Coronavirus: Fast alle Bundesländer schliessen die Schulen

Zahlreiche Staaten schliessen ihre Grenzen für Ausländer. Auch Deutschland reagiert immer drastischer auf die Corona-Krise. Millionen Eltern sind mit einer völlig neuen Situation konfrontiert.

Geschlossen: Ein leeres Klassenzimmer im Carolus-Magnus-Gymnasium im Landkreis Heinsberg (NRW), der besonders stark vom Coronavirus getroffen wurde. Foto: Jonas Güttler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Millionen Menschen müssen sich nach diesem Wochenende um die Betreuung von Kita- und Schulkindern kümmern.

Aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus schliessen die meisten Bundesländer Schulen und Kitas.

Deutschlands Nachbarländer Tschechien, Polen und Dänemark riegeln wegen der Coronavirus-Gefahr fast vollständig oder ganz ihre Grenze für alle Ausländer ab. Die Bundesliga unterbrach ihren Spielbetrieb. Die Bundesregierung sagte Unternehmen umfassende Finanzhilfen zu.

Europa ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt weltweit die am schwersten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Region der Welt. In Europa würden mehr Infektionen und Todesfälle gemeldet als in allen anderen Ländern ausserhalb Chinas zusammen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. «Europa ist jetzt zum Epizentrum der Covid-19-Pandemie geworden», sagte er. «Es werden jeden Tag mehr Fälle gemeldet als auf der Höhe der Epidemie in China.»

Bis Freitagnachmittag kündigten 14 Bundesländer flächendeckende Schulschliessungen an: Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, das Saarland, Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen.

Die meisten Länder wollen die Schulen und Kitas bis zum Ende der Osterferien geschlossen halten, also bis Mitte oder Ende April. Sachsen will am Montag zunächst die Schulpflicht aussetzen, Lehrer, Schüler und Eltern sollen auf diese Weise Zeit bekommen, sich auf Schulschliessungen vorzubereiten. Den genauen Zeitpunkt will die Landesregierung kommende Woche festlegen. In Mecklenburg-Vorpommern wolte das Kabinett am Samstag entscheiden, ob flächendeckende Schliessungen notwendig sind.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hält nichts von flächendeckenden Schulschliessungen. Im rbb-«Inforadio» sagte er am Freitag: «Flächendeckende Schulschliessungen machen in meinen Augen überhaupt keinen Sinn, weil die Folgeprobleme bei Familie, bei Krankenhäusern und bei allen anderen einfach viel grösser sind.» Schulschliessungen in Regionen mit besonders vielen Infektionen seien aber sinnvoll.

Mehrere Bundesländer haben Besuche in Altenheimen untersagt oder zeitlich beschränkt. Dazu zählen etwa Bayern, Baden-Württemberg, NRW und Hessen. Einzelne Heime haben jedoch auch eigene Regulierungen. Menschen, die aus Risikogebieten zurückkehrten, wird ein Besuch vierlerorts untersagt.

US-Präsident Donald Trump rief wegen der Ausbreitung des Coronavirus in den USA einen nationalen Notstand aus. Mit der Massnahme würden weitere Bundesmittel in Höhe von bis zu 50 Milliarden Dollar zur Bekämpfung des Coronavirus freigesetzt, sagte Trump. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde CDC wurden in den USA mehr als 1600 Infektionen und mehr als 40 Todesfälle registriert.

Der Zentralrat der Muslime (ZMD) appellierte an die Moscheegemeinden in Deutschland, wegen des Coronavirus die Freitagsgebete auszusetzen. Die Bundeswehr begann eine erste Amtshilfe für das zivile Gesundheitswesen und unterstützt eine Fieberambulanz in Koblenz.

In Deutschland sind neben nun acht Todesfällen bislang mehr als 3200 Infektionen mit dem neuen Coronavirus bekannt. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die gemeldeten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Die Todesopfer in Deutschland waren zwischen 67 bis 89 Jahre alt. Zudem starb ein 60-jähriger Deutscher in Ägypten.

Die österreichische Regierung schloss im Kampf gegen das Coronavirus für zunächst eine Woche viele Geschäfte und stellt zudem Gebiete in Tirol unter Quarantäne. Ausländische Gäste dürften aber noch ausreisen, sagte Innenminister Karl Nehammer. In Paris schloss der Louvre seiner Pforten.

Die Bundesregierung will Unternehmen mit unbegrenzten Kreditprogrammen helfen. Über einen drastisch erhöhten Garantierahmen bei der Staatsbank KfW könne eine halbe Billion Euro zur Verfügung gestellt werden, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die Regierung stelle der KfW zunächst 20 Milliarden Euro zur Verfügung. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte: «Es gibt keine Grenze nach oben bei der Kreditsumme, die die KfW vergeben kann.»

Die Ankündigung umfangreicher Staatshilfen im Kampf gegen die Folgen der Coronavirus-Krise stützte den deutschen Aktienmarkt am Freitag. Der Dax stieg zunächst wieder dicht an die Marke von 10.000 Punkten.

Die Wirtschaft in der Europäischen Union wird nach Einschätzung der EU-Kommission wegen der Coronavirus-Krise dieses Jahr schrumpfen. Ursprünglich war mit 1,4 Prozent Wachstum für 2020 gerechnet worden - nun werde das Wachstum «unter Null fallen, womöglich sogar erheblich», sagte ein hoher Kommissionsbeamter in Brüssel.

Viele Beschäftigte Deutschlands sollen in der Coronakrise durch öffentlich finanziertes Kurzarbeitergeld vor Arbeitslosigkeit geschützt werden. Der Bundestag beschloss am Freitag in einem beispiellosen Schnellverfahren einstimmig einen Gesetzentwurf für erleichtertes Kurzarbeitergeld. Nach der Verabschiedung im Bundestag passierte er am Freitag auch den Bundesrat.

Die Fussball-Bundesliga unterbrach den Spielbetrieb und wird an diesem Wochenende nicht spielen. «Hintergrund ist unter anderem, dass sich im Lauf des Tages der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus im Umfeld mehrerer Clubs und von deren Mannschaften ergeben hat und weitere Infektionen nicht auszuschliessen sind», schrieb die DFL. Auch die Europäische Fussball-Union setzte den Spielbetrieb in der Champions League und in der Europa League aus.