Coronavirus: Italienischer Chefarzt soll 2 Patienten getötet haben

Der Chefarzt des norditalienischen Montichiari-Spitals steht vor Gericht. Er soll zwei mit dem Coronavirus infizierte Patienten vorsätzlich getötet haben.

Ein Patient mit Coronavirus liegt auf einer italienischen Intensivstation. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Chefarzt des Montichiari-Spitals in Italien steht vor Gericht.
  • Der 47-Jährige soll zwei Corona-Patienten getötet haben, um Platz zu schaffen.
  • Die Opfer waren 61- und 80-jährig.

Die schockierenden Bilder aus Italien gingen im Frühling 2020 um die Welt. Als eines der ersten Länder Europas traf die Pandemie des Coronavirus das Land mit voller Wucht. Gerade im Hotspot Norditalien half die Armee beim Transport der Leichen.

Mittendrin in der Tragödie, die Spitäler tagtäglich erleben mussten: Chefarzt Carlo Mosca. Der 47-Jährige arbeitet in der norditalienischen Provinz Brescia im Montichiari-Spital und wurde am Montag verhaftet. Nun steht er vor Gericht. Die Vorwürfe sind happig: Mosca soll zwei mit dem Coronavirus infizierte Patienten vorsätzlich getötet haben.

Der italienische Chefarzt Carlo Mosca steht wegen des Verdachts des doppelten Mordes vor Gericht. - Screenshot Twitter

Wie diverse italienische Zeitungen berichten, wurde Mosca suspendiert und unter Hausarrest gestellt. Der Chefarzt ist zugleich Leiter der Notaufnahme und soll den zwei verstorbenen Patienten tödliche Medikamente verabreicht haben. Gemäss der Staatsanwaltschaft würden auch drei weitere verstorbene Patienten untersucht.

Krankenpfleger wurden in mutmassliches Tötungsdelikt reingezogen

Die Beschwerde einer Krankenschwester des Spitals, die die Untersuchung ausgelöst hatte, hat es in sich. Demnach soll der Chefarzt gesagt haben, er sei bereit, Patienten zu töten, damit ein paar Betten frei würden.

Mosca soll den verstorbenen Patienten (†61 und †80) Propofol und Sucinylcholin verabreicht haben, zwei Medikamente mit anästhetischer und neuromuskulärer Blockierungswirkung. Normalerweise werden die Medikamente unmittelbar vor der Sedierung und Intubation eingesetzt. Die Patienten wurden aber weder sediert noch intubiert.

Die mutmasslich getöteten Corona-Patienten wurden im Montichiari-Spital in Norditalien behandelt. - Google Maps

Die mutmasslichen Straftaten haben sich im März 2020 ereignet. Gegenstand der Ermittlungen ist ein Chat zwischen zwei Krankenpflegern. Wie diverse italienische Medien daraus zitieren, stand darin etwa: «Hat er auch euch darum gebeten, ihnen die Medikamente zu verabreichen, ohne sie zu intubieren? Ich mache dabei nicht mit, die umzubringen, nur weil er die Betten freibekommen will.»

Krankenakte von Patienten mit Coronavirus manipuliert

Im Rahmen der Ermittlungen haben Experten zahlreiche Krankenakten vom vergangenen März untersucht. In mehreren Fällen soll sich der Zustand der Corona-Patienten vor ihrem Tod auf unerklärliche Weise schlagartig verschlechtert haben. Hinzu kommt: Die Abgabe der betäubenden Medikamente wurde bei den verstorbenen Patienten nicht in der Krankenakte vermerkt. Somit wird der Chefarzt auch der Urkundenfälschung beschuldigt.

Die Untersuchungsrichterin hat gemäss den Medienberichten in der Verordnung von «vollem Bewusstsein» und «Bereitschaft zum Töten» geschrieben. Mosca wollte dem Vorwurf nach nicht nur freie Betten schaffen. Sondern auch «menschliche, physische und emotionale Ressourcen» von Ärzten oder Krankenschwestern freigeben.

Der Chefarzt selber bestreitet die Vorwürfe und spricht von «unbegründeten Anschuldigungen».