Rücktritt von Kardinal Barbarin durch Papst abgelehnt
Nach Vorwürfen an den obersten katholischen Würdenträger Frankreichs Kardinal Barbarin lehnt der Papst dessen Rücktritt ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Papst leht den Rücktritt des Kardinals Philippe Barbarin ab.
- Dieser wurde wegen Vertuschung eines Missbrauchfalls verurteilt.
- Die Missbrauchsopfer sind empört über die Aussage des Papstes.
Ein französisches Gericht hat den obersten katholischen Würdenträger Frankreichs wegen Vertuschung von Kindesmissbrauch verurteilt. Papst Franziskus lehnt nun den Rücktritt des Erzbischofs von Lyon, Kardinal Barbarin, ab. Der Heilige Vater akzeptiere das Rücktrittsangebot Barbarins nicht, teilte der Vatikan am Dienstag mit.
Der 68-jährige Kardinal war vor knapp zwei Wochen von einem Gericht in Lyon verurteilt worden. Er soll den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch einen Priester verschwiegen hatte. Das Gericht verurteilte ihn deshalb zu sechs Monaten Haft auf Bewährung.
Kardinal Barbarin gibt Amt als Erzbischof vorerst ab
Der Vatikan erklärte, Papst Franziskus überlasse es dem Kardinal selbst, «die angemessenste Entscheidung für seine Diözese zu fällen». Barbarin kündigte an, er werde sein Amt als Erzbischof von Lyon nun zunächst ruhen lassen. Die Geschäfte soll Generalvikar Yves Baumgarten übernehmen.
Missbrauchsopfer empört
Vertreter der Missbrauchsopfer nannten die Entscheidung des Papstes «schockierend» und «unglaublich». Der Mitgründer des Opferverbandes La Parole libérée (das freie Wort), François Devaux, sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP empört. «Das ist ein Fehler zu viel.» Der Papst werde «die Kirche töten», wenn er verurteilte Würdenträger weiter in Schutz nehme.
Die katholische Bischofskonferenz Frankreichs äusserte sich «erstaunt» und nannte die Entscheidung des Papstes «beispiellos». Franziskus versuche damit, zwei Dinge zu vereinen, erklärte der Vorsitzende Georges Pontier. Den Respekt für die Justiz und die Sorge um das Wohlwollen der Erzdiözese Lyon.
Die Missbrauchsopfer machten die Taten des Kardinals in dem Prozess geltend. Kardinal Barbarin habe jahrelang den Priester Bernard Preynat gedeckt, der sexuelle Übergriffe auf Jungen gestanden hat. Preynat soll die Pfadfinder vor allem in den 80er Jahren missbraucht haben. Dem Priester steht ein eigenes Verfahren noch bevor, ein Teil der Vorwürfe dürfte aber verjährt sein.