennpunkten in den Niederlanden und führen Aufträge wie Erpressung, Drogenhandel oder sogar Auftragsmorde aus. Oft ohne zu wissen, für wen sie arbeiten.
Laut Europol erfolgt die Anwerbung meist über Telegram. Dort werden Taten als «Missionen» oder «Spiele» dargestellt, um die Hemmschwelle zu senken («Gamification»).
In Köln wurde sogar ein 15-Jähriger als Bombenleger identifiziert. Er stellte sich im Februar 2025 der Polizei. Der Jugendliche gestand zwar die Tat, verweigerte aber weitere Angaben.
Aufgrund seines Alters kam er nicht in Untersuchungshaft, muss sich aber regelmässig bei der Polizei melden.