Ukraine-Krieg: Hochzeiten entlarven Zahl von Putins Rekrutierten
Schätzungen basierend auf Hochzeitszahlen zufolge rekrutierte Putin 527'000 Russen für den Ukraine-Krieg. Kiew erwartet eine weitere Mobilmachung.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Herbst 2022 kam es in Russland zu einer Hochzeitswelle.
- Grund dafür war, dass für Rekrutierte die Wartefrist gestrichen wurde.
- Mit den Hochzeitsdaten lässt sich schätzen, dass weit mehr Männer rekrutiert wurden.
Russland verliert im Ukraine-Krieg massenhaft Soldaten. Im letzten Herbst reagierte Kremlchef Wladimir Putin darauf und ordnete eine Teilmobilmachung an. 300'000 russische Männer wurden für den Krieg eingezogen – so zumindest die offiziellen Zahlen.
Laut dem unabhängigen russischen Portal «Mediazona» ist dies aber eine krasse Untertreibung: Das Portal schätzt basierend auf Daten von Volkszählungen und Zahlen zu Eheschliessungen, dass mindestens 527'000 Russen mobilisiert worden sind.
In Russland müssen Paare die Hochzeit anmelden und dann einen Monat warten. Für Männer, die in den Krieg ziehen, wurde die Wartefrist aber gestrichen. In der Folge kam es im letzten Herbst zu einer Heiratswelle, beispielsweise in der armen Region Burjatien: Dort wurden in den ersten drei Septemberwochen je 83 Eheschliessungen registriert. In der vierten Woche des Monats und im Oktober waren es dann wöchentlich 662.
Mit der Heirat wollen die neuen Soldaten sicherstellen, dass ihre Frauen im Todesfall abgesichert sind. Zudem dürfen nur gesetzliche Ehepartner den Soldaten im Spital besuchen.
Paare, die es verpasst hatten, vor dem Einsatz im Ukraine-Krieg zu heiraten, holen dies noch nach. So werden laut «Mediazona» Freundinnen teils zum Dienstort eingeflogen, um zu heiraten. Auch Diensturlaube werden für Hochzeiten genutzt. Aus diesem Grund gab es auch im Dezember noch deutlich mehr Eheschliessungen als im Vorjahr.
Seit der Mobilmachung hat Russland weiter viele Soldaten verloren. Allein in der Schlacht um Bachmut sollen bis zu 500 Russen pro Tag fallen. Der ukrainische Geheimdienst warnt deswegen, dass Putin eine zweite Mobilmachung für den Ukraine-Krieg plane. Noch in diesem Monat soll sie folgen und auch die bisher verschonten Vollzeitstudenten in den Krieg ziehen.