Britische Regierung hält an umstrittenem Binnenmarktgesetz fest

Die britische Regierung hält an einem umstrittenen Binnenmarktgesetz fest. Dies könnte nun zu harten Zöllen und weiteren Wirtschaftshürden führen.

Am 31. Dezember 2020 wurde der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs (Brexit) vollzogen. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die britische Regierung hält an einem umstrittenen Gesetz fest.
  • Das Binnenmarktgesetz könnte zu Wirtschaftshürden führen.
  • Ein Gespräch zwischen Ursula von der Leyen und Boris Johnson brachte keine Lösung.

Die britische Regierung will trotz der stockenden Handelspakt-Verhandlungen mit der EU an einem umstrittenen Gesetz festhalten, mit dem Teile des bereits gültigen Brexit-Austrittsabkommens ausgehebelt würden. Das bestätige Umwelt- und Agrarminister George Eustice am Sonntag in einem «Sky News»-Interview.

Die umstrittenen Klauseln waren vom britischen Oberhaus entfernt worden, das Unterhaus soll sie nach dem Willen der Regierung am Montag jedoch wieder einfügen. «Diese Klauseln sind sehr wichtig - besonders wenn wir die EU ohne ein Abkommen verlassen», sagte Eustice.

Klauseln verstossen gegen Brexit-Deal

Das sogenannte Binnenmarktgesetz soll den Warenverkehr innerhalb Grossbritanniens nach der Brexit-Übergangsphase sichern, die zum Jahresende ausläuft.

Der britische Premierminister Boris Johnson. - Keystone

Allerdings verstossen einige Klauseln gegen den mühsam ausgehandelten und schon geltenden Brexit-Deal - und damit gegen internationales Recht. Betroffen ist das Nordirland-Protokoll, das eine offene Grenze zwischen dem britischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland garantieren soll.

Die EU ist empört über den geplanten Vertragsbruch - ein Festhalten an den umstrittenen Plänen dürfte für weiteren Zündstoff zwischen beiden Seiten sorgen.

Es drohen Handelshürden für Grossbritannien

Trotzdem sollen die Unterhändler Grossbritanniens und der EU, David Frost und Michel Barnier, in Brüssel ein letztes Mal versuchen, sich auf einen Handelspakt zu einigen.

Ein Telefonat auf höchster Ebene zwischen EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und dem britischen Premierminister Boris Johnson am Samstagabend brachte keinen Durchbruch. Nach weiteren Gesprächen der Unterhändler am Sonntag und Montag wollen die Chefs am Montagabend erneut Bilanz ziehen.

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. (Archivbild) - dpa

Sollten die Gespräche scheitern, drohen zum Jahreswechsel Zölle und andere Handelshürden zwischen Grossbritannien und der EU. Denn dann läuft die Brexit-Übergangsfrist aus, während der trotz des britischen EU-Austritts am 31. Januar alles beim Alten geblieben war. Die Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanals rechnet für den Fall eines No-Deal-Brexits mit starken Verwerfungen.