Ukraine Krieg: CIA warnte vor Anschlag auf Nord-Stream-Pipelines
Wurden die Nord-Stream-Pipelines sabotiert? Die CIA warnte die deutsche Regierung laut einem Bericht schon seit dem Sommer vor möglichen Anschlägen.
Das Wichtigste in Kürze
- In den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 hat es einen Druckabfall gegeben.
- Kaum jemand geht mittlerweile noch davon aus, dass es sich um einen Zufall handelt.
- Die deutsche Regierung soll schon vor einiger Zeit vor Anschlägen gewarnt geworden sein.
Nach der Beschädigung der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 unter der Ostsee wird weiter nach der Ursache gesucht. Mittlerweile glaubt aber kaum jemand mehr, dass es sich bei den Schäden um einen Zufall handelt – Sabotage wird nicht ausgeschlossen. Ein Indiz dafür: Mächtige Unterwasser-Explosionen, die am Montag von Messstationen auf schwedischem und dänischem Hoheitsgebiet registriert wurden.
Björn Lund, Professor für Seismologie beim schwedischen nationalen seismischen Netzwerk, sprach am Dienstag gegenüber dem schwedischen Sender SVT von zwei Explosionen und war sich sicher: «Es gibt keinen Zweifel daran, dass es sich um Sprengungen handelt. Man kann sehr deutlich sehen, wie die Wellen vom Meeresgrund an die Oberfläche springen.»
Brisant: Der «Spiegel» berichtet, dass der amerikanische Geheimdienst CIA die deutsche Regierung bereits im Sommer vor möglichen Anschlägen auf die Gaspipelines gewarnt hatte. Ein Regierungssprecher wollte sich laut dem Bericht zwar nicht dazu äussern, die Zeitung beruft sich jedoch auf mit dem Fall vertraute Personen.
Die Bundesregierung spricht öffentlich nicht von gezielten Angriffen und liess noch am Montagabend verlauten, man kenne die Ursache noch nicht. Gegenüber dem «Tagesspiegel» sagte aber eine in die Bewertung durch die Bundesregierung und die Bundesbehörden eingeweihte Person: «Unsere Fantasie gibt kein Szenario mehr her, in dem das kein gezielter Anschlag ist.» Es spreche alles gegen einen Zufall.
Zwei mögliche Szenarien für mutmassliche Sabotage
Die Nord Stream AG hat nach eigenen Angaben an einem Tag an drei von vier Leitungen Schäden entdeckt. Der Betreiber sprach von «beispiellosen Fällen». Es sei unklar, wann das System wieder funktionieren werde. Wie der «Spiegel» weiter berichtet, sollen nun auch andere Pipelines und Gasversorgungsanlagen auf Hochdruck überprüft werden.
Und wie geht es mit der Untersuchung der Schäden weiter? Um einen mutmasslichen Anschlag zu ermitteln, muss laut Berichten der Meeresboden untersucht werden. Aus informierten Kreisen heisst es, dass es dafür U-Boote und Marinetaucher braucht.
Sollte es sich tatsächlich um einen Anschlag handeln, würde angesichts des technischen Aufwands eigentlich nur ein staatlicher Akteur infrage kommen. In dem Bericht vom «Tagesspiegel» werden zweierlei mögliche Spekulationen erwähnt:
Erstes Szenario: Ukrainische oder mit der Ukraine verbundene Kräfte könnten darauf gezielt haben, dass Gas aus Russland nur noch über die ukrainischen Pipelines oder die durch Polen verlaufende Jamal Pipeline nach Zentraleuropa fliesst.
Zweites Szenario: Eine «False Flag»-Operation Russlands, die die Ukraine beschuldigt. Damit könne das Land bezwecken, die Energiekrise weiter zu verschärfen und den Gaspreis möglicherweise noch höher zu treiben.
Polen und Ukraine: Russische Sabotage
Die Ukraine und Polen machten am Dienstag bereits Russland für die Gas-Lecks verantwortlich. «Das grossflächige ‹Gasleck› an Nord Stream 1 ist nichts anderes als ein von Russland geplanter Terroranschlag und ein Akt der Aggression gegenüber der EU», schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak am Dienstag auf Twitter.
Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki sprach von einem «Sabotageakt». Noch seien nicht alle Details bekannt, aber es handle sich «wahrscheinlich um die nächste Eskalationsstufe der Situation in der Ukraine».
Auch Russland schliesst Sabotage oder andere Gründe nicht aus. «Jetzt kann keine Variante ausgeschlossen werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag auf die Frage, ob Sabotage der Grund sein könne für den Druckabfall.
Der Kreml sei «äusserst beunruhigt» über den Druckabfall. Die Nachrichten seien alarmierend. Die Schäden an den Leitungen müssten untersucht werden. «Das ist eine absolut nie dagewesene Situation, die einer schnellen Aufklärung bedarf», sagte Peskow.