Ukraine-Krieg: Kreml warnt Europa nach Nord-Stream-Beschuldigung

Die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines geben weiterhin Rätsel auf. Russland glaubt, Grossbritannien habe die Gas-Röhren sabotiert. Und warnt jetzt Europa.

Liz Truss soll für die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines sein. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Noch ist unklar, wer für die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines verantwortlich ist.
  • Die Russen haben den angeblich Schuldigen gefunden: Grossbritanniens Liz Truss!
  • Eine SMS-Nachricht der damaligen Aussenministerin an Antony Blinken soll sie verraten.

Am 26. November wurden erste Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt. Diese seien durch Explosionen ausgelöst worden – man geht von Sabotageakten aus. Allerdings beschuldigen sich der Westen und Russland gegenseitig.

Russland geht nun sogar so weit, Grossbritannien direkt für die angebliche Sabotage verantwortlich zu machen. Die Nation habe die Angriffe auf die deutsch-russischen Gas-Pipelines gesteuert und koordiniert. Moskau beschuldigt London zudem der Beteiligung an Angriffen auf die Schwarzmeerflotte.

Dmitri Peskow ist Sprecher des Kremls und macht die Ukraine für die Angriffe auf Belgorod verantwortlich. - Keystone

«Unseren Geheimdiensten liegen Beweise vor, die darauf hindeuten, dass der Angriff von britischen Militärspezialisten geleitet und koordiniert wurde.» Das behauptet Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag vor der Presse.

Liz Truss sei Strippenzieherin der Nord-Stream-Sabotage

Es gebe angeblich Beweise dafür, dass Grossbritannien «in Sabotage- und Terrorakte gegen lebenswichtige Energieinfrastruktur verwickelt» sei, behauptete er weiter. Und zwar «nicht nur in Russland, sondern international».

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Doch es bleibt nicht dabei! Strippenzieherin der ganzen Aktion soll die damalige britische Aussenministerin Liz Truss gewesen sein. Truss habe unmittelbar nach dem Anschlag eine Textnachricht an den US-Aussenminister Antony Blinken geschickt. «It's done» (zu Deutsch: «Es ist vollbracht») soll es darin geheissen haben.

Absurd: Den Russen würden die entsprechenden Beweise vorliegen, nachdem sie die iCloud der ehemaligen Premierministerin gehackt hatten. Doch veröffentlicht wurden diese nicht.

Russland «denkt über weitere Schritte nach»

Solche Aktionen könnten nicht unbeantwortet bleiben, warnt Peskow. «Wir werden über weitere Schritte nachdenken», sagt er und kritisiert das «inakzeptable Schweigen der europäischen Länder».

Moskau hatte London bereits am Samstag beschuldigt, in die Explosionen «verwickelt» zu sein. Mitglieder einer «Einheit der britischen Marine» hätten Ende September an der «Planung, Belieferung und Ausführung» des «Terrorangriffs» mitgewirkt. So erklärte sich das russische Verteidigungsministerium am Samstag im Online-Dienst Telegram die Angriffe.

Grossbritannien hatte die Vorwürfe Russlands zurückgewiesen. Das britische Verteidigungsministerium fand am Samstag klare Worte auf Twitter. Man wolle vom «desaströsen Versagen bei der illegalen Invasion der Ukraine» ablenken. Deswegen bediene sich das russische Verteidigungsministerium «Falschbehauptungen epischen Ausmasses».

Russland nicht in internationale Untersuchung einbezogen

Die insgesamt vier Explosionen vor der dänischen Insel Bornholm im September hatten mehrere Lecks in die Nord-Stream-Pipelines gerissen. Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas.

Russland hatte sich wiederholt beschwert, nicht in die internationale Untersuchung zu den Lecks einbezogen worden sei.