Sieben Länder wollen Griechenland minderjährige Flüchtlinge abnehmen
Sieben EU-Länder haben sich dazu entschieden insgesamt 1600 Flüchtlinge aus Griechenlands Lager aufzunehmen. Aktuell leben über 43'500 Flüchtlinge in den Lager.
Das Wichtigste in Kürze
- Sieben EU-Staaten haben sich dazu entschieden insgesamt 1600 Flüchtlinge aufzunehmen.
- Die meisten der aufgenommenen Flüchtlinge dürften unbegleitete minderjährige werden.
- Momentan sollen über 42'500 Migranten auf Lesbos leben.
Zur Entlastung der griechischen Flüchtlingslager wollen sieben EU-Staaten Griechenland insgesamt 1600 unbegleitete minderjährige Migranten und andere Flüchtlinge abnehmen. «Das ist ein guter Start», sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am Donnerstag bei einem Besuch in Athen. Neben Deutschland gehören Frankreich, Irland, Finnland, Portugal, Luxemburg und Kroatien zu der sogenannten Koalition der Willigen.
Johansson soll im Auftrag von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Hilfe für Kinder und Jugendliche in den Flüchtlingslagern vorantreiben. Von der Leyen selbst hatte ihre Reise nach Athen wegen der sich verschärfenden Coronavirus-Lage kurzfristig abgesagt.
Aktuell leben nach Angaben des griechischen Bürgerschutzministeriums mehr als 42'500 Migranten auf Lesbos, Samos, Kos, Leros und Chios. Dabei liegt die Kapazität eigentlich bei rund 6000 Plätzen. Nach Angaben der EU-Kommission sind rund 5500 von ihnen unbegleitete Minderjährige. Neun von zehn seien 14 Jahre alt oder älter, hiess es unter Berufung auf griechische Behörden.
Frankreich möchte Familien aufnehmen
Welche Menschen genau zu den 1600 gehören, die auf andere Staaten verteilt werden sollen, liess Johansson am Donnerstag offen. Sie sprach von unbegleiteten Minderjährigen, Kindern und anderen gefährdeten Gruppen. Frankreich soll dem Vernehmen nach vor allem Familien mit kleinen Kindern aufnehmen wollen.
Weitere Hilfe für Kinder und Jugendliche in den griechischen Flüchtlingslagern solle im Mai mobilisiert werden, sagte Johansson. Zudem kündigte die Schwedin ein Programm zur freiwilligen Rückführung von Migranten in ihre Heimat an.
Einen Monat lang könnten sich bis zu 5000 Migranten melden, die vor dem 1. Januar in die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln gekommen seien. Im Gegenzug erhielten sie 2000 Euro.
Mitarakis fordert gleiche Entlastung
Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis forderte erneut die schnelle, gerechte Verteilung der Lasten in der Flüchtlingskrise. «Bisher ist die Situation unausgeglichen - die griechischen Inseln tragen das ganze Gewicht der Krise», sagte er. Auch müsse der Druck seitens der Türkei beendet werden.
Mitarakis beantwortete Fragen bezüglich der Sicherung der Festlandgrenze im Nordosten und Vorwürfen, Griechenland verstosse gegen internationales Asylrecht: «Für uns ist klar, dass wir einen nationalen Notfall haben. Und dass es für Europa und Griechenland von entscheidender Bedeutung ist, unsere gemeinsamen Grenzen zu schützen.» Man tue dies unter vollständiger Einhaltung von internationalem und nationalem Recht.